Als ich 2010 nach München kam, kannte ich diese Art der Betreuung überhaupt nicht. Für mich war es klar, dass ich nach einem Jahr Elternzeit einen Krippenplatz für meinen Sohn suchen werde. Weil mir aber das ganze Anmeldesystem nicht bekannt war, fing ich ziemlich spät mit der Suche an. Deswegen bekamen wir keinen Platz in der Krippe. Das hat mir den Impuls gegeben, mich nach anderen Möglichkeiten der Betreuung umzuschauen. Ich sprach mit vielen Frauen, recherchierte im Netz und ließ mich beraten. Und so kamen wir zum Entschluss: wir werden für unseren Sohn eine Tagesmutter suchen.

Das einzige, was ich damals über eine Tagesmutter wusste, war die Tatsache, dass sie eine kleine Kindergruppe bei sich zu Hause betreut. Das Konzept hat mich sofort angesprochen, weil ich kleine, individuell betreute Gruppen bevorzugte. Nun, nach zweieinhalb Jahren Erfahrung mit dieser Betreuungsart, weiß ich ziemlich viel davon und meine Kenntnisse möchte ich Euch gerne mitteilen. Vielleicht seid Ihr auch auf der Suche nach einer passenden Betreuung für Euer Kind? Oder möchtet Ihr wissen, wie das Leben mit einer Tagesmutter in der Praxis ausschaut?

Hier mein Erfahrungsbericht

Was ist eigentlich eine Tagesmutter? Wer darf als Tagesmutter arbeiten?

Die Voraussetzung ist, einen Hochschul- oder Berufsschulabschluss zu haben. Bei Ausländerinnen sind es zusätzlich gute deutsche Sprachkenntnisse. Pflicht sind die nötigen Qualifikations- und Weiterbildungskurse, die eine Tagesmutter absolvieren muss, um diesen Beruf ausüben zu können. Die Kurse und Prüfungen werden von der Stadt organisiert. Erst nach der Überprüfungsphase bekommt die Tagesmutter die offizielle Erlaubnis zu arbeiten. Je nach Erfahrung und Qualifikationen liegt die Erlaubnis bei einem bis fünf Kinder. In dieser Erlaubnis werden einbezogen die Größe und Ausstattung der Wohnung, in der die Tagesmutter arbeitet. Im Haushalt muss genügend Platz zum Spielen, Essen und Schlafen sein. Tagesmütter werden durch das Sozialreferatamt der Stadt München regelmäßig kontrolliert.

Ich habe oft festgestellt, dass diese Art der Berufstätigkeit von jungen Müttern bevorzugt wird, die ihr eigenes Kind gerne selbst mit in der Gruppe betreuen möchten bis es mit ca. 3 Jahren in den Kindergarten geht. Mit der nötigen Erfahrung oder einem pädagogischen Beruf darf eine Tagesmutter bis zu 5 Kinder gleichzeitig betreuen, was den Eltern am Anfang viel scheint, es funktioniert aber! Die Kinder haben einen festen Ablauf und Tagesrhythmus, was ihnen Sicherheit gibt und ihnen hilft, sich an Gruppenalltag zu gewöhnen. Weil die Gruppen doch relativ klein sind, erinnert die familiäre Atmosphäre an das vertraute Zuhause und hilft dennoch den Schritt in die Fremdbetreuung und damit in die eigene Selbständigkeit zu finden. Wir Eltern pflegen einen engen Kontakt zu unserer Tagesmutter und können uns immer gut austauschen. Somit erfahren wir, wie es den Kindern den Tag über gegangen ist und was es für Besonderheiten gab. Alles ist sehr individuell und persönlich!

Wie findet man eine Tagesmutter?

Die Stadteinheit, die sich mit dem Thema beschäftigt, ist das Sozialreferat. Über die Tagesbetreuungsbörse kann man sich anmelden, beraten lassen und die Kontaktdaten zu den Tagesmüttern holen, die gerade über freie Plätze verfügen. Es geht aber nicht online und deshalb muss man in das Sozialbürgerhaus gehen – man kann sich persönlich beraten lassen oder auch ohne Terminvereinbarung einfach vorbei schauen. Bitte die Öffnungszeiten beachten:  Montag und Mittwoch von 09:00 bis 12:00 Uhr, Donnerstag von 15:00 bis 17:00 Uhr. HIER könnt Ihr Euer zuständiges Sozialbürgerhaus finden. Man muss auch ein bisschen Zeit mitzubringen, da es viele Formulare zum Ausfüllen gibt. Für die Kleinen gibt es eine Spielecke.

Nun könnt Ihr die verfügbaren Tagesmütter anrufen um den ersten Kontakt zu knüpfen. Wenn die notwendigen Rahmenbedingungen übereinstimmen, wird ein persönlicher Kennenlern-Termin vereinbart. Bei diesem ersten Treffen, es ist eine Art zweiseitiges Casting, kann man einen ersten Eindruck von der Tagesmutter gewinnen: stimmt die Chemie,  wie sind ihre Qualifikationen, wie sehen die Räumlichkeiten aus, entspricht ihr Konzept und ihre Art zu arbeiten unserer Vorstellungen? Sollte das nicht der Fall sein, hat es keinen Sinn sich weiter für diesen Platz zu bewerben. Unabhängig ob die theoretischen Rahmenbedingungen mit den eigenen Wünschen übereinstimmen, verlasst Euch unbedingt auf Euer Bauchgefühl!

