Als ich mich vor einem Jahr mit meiner Schwester Kinga in London traf, um unseren gemeinsamen Geburtstag zu feiern, kam ich auf eine Idee: “Lass uns jedes Jahr unseren Geburtstag in einer anderen Stadt Europas feiern!”. Schließlich spürten wir beide, wie speziell es ist, dass wir am selben Tag geboren wurden, obwohl wir vier Jahre auseinander sind. Und das wollten wir eben besonders zelebrieren!
Freitag – lange Anreise und spätes Abendessen
Da wir dieses Jahr beide beruflich und privat angespannt waren, wollten wir uns irgendwo “in der Mitte” treffen – damit keine von uns eine extrem lange Anreise hat und relativ schnell vor Ort ist. Wir waren bereits beide in Berlin, aber es war wirklich laaange her! Deswegen entschieden wir uns, die deutsche Hauptstadt zu besuchen, um neue Eindrücke zu gewinnen. Wer hätte gedacht, dass es ausgerechnet an diesem Wochenende zum Streik am Berliner Flughafen kommt – statt 1 Stunde zu fliegen, musste ich 6,5 Stunden Zug fahren! Aber so schlimm war es auch nicht – ich hatte meinen Laptop dabei und konnte während der Reise arbeiten, Musik hören und ein bisschen chillen 🙂 Wir kamen fast gleichzeitig an und konnten zusammen ins Hotel fahren. Nach dem Einchecken und einer kurzen Auszeit wollten wir noch etwas essen, hatten aber keine Lust, wieder mit der U-Bahn irgendwohin zu fahren. So entschieden wir uns in eine nahe gelegene Bar zu gehen und stillten dort unseren Hunger und Durst 😉 Fürs Ankommen gut genug! 🙂
Samstag – Berlin zu Fuß entdecken und Geburtstag feiern
Ähnlich wie vor einem Jahr in London, liefen wir an diesem Tag sehr viel zu Fuß! Denn es ist die beste Art, eine Stadt kennen zu lernen! Wir wollten unbedingt den Reichstag besichtigen, bekamen aber spontan keine Eintrittskarten mehr. Wir gaben aber nicht so schnell auf und entschieden uns, beim Info-Counter ans Ende einer langen Schlange zu stellen um Karten für morgen zu holen. Das ist vielleicht ein interessanter Hinweis für Euch, falls Ihr nach Berlin fahrt und den Deutschen Bundestag besichtigen wollt – eine Besichtigung der Kuppel und der Dachterrasse des Reichstagsgebäude ist nur mit vorheriger Anmeldung möglich! Good to know, falls Ihr keine Zeit habt, Eure Pläne spontan zu ändern. Mehrere Infos dazu gibt es beim Bundestag.
Wir besuchten also alle Highlights der Innenstadt – Brandenburger Tor, Berliner Dom, das beeindruckende Denkmal für die ermordeten Juden Europas, den Tiergarten und die Siegessäule und schließlich der Kurfürstendamm.
Es war sehr kalt, aber sonnig und wir genossen die gemeinsame Zeit sehr! Endlich konnten wir in Ruhe über alles reden und uns Sachen erzählen, über die man am Telefon nicht sprechen möchte. Denn Kinga wohnt ja in der Nähe von Warschau und wir sehen uns einmal, höchstens zweimal im Jahr. Und diese intimen geschwisterlichen Gespräche sind durch nichts anderes zu ersetzen! Auch wenn wir nicht immer gleicher Meinung sind, unsere Kinder anders erziehen und vielleicht im Alltag andere Werte vorleben, verstehen wir uns immer, können immer zusammen quatschen und gegenseitig ehrlich die Meinung sagen, ohne das die Andere sofort beleidigt ist 😉
Beeindruckend fanden wir die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, wie auch die Gedächtnis-Stelle des LKW-Attentats vom Dezember 2016. Und ich erinnerte mich sofort an meinem Insta-Walk auf dem Christkindl-Markt in München, wo ich ein paar Tage vor dem Attentat in Berlin eingeladen wurde und dort gemütlich und entspannt mit den anderen Bloggern flanierte. Gänsehaut pur!
