Für mich, eine Polin, die ihre Kinder zweisprachig aufzieht, ist das Thema Bilingualität sehr interessant und wichtig. Meine Kinder sind noch relativ klein (2 und 4 Jahre alt) und bis jetzt dreht sich alles um die mündliche Form der Sprache, bald kommt aber das Thema Lesen und Schreiben auf uns zu. Deswegen bin ich ständig auf der Suche nach neuen Tipps und Anregungen in diesem Bereich.

Heute freue ich mich riesig, Euch drei verschiedene Familien präsentieren zu können, die an meiner Serie „Bilingual Kids“ teilgenommen und meine Fragen beantwortet haben. Alle erzählen von den eigenen Methoden, von Herausforderungen und Problemen, die sich hinter der bilingualen Erziehung verbergen.

Italienisch – Deutsch

Lara, Laura und Alexander

Lara, Laura und Alexander

Laura wohnt mit ihrem deutschen Mann Alexander und ihrer 4-jährigen Tochter Lara in München. Laura ist eine gebürtige Italienerin, für die immer klar war, dass sie mit dem eigenen Kind nur in ihrer Muttersprache sprechen würde. „Ich habe mich nicht großartig darauf vorbereitet. Was ich auf jeden Fall nie gemacht hätte, wäre die Sprachen zu mischen“, sagt Laura. Ihre Tochter Lara spricht momentan ein sehr gutes und akzentfreies Italienisch, was vom Umfeld und den Verwandten der deutsch-italienischen Familie als sehr positiv und bewundernswert gesehen wird. Die größte Herausforderung ist für Laura vor allem konsequent zu bleiben. „Ich habe lange Jahre fast nur eine Fremdsprache gesprochen. Jetzt muss ich in der Kommunikation mit Laura schon ab und zu überlegen und schauen, dass mir kein fremdes Wort rausrutscht“.

Für Eltern, die selber nur eine Sprache auf dem muttersprachlichen Niveau beherrschen, kann Lauras Tipp interessant sein: „Es ist sehr wichtig, dass der Elternteil die Sprache mit dem Kind spricht, die ihm am Herzen liegt. Das Kind spürt und deswegen akzeptiert dies“.

Wie würde Laura die Herausforderungen der Biligualität zusammenfassen? „Das Kind braucht eine Umgebung und eine Verbindung zu der Sprache. Nur ab und zu mal die Verwandten in dem Land zu besuchen reicht nicht aus! Die tägliche Benutzung der Sprache ist ganz wichtig. Man sollte auf die Quantität achten und natürlich wie man die zweite Sprache beibringt“, ergänzt Laura. Für die Sprachentwicklung ihrer Tochter hat sie sogar eine italienische Spielgruppe gegründet, die sie nun seit ein paar Jahren führt.

Wichtig ist auch das Argument der Zeit, in der man den Kindern die eigene Aufmerksamkeit schenkt: „Wie viel Zeit man mit dem Kind verbringt ist auch entscheidend für eine gelungene Bilingualilät. Eltern, die nur ein paar Stunden am Tag mit ihren Kindern verbringen, können nicht erwarten, dass das Kind von alleine eine Sprache lernt.
Es ist aufwändig, klar. Aber wenn man dann die Sprachentwicklung des Kindes hört, dann kann man nur stolz auf sich selbst sein!“.

Polnisch – Englisch – Deutsch

Ada, Stefan, Joachim

Die dreisprachigen Kinder von Kasia

Die Polin Kasia lebt in München mit ihrem britischen Mann und 3 Kindern (6, 4 und 2 Jahr alt) erst seit einem Jahr. Vorher hat die ganze Familie in Großbritannien gelebt. Die Eltern unterhalten sich auf Englisch, mit den Kindern spricht jeder von ihnen in der eigenen Muttersprache, also Mama – Polnisch, Papa – Englisch. Die Kinder haben Deutsch im Kindergarten gelernt und inzwischen reden und spielen sie miteinander in allen drei Sprachen.

