Julia, die Musikpädagogin und Musikwissenschaftlerin aus Berlin, hat ihre beruflichen Erfahrungen im Kulturmanagment und in der Organisation von Klassik-Festivals und Künstleragentur gesammelt. Noch vor der Babyzeit ist sie selbstststädig geworden und war wirklich froh darüber, als die Kinder auf die Welt kamen, dass ihre Firma bereits etabliert und auf dem Markt verankert war. Sonst hätte sie vielleicht nicht den Mut und die nötige Energie zum Gründen gehabt…

“Pass Dein Business Deinem Leben an, und nicht umgekehrt!” – rät sie anderen Mamas, die die Führung der eigenen Firma mit dem Leben ihrer Kleinkindern verbinden möchten. Wie Julia diese Balance zwischen Privat- und Berufsleben hält und welche Lösungen sie für sich gefunden hat, könnt Ihr hier in diesem ehrlichen und freundlichen Interview lesen.

Vielen Dank, liebe Julia für das Mitmachen!

Stell Dich und Dein Business kurz vor.

Ich bin Julia, Mutter meiner entzückenden Kinder 😉 David, 3 Jahre alt und Sara, ein Jahr alt. Ich bin Geschäftsführerin und Gründerin der Firma premiertone, die Websites, Social Media PR und Beratung für klassische Musiker anbietet.

Was hast Du vor der Kinderära beruflich gemacht?

premiertone habe ich mit einer sehr guten Freundin zusammen gegründet, das Konzept entwickelt und aufgebaut. Wir sind im Dezember 2010 online gegangen mit unserem Portal. Davor war ich in verschiedenen Bereichen im Kulturmanagement tätig, bei Klassik-Festivals, bei einem Plattenlabel, bei einer Künstleragentur. Ich war schon selbständig, bevor ich schwanger wurde, premiertone war da noch in der Aufbauphase.

Wie hat die Mutterschaft Deine berufliche Situation verändert?

Nun ja, ich denke, ich kämpfe mit den üblichen Problemen der Selbständigkeit und des Mutter-Daseins: zuwenig Zeit! Als selbständige Unternehmerin muss man immer die Zukunft der Firma im Blick behalten und den Drive haben, Dinge weiterzuentwickeln. Als Mutter ist man mehr im Hier und Jetzt, und denkt maximal 1 Woche im Voraus 😉

Einer der entscheidenden Unterschiede meines Berufslebens ist, dass ich viel weniger Zeit und Gelegenheit zum Reisen und Netzwerken habe (was für die Firma aber gut wäre), als vorher und weniger Extra-Projekte übernehmen kann, die mich aber manchmal reizen und interessieren. Ich weiß jetzt natürlich auch viel mehr die Vorteile der Selbständigkeit zu schätzen, die für mich bzw. für uns noch überwiegen. Sprich, relativ freie Zeiteinteilung, die Möglichkeit online von überall zu arbeiten, etc.

Wie bist Du auf die Businessidee gekommen?

Wir haben damals mit meiner Freundin „rumgesponnen“ und verschiedene Business-Modelle überlegt –eigentlich war es ihre Idee, da wir bei der Arbeit für Festivals festgestellt haben, dass das Thema Online-Präsenz und –Marketing bei klassischen Musikern gar nicht so angekommen ist, wie in anderen Branchen. Wir konnten gar nicht glauben erstmal, dass es so eine Dienstleistung gar nicht gibt in dieser Branche und hatten so eine kleine Marktlücke aufgetan.

Bist du mit Deiner jetzigen Familien- und Berufssituation zufrieden?

Mein Mann ist auch Musiker und viel unterwegs. Dadurch bin ich immer wieder alleine mit den Kindern, was recht stressig sein kann, wenn man auch berufliche Termine hat. Die Kinder sind zumindest bis 14.30-15 Uhr betreut in der Woche. Jede Mutter weiß, dass sowas nur dann funktioniert, wenn niemand krank ist… 🙂 Wenn dann ein Kind krank ist, kann der Arbeitsplan einer ganzen Woche sehr schnell zunichte gemacht werden und dann ist man unter Zeitdruck.

Aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden! Klar hätte man immer mal gern mehr Zeit für sich, Zeit zu zweit… aber es wird alles kommen. Jetzt sind die Kinder noch so klein, und Zeit mit ihnen hat Priorität.