Am Abend gab es noch eine kleine Shopping Einlage im KaDeWe, denn als Kinder des Ostens mussten wir das Kaufhaus des Westens unbedingt sehen 😉 Und hier kriegt man den besten Stadtplan Berlins! Zum Feiern des Tages gab es noch einen leckeren Cocktail und anschließend eine sau leckere Pizza in der L’Osteria Berlin. Wir hatten überhaupt Glück, dass wir hier spontan einen Tisch bekamen, denn sobald wir saßen, wuchs die Schlage hinter uns von Minute zu Minute! Sehr empfehlenswert!
Sonntag – über den Dächern Berlins
Weil wir am Sonntag schon auschecken mussten, nahmen wir unsere Koffer und ließen sie am Hauptbahnhof aufbewahren. Da es wieder kalt, aber wenigstens sonnig war, entschieden wir uns den Berliner Dom zu besichtigen. Von der Kuppel hat man einen guten Überblick über die Stadt und ist dem Fernsehturm ganz nah! Anschließen mussten wir uns etwas beeilen, um die gebuchte Uhrzeit der Besichtigung des Reichstags nicht zu verpassen.
Ich gebe zu – die Besichtigung der Kuppel und Dachterrasse des Reichstagsgebäude gehören auf jeden Fall zu unseren Highlights! Das verdanken wir nicht nur dem schönen Wetter, sondern auch der Organisation! Es lohnte sich so lange auf die kostenlosen Tickets zu warten und somit einen guten Einblick in die deutsche Politik zu bekommen.
Nachdem uns der nette Herr am Empfang nachträglich zum Geburtstag gratulierte (sehr aufmerksam bei der Ausweis-Kontrolle), warteten wir bis sich unsere Gruppe gesammelt hatte. Anschließend fuhren wir mit dem Lift zur Dachterrasse hoch. Die Besichtigung findet in Eigenregie statt, was ich sehr gut finde, denn so kann man sich in eigenem Tempo bewegen. Als kostenloser Informationsservice stehen Audioguides in elf Sprachversionen (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Polnisch, Russisch, Türkisch, Niederländisch und Chinesisch) zur Verfügung. Die Tour startet automatisch, sobald man die Kuppel betritt. Der Audioguide führt uns durch die ganz Kuppel und informiert mit ruhiger Stimme über die jeweilige Sehenswürdigkeit, vor der wir gerade stehen. Bewegen wir uns weiter, passt sich die Stimme unserer Position an und erzählt weiter. Das ganze Programm ist so konstruiert, dass man immer wieder neue Facts and Figures bekommt, auch wenn man auf der selben Kuppelhöhe mehrmals rumlaufen muss. Somit ist die Besichtigung nie langweilig und bleibt die ganze Zeit spannend.
Von der Dachterrasse hat man nicht nur einen super Überblick über die ganze Stadt, sondern auch über die ganze Geschichte Berlins. Denn von oben kann man verschiedene Zusammenhänge besser erkennen und verstehen. So ging es mir wenigstens! Und, auch wenn es für Euch vielleicht etwas pathetisch klingt, in dem Moment war ich wirklich stolz und dankbar, dass ich in Deutschland leben darf. Am Ort der Berliner Mauer, die nicht nur die Stadt in zwei Hälften teilte, sondern die ganze Europa trennte, spürte ich den Wind der Geschichte, die mich persönlich auch betrifft. Ich bin ja 1980 geboren, als in Polen noch tiefer Kommunismus herrschte. Und nun stand ich genau dort, wo sich die aktuelle Geschichte Deutschlands und Europas entscheidet, konnte den Politikern über die Schultern schauen und fühlte mich einfach frei. Frei und glücklich. Und 37! 😉
Also, wenn Ihr in Berlin als Tourist unterwegs seid, lohnt es sich auf jeden Fall die Kuppel und die Dachterrasse zu besichtigen – am besten meldet Ihr Euch gleich im Internet an! 🙂
Nach der Besichtigung besorgten wir noch ein paar Souvenirs für unsere Kinder und schon machten wir uns wieder auf den Heimweg. Meine Schwester mit dem Zug nach Warschau und ich mit dem Flieger nach München. Davor besuchte ich noch meine gute Bekannte, die liebe Mandy vom KopfüberKind, die vor einem Jahr aus München nach Berlin umgezogen ist. Was für eine Freude! 🙂
Danke, Berlin!
Wer weißt, wohin uns der Schicksal nächstes Jahr verschlägt!
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