Heute habe ich drei selbstständige Mütter mit Migrationshintergrund gefragt, wie sie in ihrem Familienleben mit dem Thema “Bilingualität” umgehen. Alle drei haben sich bereits in der Blogserie “Mama Start-Up” vorgestellt und uns von ihren Gründungsherausforderungen erzählt. Dieses Mal teilen sie mit uns ihre Strategien bei der mehrsprachigen Erziehung und erzählen, wie ihr Alltag durch verschiedene Kulturen geprägt ist.

Spanisch – Deutsch

Alba ist eine hervorragende Künstlerin, die dank ihrer künstlerischen Begabung ein kleines, aber feines Label “Kleine Klara” nach dem Motto “Kunst zum Anziehen” gründete. Uns beide verbindet ziemlich viel: Alba, ähnlich wie ich, lebt seit über 5 Jahren mit ihrem deutschen Mann in Deutschland. Sie hat zwei Kinder, mit denen sie ausschließlich Spanisch spricht, unabhängig davon, wer sonst dabei ist. Auch ihr Mann ist konsequent und spricht mit den beiden Mädchen nur Deutsch. Die Kinder sprechen miteinander manchmal Deutsch, manchmal Spanisch.

Alba hat bisher nur positive Erfahrung mit der Bilingualität gemacht und bekommt gutes Feedback von ihrem Umfeld. Die meisten Leute reagieren positiv auf die zweisprachige Familie und empfinden ihre Bilingualität als vorteilhaft. Am Anfang war die Schwiegermutter von Alba etwas skeptisch, ob die Kinder dann richtig Deutsch lernen werde, als sie aber merkte, dass die Mehrsprachigkeit sehr gut funktioniert, war sie beruhigt.

Alba Kleine Klara mit Familie
Deutsch war nicht vom Anfang an die erste Sprache der Familie. Albas erste Tochter Clara kam in Barcelona auf die Welt und damals dachte die Mutter, dass Spanisch die erste und Deutsch die zweite Muttersprache ihrer Kinder wird. Katalanisch kam eher an dritter Stelle. Als Clara noch sehr klein war, zog die Familie nach München und seitdem sorgt Alba dafür, dass die Kinder auch Spanisch auf gutem Niveau beherrschen. Alba weiß, dass die Kinder “automatisch” sehr gut Deutsch lernen werden, denn sie besuchen eine deutsche Spielgruppe und Kindergarten.

Was hilft ihr, um die spanische Sprache bei ihren Kindern zu unterstützen? Nach jedem Besuch in Spanien haben Albas Töchter große Fortschritte gemacht. Außerdem ist die Konsequenz der Mama entscheidend. Auch bei der zweiten Tochter Iris, die jetzt 3 Jahre alt ist und schon länger eine deutsche Krippe besucht, bleibt Alba konsequent. “Mein Trick ist, die Worte die sie nur auf Deutsch kennt, auf Spanisch zu wiederholen”. Das hilft dem Mädchen, mit der Bilingualität im Alltag umzugehen.

Die nächste große Herausforderung ist den Kindern Schreiben und Lesen auf Spanisch beizubringen.

Deutsch – Ungarisch – Armenisch – Russisch – Englisch

Julia, die erfolgreiche Musikpädagogin und Gründerin der Agentur premiertone, die Websites, Social Media PR und Beratung für klassische Musiker anbietet, hat eine hoch interessante Sprachmischung in der Familie. Ihre beide Kinder (ein Junge 3,5 Jahre alt und ein Mädchen 1,5 Jahre alt) kommen nämlich mit fünf verschiedenen Sprachen in Verbindung!

Julia hat ungarische Wurzeln, lebt aber schon seit über 30 Jahren in Deutschland. Ihr Mann ist armenischer Abstammung, ist aber selber ein Zweisprachler, da er armenisch und russisch als Muttersprache spricht. “Mein Mann konnte sich lange nicht entscheiden, ob er russisch oder armenisch wählen soll für die Kinder, da beide Sprachen für ihn gleichwertig sind und er beide als Muttersprache empfindet. Aber, da armenisch die ‘Herzenssprache’ ist, hat er sich dafür entschieden” – stellt Julia fest. Die beiden lernten sich auf Englisch kennen und seitdem unterhalten sie sich miteinander nur auf Englisch. Die Großeltern väterlicherseits und manche Freunde und Familienmitglieder sprechen mit Julias Kindern Russisch. So entsteht eine Konstellation von fünf Sprachen, die die Kinder umgeben.

