“Ein Kind ist kein Kind” – wer diesen Spruch erfunden hat, musste wohl mehr als nur ein Kind haben. Aber, stimmt der Spruch? Wörtlich genommen natürlich nicht, was für ein Quatsch! Anderseits, wenn ich nur mit einem meiner zwei Jungs unterwegs bin, verstehe ich sehr wohl, was der Autor damit meinte: keine Streitereien, Kämpfe, Eifersuchtsausbrüche, meistens ein zufriedenes und pflegeleichtes Kind. Denn wenn vorübergehend getrennt, müssen Geschwister auf einmal nicht mit einander konkurrieren.
Wenn drittes Kind dazu kommt
Im Juli kam meine Lieblingsnichte Hania für drei Wochen aus Polen nach München, um hier einen Deutschkurs zu absolvieren. Hania wird bald 10 Jahre alt und lernt in ihrer polnischen Schule keine andere Fremdsprache außer Englisch. Seitdem sie auf der Welt ist, war ich bereits mit meinem Mann zusammen, sie bekam also von Anfang an mit, dass wir miteinander Deutsch sprechen und dass unsere Kinder bilingual sind. So kam sie auf die Idee, Deutsch zu lernen, weil sie meinen Mann und dessen Gespräche mit meinen Jungs besser verstehen wollte.
Prima, dachte ich mir und organisierte ihr einen 3-wöchigen Sprachkurs, der 5 Tage die Woche zwischen 9:30 und 13:00 Uhr dauerte. Die Schule lag auf dem Weg zum Kindergarten, was sehr praktisch war.
Und sieh da – am Mittag musste ich extra für sie und mich kochen! Wenn ich alleine zu Hause bin, esse ich meistens einen Salat oder Reste vom Vortag. Das für Hania wollte ich eher frisch kochen. Die kurzen Auszeiten haben Hania sehr gut getan, denn auf dieser Art konnte sie sich von meinen Jungs etwas erholen und ihre eigenen Sachen machen: Lesen, Malen, mit ihrer Mama Skypen etc. Nach der kleinen Mittagspause waren wir bereit, um die Jungs abzuholen. Danach gab es meistens das volle Programm: Schwimmbad, Eis essen, Spielplatz, Bücherei oder zu Hause spielen.
An den Wochenenden haben wir meisten schöne Ausflüge unternommen – z.B. zum Starnberger See und Ammersee.
Dreieck-Energie
Was ich Euch damit sagen will: meine Tage drehten sich während dieser 3 Wochen fast ausschließlich um die Kinder! Hinbringen, abholen, kochen, spielen, trösten, versöhnen, aufräumen, waschen, ins Bett bringen etc. Und ja, das mache ich auch sonst, wenn ich “nur” zwei eigene Kinder habe, aber dadurch, dass die Konstellation anders war, lief alles auch etwas ungewöhnlich. Denn was dazu kam war die Dreieckskonstelation.
Die Brüder waren nicht mehr alleine und beide rivalisierten um Hanias Aufmerksamkeit. Das Teilen der Sachen war nicht mehr so einfach und die Einordnung der Kinder in dieser kleinen Gruppe eher gewöhnungsbedürftig für alle. Eine ganz neue Energie, die nicht unbedingt immer positiv war…
Sorgen und Sonnenstrahlen
Und ich persönlich habe die große Verantwortung für ein “fremdes” Kind total unterschätzt. Die Sorgen, ob es ihr gefällt, ob sie ihre Familie nicht vermisst, ob sie sich in München wohl fühlt etc. waren meine täglichen Begleiter.
Aber ich muss auch sagen: wir haben sehr viele schöne Momente miteinander erlebt! Die Jungs haben Hania mit der Fußball-Liebe angesteckt und auch sie sammelte eifrig die Fußballkarten von Rewe 🙂 Oder als Leo mit Hania ihre Hausaufgaben machte und ihr die schwierigen Sätze von Deutsch in Polnisch übersetzte. Oder als ich einen Brief von Hania in der Küche fand: “Liebe Tante, ich liebe dich vom ganzem Herzen – von Hania für Dominika”. Das sind die Dinge, die am Schluss zählen und die uns lange in schöner Erinnerung bleiben!
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