Bald ist St. Martin! Als ich vor 4 Jahren nach Deutschland kam, kannte ich diese Tradition nicht. Ich kann mich an einem dunklen Novemberabend erinnern, als ich vom Einkauf nach Hause kam, und unterwegs sah ich einige Umzüge. Die Kinder hielten mit den kleinen Händchen die leuchtenden Laternen, sangen aus voller Kehle schöne St. Martins-Lieder und waren sehr ergriffen. Und ich war sehr gerührt, weil es alles so schön aussah.

Erst 2 Jahre später, als mein damals 20 Monate alter Sohn mit seiner eigenen Laterne durch den Park lief, habe ich mehr über diesen Brauch erfahren. Ihr habt es bestimmt schon oft als Kinder erlebt, aber habt Ihr Euch auch gefragt, woher diese Tradition kommt und was sie bedeutet?

Klar, es geht vor allem um den heiligen Martin von Tours, der laut der geschichtlichen Überlieferung in einer kalten Nacht seinen roten Offiziersmantel mit einem armen, unbekleideten Bettler geteilt hat.

Heutzutage wird diese Szene in Kirchen und Kindergärten mit den Kindern nachgespielt. Dabei lernen die Kleinen, wie wichtig es ist, eigene Sachen mit anderen zu teilen – ein ganz wichtiges Thema, nicht nur im Kindergartenalter. Neben der Darbietung gibt es oft auch einen Lagerfeuer. Das symbolisiert das Licht und die gute Tat. Es geht aber auch um die Kinder, die etwas schüchtern und mit leicht zitternden Händen ihr eigenes Licht, also die meist selbst gebastelte Laterne tragen.

Der Ursprung dieser Tradition ist unbekannt. Vielleicht handelt es sich um die Lichtumzüge, die am St. Martins Grab durchgeführt wurden. Oder um den Jahreszyklus der Arbeit auf dem Feld – ab ca. Mitte November wurden die Tage immer kürzer, es war schnell dunkel und man musste sich wieder am Ofer erwärmen. Anfang November endeten die Bauer die Arbeit auf dem Feld. Um die fruchtbare Periode der Erde abzuschließen, „verbrannten“ sie den Sommer indem sie auf den leeren Feldern einen Lagerfeuer zündeten. Bei solchen Lagerfeuern entzündeten die Kinder Stroh- und Papierfackeln oder steckten das Licht in den ausgehöhlt Kürbis. Mit den Fackeln liefen sie durch das Dorf und fragten nach Obst und Leckerbissen.

Heutige Laternen sind kleine Kunstwerke. Sie haben sehr unterschiedliche Formen, Farben, Größen und spiegeln die Persönlichkeit und die Leidenschaft des Laterneninhabers. Haben Eure Kinder die Laternen auch selbst gebastelt? Es macht so viel Spaß!

St. Martins-Tag ist eine wunderschöne Tradition, die ich in Deutschland mit meinen Kindern erleben darf. Es ist unglaublich berührend die Kleinen bei dem Laternenumzug zu sehen: wie sie strahlen, von dem ganzen Geschehen beeindruckt sind und ganz stolz ihre Laternen tragen. Es wird auch viel über den heiligen Martin und seine guten Taten gesprochen. Das Spielzeug wird lieber als sonst geteilt und es kehrt eine schöne und feierliche Stimmung ein!