Wie hat sich Julia als werdende Mama auf diesen Sprachkosmos vorbereitet? Sie kontaktierte die geschätzte Sprachwissenschaftlerin Elke Montanari, um sicher zu sein, ob so viele Sprachen für die Kinder nicht zu viel sein werden. Montanari hat Julia Mut gemacht, dass das durchaus machbar sei und gab Julia Tipps.

Julias Familie

Julias größte Priorität ist, dass die Kinder mit den Muttersprachen der Eltern aufwachsen. Wie funktioniert die Mehrsprachigkeit im Alltag? “Unser Großer switcht problemlos zwischen drei Sprachen und übersetzt auch jeweils, wenn er denkt, dass ich z.B. nicht verstanden habe, was Papa gesagt hat. Bis jetzt sind wir sehr konsequent und die Kinder sind es auch (die Kleine beginnt gerade erst zu sprechen), das heißt, der Große antwortet auch immer in der jeweils passenden Sprache”.

Bestimmt sehr hilfreich ist die Einstellung der Verwandten, die bisher alle sehr unterstützend waren. Auch die meisten Freunde und Bekannte sind recht beeindruckt, wie gut die Mehrsprachigkeit in Julias Familie bisher funktioniert.

Was sind Julias Tipps zur bilingualen Erziehung? “Ich denke, Konsequenz ist das A und O – was sicher nochmal schwieriger wird, wenn die Kinder älter werden. Und auch spannend wird es, in welcher Sprache sie untereinander kommunizieren werden. Ich vermute, es wird zu einem großen Teil Deutsch sein (so ist es auch bei meinen Schwestern, die hier geboren wurden) – aber dennoch sollen unsere Sprachen ein Teil ihrer Kultur sein und es auch bleiben”.

Deutsch – Türkisch

Ahu, die sympatische Gründerin der Catering Boutique Mother’s Touch ist in Istanbul geboren. Seit 2004 lebt sie mit ihrem türkischen Mann in München. Sie haben bereits zwei Kinder – ein Mädchen, das 8 Jahre alt ist und einen Jungen, der im Dezember 5 wird. Am Anfang musste Ahu selbst Deutschkurse besuchen, um die Sprache der Umgebung zu lernen.

Ahu und Familie
Mit ihrem Mann und mit den Kindern spricht sie ausschließlich türkisch. Ahu war es wichtig, dass die Kinder erst die eine Sprache gut beherrschen, damit sie die zweite Sprache schneller und korrekt lernen. “Deswegen haben wir bis zum Kindergartenalter mit unseren Kindern zu Hause nur türkisch gesprochen” – ergänzt Ahu. Natürlich war es am Anfang für die Kinder etwas schwer, auf einmal eine neue Fremdsprache, also Deutsch zu lernen. Beide haben es aber sehr gut geschafft und innerhalb von kurzer Zeit die deutsche Sprache beherrscht. “Jetzt können unsere Kinder sowohl sehr gut Türkisch als auch Deutsch sprechen und verstehen. Alle Verwandte und das familiäre Umfeld sind mit dieser Situation zufrieden, weil die Kinder problemlos und mit Freude alles in beiden Sprachen erledigen und mitmachen können”.

Heutzutage spricht der Papa ab und zu mit den Kleinen deutsch, wenn sie danach fragen. Die Familie hält sich hauptsächlich an die ml@H-Methode, was minority language at Home bedeutet.

Für alle drei Mütter, die hier ihre interessante Erfahrungen mit uns geteilt haben, sind folgende Punkte bei der mehrsprachigen Erziehung sehr wichtig: Konsequenz in der Anwendung der jeweiligen Muttersprache und Kontakt zu der Familie im Heimatland, sowie gemeinsames Spielen und Singen in der Muttersprache. Als Mompreneurs wissen sie, wie wichtig es ist, die Zeit zwischen Beruf und Familie zu teilen, um Kapazitäten auch für solche Aktivitäten zu haben.

Liebe Alba, liebe Julia und liebe Ahu, 1000 Dank, dass Ihr Euch so viel Mühe gemacht habt und schon beim zweiten Interview bei mir mitgemacht habt!

Muchas gracias, köszönet, շատ շնորհակալ եմ, спасибо, thank you very much, teşekkür und danke schön!

Hast Du auch eine mehrsprachige Familie? Möchtest Du Deine Erfahrung mit uns teilen? Dann schreib mir bitte eine Nachricht an: frommunichwithlove@gmail.com.