Wusstet Ihr, dass heute der Internationale Kindertag ist? Also einer davon, denn in verschiedenen Ländern wird dieser Ehrentag für Kinder nicht nur auf unterschiedliche Art und Weise gefeiert und zelebriert sondern auch an unterschiedlichen Tagen. In allen osteuropäischen Ländern, also auch in Polen, finden an diesem Tag besondere Feierlichkeiten statt.

So habe ich den Tag in Erinnerung: wir gingen als Familie zu einem Fest oder unternahmen gemeinsame Ausflüge. Wir Kinder wurden reichlich beschenkt und standen an diesem Tag im Mittelpunkt.

Seitdem ich selber Kinder habe, kommen meine Kindheitserinnerungen noch öfters hoch. Manchmal kann ich mich in meinen Kindern wiedererkennen und das ist besonders rührend. Ich erkenne nicht nur meine Gesichtszüge oder Familienmerkmale wieder, sondern auch, oder vor allem, bestimmte Verhaltenszüge, die auch bei mir als Kind ausgeprägt waren.

Ich war ein sehr schüchternes Kind, das auch oft weinte, vor allem wenn ich das Gefühl hatte, dass ich ausgelacht wurde oder dass schlecht über mich gesprochen wird. Ich war sehr verletzlich und emotional. Nur meine Eltern konnten mich trösten oder beruhigen, denn ich vertraute nur meinen Bezugspersonen. Mit der Zeit erweiterte sich dieser Kreis auch um die Großeltern und andere Familienmitglieder.

Das Kind in mir

Besonders mein Papa hatte einen positiven Eindruck auf mich, vermittelte mir Geborgenheit und Sicherheit. Als ich mich mal bei einer Weihnachtsfeier beim Tanzen mein Knöcheln verrenkte, rief ich sofort nach dem Papa – mir war es schwindlig, ich zitterte und kriegte kaum Luft. Nur mein Papa konnte mich in diesem Moment beruhigen. Zum Glück war er dabei und konnte schnell helfen.

Das Kind in mir

Auch meine Kinder scheinen dieses starke Gefühl zu haben, denn wenn sie weinen, lassen sie sich kaum von anderen Menschen trösten. Nur die Mama, eventuell der Papa, dürfen streicheln, auf den Schoss nehmen oder Händchen halten…

Ich möchte auch meine um 4 Jahre ältere Schwester erwähnen, die für mich immer als großes Vorbild fungierte. Meistens spielten wir “Tanten”, also zwei Erwachsene Schwestern, die sich regelmäßig besuchten. Wir hatten jeweils ein Kind (unsere Puppen) und unsere Männer waren ständig auf Dienstreise. Keine Ahnung woher es kam, denn unser Papa war die meiste Zeit da und musste beruflich nicht viel reisen. Dieses Rollenspiel war auf jeden Fall unter uns sehr beliebt!

Das Kind in mir

Ich ging gerne in den Kindergarten und spielte dort mit meinen Gleichaltrigen. Ich kann mich allerdings erinnern, dass ich bei den Erzieherinnen nicht so besonders beliebt war, weil ich immer SEHR lange aß. Viel länger und langsamer, als andere Kinder. Oder vielleicht hatte ich einfach keine Lust mehr zu essen und sie wollten mich dazu bringen, alles aufzuessen? Immer wieder war ich alleine im Esssaal – wenn alle schon fertig waren, durften sie aufstehen. Ich musste sitzen bleiben und weiter essen. Dieses Bild von einem einsamen Mädchen am Tisch habe ich immer noch im Kopf…

Besonders peinlich war es für mich, auf der Bühne aufzutreten. Jede Kindergarten- oder Schulfeier war eine Qual für mich. Mit der Zeit habe ich gelernt, meine angeborene Scheu zu überwinden und habe inzwischen sogar Freude daran, im Mittelpunkt zu stehen. Und nun bin ich sogar Bloggerin geworden 😉

Und wenn ich so über mich nachdenke und auf meine eigenen Kinder zurückschaue, sehe ich genau dieselben Eigenschaften in meinen Kindern wieder. Der Große ist schüchtern, spricht leise und bei Fremden ist er sehr zurückhaltend. Der Kleine ist mir nicht nur wie aus dem Gesicht geschnitten, sondern hat auch dieses starke Bedürfnis, sich bei Gefahr oder Schmerz nur an mich zu wenden, wie ich mich damals an meinem Papa wandte. Meine Kinder sind insgesamt etwas wilder als ich, aber manchmal genau so weinerlich wie ich damals. Wenn sie traurig sind, haben sie dieselbe Melancholie in den Augen. Auch ihre “polnische Seele” kommt immer wieder zur Vorschein – damit meine ich eine besondere Tendenz zur Spontanität, zum Feiern, sich Um- und Verkleiden und sich gerne in der Natur aufhalten.

Meine Kinder helfen mir auf jeden Fall das Kind in mir wieder zu finden. Sie zeigen mir, was für eine lange Entwicklung ich durchgemacht habe, um die Person zu werden, die ich jetzt bin. Und ich werde heute nicht nur mit meinen Kindern feiern, sondern auch mit der kleinen Dominika, die immer noch sehr in mir präsent ist. Denn manche Dinge ändern sich zum Glück nie 🙂

Einen wunderschönen Kindertag Euch allen!

Das Kind in mir
Foto: Sung-Hee Kids and Babies Fotografie.