Mein kleiner Mann wird groß! Das passiert natürlich nicht auf einmal, aber es berührt mich zutiefst, wenn ich begreife, dass aus meinem Kleinkind bald ein Kindergartenkind wird. Nico ist jetzt 2,5 Jahre alt, aber durch seinen um zwei Jahre älteren Bruder, wirkt er reifer und selbstständiger. Leo war damals ganz anders.

Von Geburt an hat Nico alles mitgemacht, was sein Bruder schon konnte. Er hat mit uns verschiedene Spielgruppen besucht, hat sich aus dem Kinderwagen oder von meinem Schoss aus das Toben seines Bruders auf dem Spielplatz angeschaut und ist schon im frühesten Alter U-Bahn, Tram und Bus gefahren. Als er ein Monat alt war, hat er seine erste Geburtstagsparty besucht. Seit er 7 Monate alt ist, badet er regelmäßig mit seinem Bruder in der großen Badewanne. Und mit acht Monaten hat er schon Lego gespielt oder besser gesagt: kaputt gemacht 😉 All das wäre nicht passiert, wenn er keinen großen Bruder hätte.

Denn mit dem ersten Kind ist man ganz vorsichtig. Man überprüft alles zwei Mal, versucht das Baby keinen lauten Geräusche auszusetzen und möchte seine Bedürfnisse dem Alter entsprechend befriedigen.

Ab dem zweiten Kind gibt es keine Zeit mehr “für so was”! Die Kleinen müssen einfach durch und meistens meistern sie das hervorragend. Infolgedessen werden sie schneller reif und die Babyzeit ist bei ihnen kürzer. Ist das fair und gerecht? Wahrscheinlich nicht, aber das ist Familie! Alle Mitglieder müssen sich anpassen und kooperieren, damit die ganze Gruppe zusammenhält und funktioniert…

Und mein kleiner-großer Mann? Er wird mit jedem Tag selbstständiger. Manchmal verhält er sich wie ein Baby – er weint sofort, wenn er traurig wird oder wenn etwas nicht nach seinem Willen läuft. Er braucht immer noch viel körperliche Nähe und das Bewusstsein, dass die Mama immer da ist, wenn er sie braucht. Er versteckt sich in meinen Haaren oder hinter meinen Beinen, wenn ihm jemand etwas fragt oder unerwartet anspricht. Er schläft mit seinem Schmusetuch ein und holt es raus, wenn er traurig ist. Manchmal aber wird er richtig frecht und stur! Er braucht keinen Kinderwagen mehr und kann schon selber lange Strecken laufen. Er kommt ohne Hilfe beim Essen oder beim Basteln mit der Schere klar. Er verweigert den Mittagsschlaf und lässt sich nicht immer wickeln. Er ist oft bestimmend, selbstbewusst und will selber Entscheidungen treffen. So eine Mischung aus Kleinkind und Kindergartenkind.

Ich beobachte diesen Prozess mit großem Stolz, weil Nico so schnell alles lernt und ganz gezielt nach seinem Platz in unserer 4-köpfigen Familie sucht. Ich beobachte diesen Prozess aber auch mit großem Wehmut, weil ich weiß, das diese Zeit nie mehr zurück kommt. Er wird bald alles selber machen können und mich immer weniger brauchen.  Er orientiert sich immer mehr nach seinem großen Bruder. Da wird Mamas Herz etwas nostalgischer, auch wenn der Abschied unvermeidbar ist…