Vielleicht habt Ihr das ja schon auf dem Blog mitbekommen – ich bin eine Polin, die einen deutschen Mann geheiratet hat und seit fast 5 Jahre mit ihm in München lebt. Wir haben 2 Kinder, die hier auf die Welt gekommen sind. Meine polnischen Wurzeln sind mir immer sehr wichtig und ich pflege regelmäßig den Kontakt zu meiner Familie in Polen und zu den Landsleuten, die ich schon in München kennengelernt hatte. Dennoch wohnen wir in Deutschland und werden wahrscheinlich hier noch eine ganze Weile bleiben, deswegen ist mir auch sehr wichtig, dass die Kinder gut Deutsch sprechen und die deutsche Kultur voll aufsaugen. Das passiert beiläufig, da mein jüngster Sohn von einer deutschen Tagesmutter betreut wird und mein älterer Sohn in einen deutschen Kindergarten geht. Außerdem spielen sie, lesen und verbringen viel Zeit mit ihrem deutschen Papa.

Raüber rozbojnik Hotzenplotz

In diesem Post möchte ich Euch ein paar persönliche Tipps geben, die sich in meiner Familie bewährt haben und die dazu führen, dass die Kinder bilingual aufwachsen und eine bikulturelle Individualität gewinnen. Ich möchte Euch auch Mut geben, dass die Sache mit der Mehrsprachigkeit wirklich funktionieren kann und einen riesigen Vorteil für Eure Kinder darstellt.

  • Vor allem wende ich die Hauptregel der Mehrsprachigkeit an, so genannte OPOL-Methode (One person – one language). Egal wo wir uns befinden und mit wem wir gerade sprechen, ich rede mit meinen Kindern nur Polnisch. Immer und konsequent. Wenn ich das Gefühl habe, der begleitenden Person wird es ein bisschen unangenehm, weil sie uns nicht versteht, übersetzte ich ihr einfach das, was ich mit den Jungs besprochen haben oder erkläre meine Sprachüberzeugung. Es funktioniert prima und bisher gab es keinerlei Probleme in der Öffentlichkeit damit.

  • So oft wie möglich besuchen wir die Verwandten in Polen. Ich achte darauf, dass meine Söhne dort die Möglichkeit haben, viel mit anderen Kindern zu spielen. Das ist extrem wichtig für die Sprachentwicklung und bereitet eine große Freude. Auch der Kontakt zu den Großeltern wird dadurch gepflegt und unterstützt. Aus Deutschland wird oft geskyped, was auch die Beziehung zu der polnischen Verwandtschaft aufbaut und aufrecht erhält. Nach jedem Sommerurlaub in Polen hat mein älterer Sohn immer einen riesen Sprung gemacht und hat sich sprachlich enorm entwickelt. All das hilft den Kindern, ihre eigene Identität zu formen und die Wurzeln zu erkennen. Darauf bin ich sehr stolz!

  • Wir treffen uns privat mit vielen Bekannten und Freunden, die auch Polnisch sprechen und in München oder Bayern wohnen. Auf einem Spielplatz, in einem kinderfreundlichen Café oder zum Spazierengehen im Park. Hauptsache ist, die Kinder hören, dass nicht nur die Mama diese Sprache beherrscht, sondern auch andere Leute. Wir besuchen polnische Spielgruppen, Veranstaltungen, die durch die polnische Community organisiert werden und manchmal auch polnische Gottesdienste. Diese Vielfalt soll dafür sorgen, dass die Kinder die Möglichkeit entdecken, sich mit unterschiedlichen Menschen in verschiedenen Situationen zu unterhalten.

  • Wir lesen viele polnische Bücher und ganz viele deutsche Bücher, die ins Polnische übersetzt wurden. Damit unterstützen wir die bikulturelle Identität und das Wissen über beide Kulturen. Solche zweisprachigen Büchern helfen mir, die richtigen Worte in meiner Muttersprache zu finden, die ich vielleicht selbst anders ausdrücken würde. Oft lese ich ein Kapitel auf Polnisch und danach liest der Papa das gleiche Kapitel auf Deutsch. Die Kleinen nehmen alles sehr schnell und spielerisch auf! Außerdem werden die Kinder mit den Helden konfrontiert, die der jeweiligen Kultur zugehören. Das bereichert enorm und bringt ganz viele Vorteile mit.

  • zweisprachige Bücher

  • Wir singen viel zu Hause. Die Kinder haben einige CDs mit typischen Kinderliedern und kennen sie mittlerweile echt gut. Wir singen oft mit den Liederbüchern auf dem Schoß und damit verbinden die Kleinen ein bestimmtes Lied mit einem bestimmten Bild. Es wird oft bei einer Autofahrt, im Fahrradanhänger oder beim Spielen gesungen. Auch unsere Gute-Nacht-Lieder haben eine bestimmte Regel: der Papa singt die deutschen Lieder, ich die polnischen. Die einzige Ausnahme mache ich bei „La le lu nur der Mann im Mond schaut zu“, weil ich das Lieb unheimlich schön finde 😉

  • mehrsprachige Erziehung

  • Seit mein älterer Sohn 3 geworden ist, hat er angefangen Audiobücher zu lieben. Ob Benjamin Blümchen, Leo Lausemaus oder Petersson und Findus – alles kommt sehr gut an! Auch die polnischen Hör-CDs sind bei Leo sehr beliebt und werden oft und leidenschaftlich gehört.

  • Zu unserem Einschlafritual gehört auch ein Zeichentrickfilm. Den dürfen sich die Jungs vor dem Zähneputzen anschauen. Auch hier spiele ich auf Polnisch synchronisierte Filme vor, damit sie mit der anderen Art der Sprache konfrontiert werden. Auch hier ist das Thema „Helden“ sehr präsent und wichtig. So eine Gutenachtgeschichte bringt einfach die polnische Kultur näher.

Was ich noch dazu sagen muss, dass ich eine große Unterstützung bei der Zweisprachigkeit von meinem Mann bekommen. Er spricht kein Polnisch, ist aber fest überzeugt, dass die Mehrsprachigkeit eine zusätzliche Qualität für unsere Kinder bietet. Er sagt oft den Jungs, wie er sich freut, dass sie so gut die polnische Sprache beherrschen und dass er mag, wenn sie Polnisch reden. Ich schätze diese Einstellung sehr, weil es mich in meinem Vorhaben unterstützt, die Kinder zweisprachig aufzuziehen.

Liebe mehrsprachige Familien! Es ist wirklich möglich, Eure Kinder auf diesem besonderen Weg erfolgreich zu begleiten. Irgendwann werden sie Euch dankbar sein, dass sie damit einen Schlüssel zu einer Tür bekommen haben, die sie sonst nicht öffnen könnten. Helft Euren Kinder zu sehen, was sich hinter dieser Tür versteckt!

Hier einige praktische Tipps für die Eltern, die in München wohnen: