Fast genau vor vier Jahren entdeckte ich, dass ich zum zweiten Mal schwanger war. Wir waren mit unserem damals 15-monatigen Sohn und unseren Freunden im schönem Griechenland im Urlaub. Wir unternahmen eine kleine Tour: erst besichtigten wir Athen, dann flogen wir nach Santorini und anschließend nahmen wir die Fähre nach Rhodos. Ich merkte sofort, dass ich ständig extrem müde war, mehr Schlaf als sonst brauchte und mir auch immer ein bisschen schlecht war. Doch ich dachte, all das passiert aufgrund der langen Reisen, des ungewohnten Rhythmus und der extremen Hitze.

Wie bereitet man ein Kleinkind auf seine Geschwister vor?

Die zwei deutlichen Striche auf dem griechischen Schwangerschaftstest lösten diese Gedanke dann allerdings in Nichts auf und ab diesem Zeitpunkt war es mir klar: ich bekomme ein zweites Baby, so wie ich mir es gewünscht hatte! Ein sehr schönes Gefühl, voller Dankbarkeit und Vorfreude. Aber auch voller Bedenken. Schaffe ich es, zwei Kindern gerecht zu werden? Wie vermittele ich die Schwangerschaft und das Ankommen des Babys an das noch sehr kleine Kind? Kann sich der erste Sohn schon mitfreuen und wie viel versteht er von dem Ganzen?

Wir auf Santorini

Ich hatte gerade erst vor ein paar Monaten abgestillt, mein Sohn schlief noch nicht durch und seine Betreuungssituation war damals noch nicht klar. Trotz großer Freude, hatte ich vor allem Angst, dass mich dieser neue Lebensabschnitt total aus der Bahn bringen würde und dass ich es mit einem Baby und einem Kleinkind körperlich und mental nicht schaffen würde.

9 Monate als Vorbereitung nutzen

Als der Babybauch anfing sichtbar zu werden, erzählte ich meinem Sohn, dass er bald ein Geschwisterchen bekommt. Wir kauften ein paar Bücher, die von dem Geschwisterthema handelten und sprachen viel darüber. Manchmal ärgerte ich mich, weil mich mein Sohn beim Wickeln in meinen Bauch trat, aber ansonsten lief alles gut und mit der Zeit schien er langsam die Situation zu verstehen.

Vorlesen Schwangerschaft

Der Tag der Geburt war überhaupt nicht geplant – das Baby kam 12 Tage vor dem Geburtstermin und überraschte uns alle. Noch in der Früh verkleidete sich mein großer Sohn als Feuerwehrmann, weil er an diesem Tag bei seiner Tagesmutter Fasching feierte. Ich und mein Mann begleiteten ihn zur Party und von dort aus gingen wir auf direktem Weg ins Krankenhaus, da die Wehen schon stärker wurden.

Nach ein paar Stunden war der kleine Bruder auch schon da! Ich wollte diese erste Zeit mit dem Baby alleine genießen (ich war ja auch sehr erschöpft) und fragte meinen Mann, ob er mit dem Großen erst am nächsten Tag kommen könnte. Somit konnte ich mich für diese besondere Begegnung vorbereiten.

Eine liebe Freundin gab mir den Tipp, das Baby nicht auf dem Arm zu halten, wenn der große Bruder uns besucht, denn es könnte Eifersucht hervorrufen. Deswegen entschied ich mich, dass Babybett kurz zu den Schwestern zu fahren und alleine in meinem Zimmer auf meine zwei Männer zu warten. Der Sohn war immer noch als Feuerwehrmann verkleidet und freute sich sehr, mich wieder zu sehen. Alle zusammen gingen wir dann ins Nebenzimmer, um den kleinen Bruder abzuholen. Der Große war sehr stolz, wenn auch etwas verunsichert. Er hielt dem kleinen Bruder das Händchen und streichelte seinen Kopf. Dieser Anblick meiner beiden Kinder war einer der schönsten Momente meines Lebens! (Punkt 7, die Begegnung der Brüder).

Bruderliebe oder Gewschistertrouble

Der große Bruder

Nach der ersten Verliebtheit kamen auch stressige Momente, in denen sich die Eifersucht des Großen zeigte. Z.B. wenn ich den Kleinen stillte und der große Bruder just in diesem Moment unbedingt spielen wollte. Dann haute er mich oder hüpfte mir auf den Rücken. Um das zu vermeiden, versuchte ich so oft wie möglich, mit meinem großen Sohn etwas alleine zu unternehmen. Manchmal waren das sehr kleine Auszeiten – zusammen gingen wir neue Hausschuhe kaufen, mal Eis essen oder ein paar Minuten auf dem Spielplatz spielen. Ich wollte meinem Erstgeborenen das Gefühl geben, dass ich immer noch ganz für ihn da bin. Wir versuchten auch, viele Auszeiten mit dem Papa zu organisieren – zusammen fuhren sie zur Feuerwehrwache oder besuchten ein kinderfreundliches Museum. Wir betonten immer wieder, dass der Große bestimmte Sachen darf, weil er eben schon groß ist. Es half viel und entspannte die Situation.

Mit der Zeit spielte sich alles ein und je größer der Kleine wurde, desto mehr konnte der Große mit ihm spielen. Und bis heute lacht der Kleine am lautesten, wenn sein Bruder Quatsch macht 🙂

Dieser Beitrag ist ursprünglich im Juni 2016 als Gastartikel für den Blog Rockmyday.de entstanden.