Dass es nicht immer leicht mit Bilingualität ist, weiss Kasia aus eigener Erfahrung. „Meiner Meinung nach ist die größte Herausforderung für die Eltern, konsequent zu bleiben und sich an die gewählte Methode zu halten. Für uns war bisher der schwierigste Punkt, als mein ältester Sohn zu sprechen begann und mir nur auf English (statt Polnisch) antwortete. Damals habe ich konsequent den Satz, den er sagen wollte, auf Polnisch angefangen und mein Sohn musste ihn zu Ende bringen. Die englischen Sätze habe ich von ihm einfach nicht akzeptiert. Auf diese Weise musste er vom Anfang an mit mir auf Polnisch sprechen. Die Kommunikation zwischen uns dauerte also am Anfang doppelt so lange und wir beide fanden es ziemlich frustrierend, aber nach ein paar Monaten bildete mein Sohn schon polnische Sätze. Mit meiner Tochter hatte ich solche Probleme nicht, weil sie sich von Beginn an an die Sprachanwendungen zu Hause einfach angepasst hat“.

Kasia und ihr Mann verwenden zu Hause konsequent die OPOL-Methode (one person, one language). Wie haben sie sich mit dem Thema Bilingualität auseinander gesetzt? „Ich habe andere zweisprachige Familien beobachtet und nach Tipps gefragt. Außerdem habe ich ein paar Bücher zu diesem Thema gelesen“. Damit die Mehrsprachigkeit Erfolg haben kann, achtet die englisch-polnische Familie besonders darauf, intensiven Kontakt zu den Familien in den jeweiligen Heimatländern zu halten, dass auch in den Muttersprachen vorgelesen wird und dass die Eltern die OPOL-Methode konsequent anwenden.

Und was bedeutet diese Konsequenz im Alltag tatsächlich? „Wenn wir zusammen mit anderen Leuten zusammen sind, die nicht Polnisch sprechen, dann spreche ich sowieso Polnisch mit den Kindern. Aber die wichtigsten Sätze übersetze ich auch auf Deutsch, so dass die anderen Leute nicht in die Röhre gucken“.

Polnisch – Deutsch

Maciej und Ksawer

Maciej und Ksawer

Ähnlich wie Kasia, ist Maciej mit seinem 4-jährigen Sohn Ksawery vor ca. zwei Jahren nach München gekommen. Seine Frau ist auch Polin, zu Hause wird also nur Polnisch gesprochen. Trotzdem hat Ksawer sehr schnell deutsch im Kindergarten gelernt und kann beide Sprachen sehr gut unterscheiden. Wenn Papa mit Ksawery im Kindergarten Polnisch spricht und andere Kinder fragen, was sie besprochen haben, übersetzt Ksawer für seine Freunde. Auch bei Maciej hat sich die OPOL-Methode bewährt. Er hat sich gegen die Empfehlungen der Kindergartenleitung entschieden, zu Hause ausschließlich Polnisch zu reden und hat mit dem Sohn immer konsequent nur Polnisch geübt. Seiner Meinung nach hat Ksawery im Alltag genug Kontakt mit der deutschen Sprache und braucht keine zusätzliche Unterstützung von Zuhause, vor allem, da beide Eltern keine deutschen Muttersprachler sind. „Bei der polnischen Sprache achte ich sehr auf die richtige Aussprache meines Sohnes. Ich wiederhole viel, benutze Synonyme und erkläre Idiome beim Vorlesen. Ksawery wird auch ermutigt, mit der Sprache zu spielen: wir schaffen neue, lustige Wörter, was seine linguistische Kompetenzen und Fantasien anregt“.

Was sich bei allen befragten Familien bewährt hat ist Ausdauer und Konsequenz. Alle geben zu: Bilingualität macht man nicht mit links! Im Gegensatz: sie bedeutet viel Arbeit und Geduld. Und ermöglicht den Kindern die Kultur der Eltern und Verwandten besser kennen zu lernen.

Liebe Laura, liebe Kasia, lieber Maciej, vielen herzlichen Dank für Euren Input! Ihr macht es toll – weiter so!

Grazie mille, dziękuję bardzo, thank you very much! 🙂

Wer Lust hat, eigene Erfahrungen in diesem Bereich zu teilen, kann mir gerne eine Nachricht schicken: frommunichwithlove@gmail.com.