Ein Baby zu bekommen und gleichzeitig eine Firma zu gründen – das können nur Powerfrauen! Martina ist aber nicht nur eine erfolgreiche Mompreneur, liebevolle Mama und glückliche Ehefrau, sondern auch ein sehr sympathischer und weltoffener Mensch, der in der letzten Zeit gelernt hat, Prioritäten in seinem Leben zu setzten.
Nicht nur mit ihrem Unternehmen baut sie eine Brücke zwischen Europa und Peru – auch privat verbindet sie mit ihrem peruanischen Mann zwei Kulturen und zwei Sprachen.
Vielen Dank liebe Martina für das tolle Interview 🙂
Stell Dich und Dein Business kurz vor.
Mein Name ist Martina Sturainer de Cueto, ich bin 32 Jahre alt, glücklich verheiratet und stolze Mutter unseres 2 Jahre alten Miguel. Wohnhaft sind wir drei im schönen Chiemgau, ca. 70 km südlich von München. Vor gut drei Jahren habe ich Mama Ocllo Babymode gegründet. Ich bin also Mama, Ehefrau und Inhaberin eines feinen Modelabels für die Kleinsten unter uns.
Was hast Du vor der Kinderära beruflich gemacht?
Im Anschluss an meine Ausbildung zur Bankkauffrau studierte ich an der LMU München spanische Literatur- und Kulturwissenschaft mit Schwerpunkt Lateinamerika. Mein Studium führte mich im Jahr 2007 erstmals nach Peru, wo ich meinen heutigen Mann kennenlernte. Über 5 Jahre studierte und arbeite ich abwechselnd in Deutschland und Peru. Eine Zeit lang war ich für Amnesty International Lima tätig, dann für Peru´s größten Exporteur von andinem Bio-Getreide und zuletzt für eine deutsche Unternehmensberatung, die sich in erster Linie auf den Weinimport aus Argentinien sowie auf Projekte mit Lateinamerika spezialisiert hatte.
Wie hat die Mutterschaft Deine berufliche Situation verändert?
Kurz nachdem ich mich mit Mama Ocllo selbstständig gemacht hatte, wurde ich schwanger. Miguel war also von Anfang an Teil meiner beruflichen Situation. Dennoch lernte ich mit der Geburt von Miguel erstmals eine ganz andere Form des Arbeitens kennen. Ich war schon immer sehr ehrgeizig, arbeitete mehr als notwendig und lange Nachtschichten konnten mir nicht viel anhaben. Plötzlich musste ich lernen, meinen Ehrgeiz zu zügeln, meine Zeit ganz anders einzuteilen und die Freiräume so effektiv wie möglich für Mama Ocllo zu nutzen, um im Anschluss wieder einen freien Kopf für meine Rolle als Mama zu haben. Unser kleiner Wirbelwind hielt uns die ersten beiden Jahre meist bis ca. 23 Uhr auf Trab. Viele Ruhephasen gab es dabei nicht. Aber irgendwie habe ich es dank der Unterstützung meiner Familie geschafft, die täglichen beruflichen Herausforderungen zu meiner Zufriedenheit zu meistern, wenn auch in einem etwas langsameren Tempo als ich das von früher kannte.
Wie bist Du auf die Businessidee gekommen?
Vor gut 3 standen mein peruanischer Mann und ich vor der Frage, wo und wie wir künftig leben wollten. Dass wir uns ein Baby wünschten stand fest. Blieb noch die Frage, ob unser Baby in Peru oder Deutschland zur Welt kommen sollte. Nach langem hin und her fiel die Entscheidung auf Deutschland, allerdings mit der Bedingung, dass wir nun endlich unser lang erträumtes Projekt starten würden. Mit unserer französisch-portugiesischen Freundin Telma teilten wir seit 2007 die Vision, eine Brücke zwischen Peru und Europa schlagen zu wollen; eine Brücke, die zugleich zu einer nachhaltigen Entwicklung in Peru führen würde.
Zu jenem Zeit also entstand, fast zeitgleich mit Miguel, Mama Ocllo. Mit Mama Ocllo gründeten wir unsere eigene Modemarke für Babys. Den Fokus legten wir dabei von Anfang an auf Materialien und Schnitte für Neugeborene und besonders hautsensible Babys. Zugleich war und ist es uns ein großes Anliegen, mit Mama Ocllo einen Mehrwert in Peru zu schaffen, um somit zur sozioökonomischen Entwicklung in unserer zweiten Heimat beizutragen.
