“Wie schaffst du es unter der Woche alleine mit zwei Kindern?” – fragten mich alle Bekannte und Freunde, die wussten, dass mein Mann seit längerer Zeit in Frankfurt tätig war und ich mit den Jungs in München blieb.
Anderthalb Jahre war ich unter der Woche mit den Kindern alleine. Mein Mann kam jedes Wochenende nach München und für zwei Tage war meine Familie wieder zusammen. Aber von Montag bis Freitag waren wir nur zu dritt.
Für Familien, bei denen beide Eltern spätestens ab 19.00 Uhr zu Hause sind – unvorstellbar. Für diejenigen, die erst dann nach Hause kommen, wenn ihre Kinder bereits schlafen – eine Normalität. Für Alleinerziehende – ein Luxus, denn an den Wochenenden hatte ich Unterstützung und konnte dann vieles nachholen!
Nun, da wir alle wieder glücklich zusammen sind und wieder gemeinsame Momente genießen können, bin ich in der Lage über die letzen 18 Monate in Ruhe zu schreiben. Denn diese Zeit war einerseits verdammt schwer, anderseits aber auch verdammt stärkend. Das bestätigt auch Andrea in ihrem emotionalen Text Was die Wochenendeehe aus uns gemacht hat, die über 2 Jahre in einer ähnlichen Situation war.
Schwer, weil meine Kinder ihren Papa extrem vermissten. Es fing immer montags an, direkt nach dem Aufwachen, als sie entdeckten, dass er nicht mehr da war. Es gab Geheule und Dramen, die sich lange bis in den Vormittag zogen. Wir bastelten einen speziellen Kalender, der die Nächte zählte, die man noch schlafen musste, bis der Papa wieder kommt. Der Countdown lief bereits ab Montag. Die letzten drei Tage der Woche waren mit großen Herzen markiert, denn das waren die Nächte, in denen der Papa da war.
Schwer, weil ich viele Entscheidungen im Alltag alleine treffen musste und das stresste mich auf Dauer sehr.
Schwer, weil ich unter der Woche kaum Zeit für mich und meine Bedürfnisse hatte und selbst am Wochenende zu kurz kam.
Schwer, weil mir meine Kraft und meine Geduld nur für die ersten 2-3 Tage reichten, das Ende der Woche war mit großer Müdigkeit und Traurigkeit verbunden.
Schwer, weil meine Ehe darunter litt und keinen Raum hatte, sich weiter zu entwickeln.
Schwer, weil wir uns als Familie immer wieder neu sortieren mussten.
Und letztendlich schwer, weil ich mich so oft sehr alleine und machtlos fühlte.
Nichtsdestotrotz war diese Zeit nicht verloren. Ich habe gelernt, kleine Gesten mehr zu schätzen. Einen leckeren Tee serviert zu bekommen, am Wochenende länger ausschlaffen zu können oder ein paar Stunden für mich alleine zu haben – solche Kleinigkeiten waren für mich wie das beste und unerwartete Geschenk. Ich genoss es sehr, mich nicht immer um jemanden kümmern zu müssen, sondern auch ab und zu selber “betreut” zu werden!
Auf jeden Fall kamen wir stärker und vereinter aus dieser Situation. Wir überwanden viele Hindernisse und Hürden, die uns anfangs enorm erschienen. Denn trotz allem hielten wir zusammen und glaubten fest daran, dass alles einen Sinn hatte und sich bald neue Türe öffnen würden.
Und tatsächlich bekommt unser Leben langsam wieder Schritt für Schritt einen neuen Rhythmus. Wir leben, streiten und meckern wieder als eine vierköpfige Familie, aber vor allem sind wir wieder zusammen. Mit allen alltäglichen Herausforderungen, Problemchen, Missverständnissen, Kompromissen und dem ganz normalen Alltagstrubel. Und zwar sieben Tage die Woche. Und wir waren noch nie glücklicher als jetzt!
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