Wie sieht Dein Alltag aus?

Also noch lasse ich mich von den Kindern wecken ;-), das ist meist zwischen 6 und 7 Uhr. Dann stehen wir auf und ich ziehe die beiden an und springe dann schnell selbst in die Dusche und mache mich fertig. Dann folgt Frühstück und um 8.30 kommt unsere Kinderfrau und ein zweites Baby-Mädchen, mit der unsere Kleine zusammen betreut wird bei uns zuhause. Ich gehe dann mit dem Großen in die Kita und danach in mein Büro – das alles ist in 10 Min-Laufentfernung von unserer Wohnung, sehr praktisch!

Dann arbeite ich, mache Telefonate, evtl. Termine, Kundengespräche – schwupps, ist es schon Mittag! Um 14.30 Uhr muss ich zuhause sein und kuschle dann kurz mit meiner Tochter, bevor wir uns um ca. 15 Uhr auf den Weg machen zur Kita. Je nach Wetter gehen wir noch auf den Spielplatz oder einkaufen oder direkt nach Hause. Die Kinder spielen (meist noch nicht alleine) oder wuseln um meine Beine herum, während ich versuche, etwas zum Abendessen zu machen ;-). Wir essen gegen 18 Uhr und dann lege ich die Kleine hin, die spätestens um 19 Uhr schläft, währenddessen darf David ein paar Filmchen auf Youtube gucken (Trotro oder ähnliches). Dann spiele ich noch etwas mit ihm oder wir lesen Bücher, er ist gegen 20 Uhr im Bett. Je nachdem ob mein Mann da ist oder nicht, hängen wir auf der Couch zusammen, ich arbeite noch etwas, surfe oder gucke Serien. Das, was halt alle Mütter so machen, oder? Seit neustem habe ich mich aufgerafft, etwas Sport zu machen nach YouTube-Videos. Das ist super und tut sehr gut!! 🙂

Gibt es ein Erfolgsrezept? Hast Du Tipps für Mamis, die sich überlegen, selbständig zu werden?

Ein Erfolgsrezept… Ich glaube, ich hätte mich nicht mit einem neugeborenen Baby selbständig gemacht und auch nicht ganz alleine. Ich hätte nicht den Mut und die Energie dazu gehabt plus fände ich den Druck sehr schwierig zu händeln, damit sein Lebensunterhalt gleich zu verdienen wo man sowieso genug zu tun hat mit dem neuen Mutter-Dasein.

Ich war froh, dass wir unser Business schon hatten, wenn auch noch nicht mega-erfolgreich, aber so, dass der Betrieb schon eine Struktur hatte und es angelaufen war, als ich in eine kleine Babypause ging. Seit ich die Firma alleine führe, ist es auch nochmal anders, beim 2. Kind habe ich natürlich gar nicht richtig aufgehört zu arbeiten, das geht einfach nicht bei der Menge an Kunden. Das muss man sich einfach bewusst machen, wenn man selbständig sein will, entweder muss man eine gute Vertretung haben (und es sich leisten können), um Kunden zu halten oder man muss mehr oder weniger trotz Baby weiterarbeiten. Meiner Meinung nach geht das beim 1. Kind einfacher als beim 2. Kind…

Ich habe also leider kein „Erfolgsrezept“, höchstens den Tipp:
Pass Dein Business Deinem Leben an, und nicht umgekehrt! Im Idealfall passt die Arbeit zum restlichen Leben, damit man sich auf die Kinder gut einstellen kann. Natürlich geht das alles auch nur wirklich gut (meiner Meinung nach), wenn man einen Partner hat, mit dem man sich den Alltag, die Sorgen und last but not least! die finanzielle Last teilt. Wenn man darauf angewiesen ist, so schnell wie möglich wieder Vollzeit zu arbeiten, dann ist das eben so. Ich bin auch froh, dass ich „nur“ ca. 30 Stunden pro Woche arbeiten kann und den Rest der Zeit mit den Kindern habe.

Was sind Deine berufliche Pläne?

Der Plan ist, premiertone wieder mehr aktiv zu führen und nach vorne zu bringen, mehr Netzwerken, mehr Kunden, neue spannende Herausforderungen etc.! 🙂

Julia Kadar
Julia KadarGründerin von premiertone
(c) Klaus Heimbach

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