Und warum Babymode? Ganz einfach. Perus Pima Baumwolle („vegane Seide“) ist ideal für sensible Babyhaut. Telma ist gelernte Modedesignerin, mein Mann kennt die peruanische Textilindustrie sehr gut und ich bringe die Erfahrung aus dem Biosektor mit. Nicht zuletzt spielte natürlich auch unsere Familienplanung eine entscheidende Rolle bei der Entstehung unserer Businessidee.
Bist du mit Deiner jetzigen Familien- und Berufssituation zufrieden?
Ja das bin ich. Ich könnte mir keine schönere Lebenssituation vorstellen. Ich wache morgens auf und weiß Miguel an meiner Seite. Gemeinsam starten wir in den Tag, ohne den Druck, um 7 Uhr das Haus verlassen zu müssen. Wenn Miguel schläft, bei seiner Oma oder in der Spielgruppe ist, schalte ich den Computer an oder führe Telefonate. Abends, wenn nach einem langen Spieltag Ruhe einkehrt, arbeiten mein Mann und ich Seite an Seite, skizzieren neue Produktideen bei einem Gläschen Wein oder planen unsere nächste Reise nach Peru, wo wir unsere Familie und unsere Lieferanten besuchen. Klar, dass nicht immer alles Sonnenschein ist und es auch schwierige Phasen gibt, aber wo gibt es die nicht?
Wie sieht Dein Alltag aus?
Mein Alltag ist gerade so schön, weil es kein immer gleichbleibender Alltag ist 😉 Jeder Tag ist anders und birgt Überraschungen in sich. Wenn alles in „normalen Bahnen“ verläuft, ist Miguel dienstags und donnerstags von 9-16 Uhr bei seiner Oma und ich arbeite im Homeoffice. Seit wenigen Wochen habe ich nun noch den Mittwochvormittag um zu arbeiten, denn da geht Miguel in die Spielgruppe. Die restliche Zeit unternehmen wir etwas, spielen, kochen oder besuchen Freunde. Und seit Miguel keinen Mittagsschlaf mehr macht, wird meist von ca. 20 Uhr bis 0 Uhr gearbeitet. Wochenenden in dem Sinne gibt es bei uns nicht. Der einzige Unterschied ist, dass mein Mann zuhause ist, aber auch samstags und sonntags wird immer mal wieder gearbeitet.
Gibt es ein Erfolgsrezept? Hast Du Tipps für Mamis, die sich überlegen, selbstständig zu werden?
Ein Erfolgsrezept wage ich mich nicht zu geben. Jede Mama würde schließlich ihre Vorstellung von Erfolg ganz individuell definieren. Und wenn ich doch ein Rezept ausstellen müssten, dann würde ich wahrscheinlich dazu raten, den Erfolg nicht allein an Zahlen festzumachen. Als Mompreneur braucht man eine Menge Geduld und Zeit, wie mit jedem Kind auch. Erfolgreich ist man meines Erachtens dann, wenn man glücklich ist mit dem, was man tut, wenn man einen Sinn darin sieht und man bei all der Arbeit doch immer das Gefühl hat, für sein Kind da zu sein. Die Selbstständigkeit mit Kind ist eine große Chance, denn man entwickelt sich kontinuierlich weiter, als Frau, Mutter und als Unternehmerin.
Einen Tipp möchte ich Frauen, die sich selbstständig machen wollen, jedoch gerne noch mitgeben. Nehmt Hilfe an, wenn ihr mal nicht weiterkommt oder sie euch angeboten wird. Wir modernen Frauen haben oftmals eine Scheu davor, um Hilfe zu bitten und damit machen wir uns das Leben so schwer. Sucht euch die richtigen Netzwerke, tauscht euch mit Gleichgesinnten aus und versucht nicht, Einzelkämpferin zu spielen. Wenn ihr die Augen offen haltet, dann werdet ihr zur rechten Zeit Menschen finden, die euch einen Schritt weiterbringen.
Was sind Deine beruflichen Pläne?
An meiner persönlichen Situation wird sich in den kommenden Monaten nicht viel ändern. Ich habe keine Ambitionen in Richtung Festanstellung oder Ähnliches. Grundsätzlich habe ich angefangen, einige Abläufe zu optimieren, um mir mehr Freiräume zu schaffen. Die letzten 3 Jahre waren schön, aber auch sehr anstrengend. Jetzt bin ich an den Punkt gelangt, dass ich etwas kürzer treten will. Einige Aufgaben habe ich abgegeben, andere vereinfacht. Mein konkreter beruflicher Plan heißt also Entschleunigung 😉 Denn ich habe auch gelernt, dass sich manche Dinge ganz von alleine positiv entwickeln. Man muss nicht immer 120% geben.
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