Wenn alles passt, wird man den Zeitpunkt festlegen, wann Euer Kind starten kann und wie der Ablauf der Eingewöhnung aussieht. Jetzt muss man noch ein paar Formalitäten erledigen, danach läuft aber alles ziemlich glatt und problemlos. Es kann losgehen!

Die Varianten der Verträge

Es gibt zwei Varianten der Verträge. Einmal durch einen Erstatzbetreuungsvertrag bei dem die Tagesmütter Zuschüsse von der Stadt München zu den Betreuungskosten der Eltern bekommen. Für die Familien entstehen dann Kosten von 1,69 Euro pro Stunde. Oder private Verträge bei denen die Kosten pro Stunde bei 5,50 – 8,50 Euro liegen, da diese Plätze nicht bezuschusst werden.

Wichtig ist noch zu wissen, dass Tagesmütter selbständig arbeiten und nicht durch die Stadt München angestellt sind. Sie bekommen aber von der Stadt das Tagespflegegeld. Der Vertrag, den die Familien abschließen, wird von drei Seiten unterschrieben: von den Eltern, der Tagesmutter und der Stadt München. Die Eltern zahlen der Tagesmutter kein Betreuungsgeld, sondern bekommen von der Stadt eine individuelle Kontonummer für ihr Kind. Dorthin überweisen die Eltern das Geld für die Tagesmutter. Die Stadt überweist dann auf das Tagesmütterkonto das Tagespflegegeld in dem der Elternbeitrag enthalten ist.

Das Essen wird von Zuhause mitgebracht oder die Tagesmutter kocht selbst für die Kinder. In diesem Fall entstehen noch Essensgeldkosten.

Eine Sache noch, auf die man aufpassen muss: in welchem Umfang die Stadt Eure Betreuungszeiten übernimmt, häng davon ab, in welcher Lebenssituation Ihr gerade seid. Arbeitssuchende, Frauen in Mutterschaft oder in Elternzeit haben Anspruch nur auf geringere Betreuungsstunden (zwischen 20 – 25 Stunden pro Woche). Bitte bei Eurem Sozialbürgerhaus nachfragen.

Hat diese Betreuung noch einen Haken?

Na ja, es muss einem bewusst sein, dass die Kinder nur von einer Person betreut werden. Wenn die Tagesmutter oder eines ihrer eigenen Kinder krank wird oder wenn sie Urlaub hat, fällt die ganze Betreuung aus. Es gibt zwar eine Ersatzbetreuung, das so genannte „Tageskindtreff“ (TKT), wo man anrufen kann, um im Notfall für den Folgetag eine Ersatzbetreuung zu vereinbaren. Ich habe es aber nie in Anspruch genommen, weil ich hier keine nötige Eingewöhnung machen wollte, deshalb habe ich immer versucht, die Ersatzbetreuung anders zu regeln.

Zusätzlich haben die Tagesmütter oft individuelle Arbeitszeiten. Viele arbeiten nur an bestimmten Wochentagen oder haben nur auf den Vormittag begrenzte Arbeitszeiten. Wichtig ist, die Betreuungszeiten vorab zu besprechen und zu schauen, ob sie mit Euren Arbeitszeiten überstimmen und damit Euer wirklicher Bedarf gedeckt ist.

Mein persönlicher Ratschlag

Wenn Ihr viel arbeitet oder einen unflexiblen Arbeitsgeber habt, ist diese Art der Betreuung nicht für Euch geeignet. Es kommt immer wieder vor, dass die Tagesmutter ausfällt (z.B. Krankheit) oder einfach mehr Urlaub beansprucht, als Ihr selbst habt. Ohne Ersatzbetreuung oder Omas und Opas Hilfe wäre das schwierig. Diese Art der Betreuung ist meiner Meinung nach für diejenigen am besten geeignet, die selbständig (und) zu Hause arbeiten können oder in der Elternzeit sind – einfach an alle, die einen flexiblen Job haben, mit dem sich diese betreuungsfreien Zeiten auch gut kombinieren lassen. Dafür bekommt Ihr für Eure Kinder eine liebevolle Unterstützung, viel Zuwendung und Aufmerksamkeit. Die engen Freundschaften, die während dieser Zeit entstehen, werden Euch und Eure Kinder noch lange begleiten und Ihr könnt auf eine glückliche Kleinkinderzeit zurückblicken. Das kann ich nur bestätigen und das ist sehr viel wert!

Vielen Dank an unsere Tagesmutter für die fachliche Beratung beim Schreiben von diesem Post! 🙂

* Alle Bilder zeigen Werke oder Aktivitäten, die meine Kinder bei deren Tagesmutter durch viele Monate der Betreuung gemacht haben.