Vor ein paar Tagen bin ich aus meinem 3-wöchigen Urlaub in meinem Heimatland Polen zurückgekommen. Ich war alleine mit meinen beiden Kinder unterwegs.
Die erste Woche verbrachten wir mit meinen Eltern in der schönen Region Kaschubei, die gerade mal 50 km von der Ostsee entfernt ist. Ein besonderer Ort auch für die Familie meines Mannes, weil die deutsche Uroma meiner Kinder aus dieser Gegend stammte. In der Kaschubei vermischt sich die Geschichte dreier Nationen: Polen, Deutschen und Kaschuben. Unsere familiäre Geschichte hat irgendwie einen Kreis geschlossen…
Leider ist das Wetter sehr schlecht geworden und statt wie geplant im See zu baden, machten wir viele Ausflüge und Wanderungen. Die Kinder entwickelten einen besonderen Bezug zu meinen Eltern, spielten mit ihnen gerne und ließen sich von ihnen bespaßen. Die älteren Nachbarn, die im Haus neben dran mit ihrer 11-jährigen Enkelin Sommerferien verbrachten, luden uns mal auf einen selbst gemachten Schnaps ein. Sie erzählten viel, wie sie das Haus in den siebziger Jahren ohne legalen Zugang zu Baumaterialien bauten, wie sie in den kommunistischen Zeiten den Alkohol über die tschechische Grenze schmuggelten und wie sie dazu kamen, dass sie als einzige Familie im Dorf über ein Festnetz-Telefon verfügten. Spannende Geschichten und typisch polnische Gastfreundschaft!
Die nächsten zwei Woche verbrachten wir in unserem großen Familienhaus am Rand eines Waldes. Mit dabei waren die Kindern meiner Schwester und meiner Cousine. 7 Kinder, 3 Erwachsene, viel Lärm, viele Streitereien, aber auch viel Lachen und Spaß! Meine Kinder machten große Fortschritte bei der Sprachentwicklung und einen allgemeinen Entwicklungsschub. Das passiert immer, wenn wir verreisen und sie viel erleben. Schöne Zeit und tolle Erinnerungen für uns alle!
Wenn ich als Auswanderin in Polen ein paar Wochen verbringe, werde ich immer sentimental. Der Aufenthalt dort ist wie eine Begegnung mit all dem, was mich als Menschen beeinflusst und geschaffen hat. Die Familie, die Freunde, die Landschaft, das Essen und die Gerüche. Alles wird auf einmal so heimisch und vertraut. Und das Gefühl der Angehörigkeit steigt! Ich fühle mich in Deutschland wohl, aber nur in meinem Heimatsland gibt es diese bestimmte Geborgenheit.
Das Land ändert sich kontinuierlich, die Städte werden größer, die Infrastruktur besser und die Mentalität der Menschen wird offener. Das Polen, das ich von früher kenne, ist nicht mehr das selbe. Aber ich komme auch verändert nach Polen zurück: die Dominika, die das Heimatland vor über 5 Jahren verlassen hat, hat sich durch verschiedene Erfahrungen, Erlebnisse und Begegnungen stark verändert. Manchmal sind diese Erfahrungen sogar in meine Muttersprache unübersetzbar und oft habe ich das Gefühl, das mich die Menschen in Polen nicht mehr richtig verstehen.
Am Ende des Aufenthalts kommen immer diese Fragen zurück: Wie hätte mein Leben ausgeschaut, wenn ich hier geblieben wäre? Wo hätte ich gearbeitet? In welcher Stadt hätte ich gelebt? Hätte ich einen Mann und Kinder?
Die Fragen bleiben unbeantwortet für immer und es ist gut so. Das schönste ist aber für mich, dass ich meinen Kindern diesen Teil von mir zeigen kann. Das größte Glück ist, dass sie dort mit den Gleichaltrigen spielen und von ihnen profitieren können. Sie entwickeln eine eigene Identität, in der die polnischen Wurzeln sichtbar werden! Nur die Mama wird etwas nostalgisch…
Ja, mir geht so ähnlich…