Eine sympathische und sehr motivierte Mama ist heute die Hauptfigur meiner Mama Start-Up Serie! In ihrem Interview erzähle uns Rhea, wie sie als Coach und Trainerin junge Mütter (und Väter) bei der Herausforderung unterstützt, eine Balance zwischen Beruf und Familie zu finden.

Entspannung und Achtsamkeit im Alltag, sowie Austausch mit anderen Eltern sind oft wichtige Bestandteile des Workshops. Ihre positive und ruhige Ausstrahlung wirken auf jeden Fall sehr überzeugend!

Danke, liebe Rhea für Deine ausführlichen und offenen Antworten. Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deinem Herzensprojekt!

Stell Dich und Dein Business kurz vor.

Ich bin Rhea, Mutter von zwei kleinen Mädchen (3 und fast 5 Jahre) und habe mich letztes Jahr als Coach, Trainerin und Referentin selbständig gemacht. Meine Zielgruppe sind (berufstätige) Mütter (und Eltern) und Fachkräfte, die mit Eltern arbeiten. Denn Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, bedeutet für Mütter zwar einerseits, viel Anerkennung und Selbstbestätigung zu erfahren, aber andererseits auch häufig Machtlosigkeit und Fremdbestimmung zu spüren. So gilt einerseits gesellschaftlich das Bild der ‚guten Mutter‘, die immer für ihre Kinder da ist und diese keineswegs zu früh betreuen lässt und andererseits das derzeitige Ideal, der weiblichen Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Beim täglichen Spagat (und manchmal ist es ja mehr ein Tanz am nervlichen Abgrund) bekommen Kind und Job häufig oberste Priorität. Ihre eigenen Bedürfnisse und Ansprüche setzen Mütter dann zugunsten von Kindern und Job in der Prioritätenliste meistens ganz weit nach hinten. Ein Kraftakt, der an Nerven und Gesundheit zerrt und zu Unzufriedenheit und Erschöpfungszustände führt.
Ich finde: Das muss nicht sein! Ich helfe Müttern zwischen Kind und Karriere neue Handlungsoptionen zu entfalten, ein besseres Gefühl für eigene Bedürfnisse und Grenzen zu entwickeln und dadurch langfristig ein stressfreieres, gesünderes und erfülltes Leben führen zu können. Dafür biete ich Coachingformate an, die den Müttern auch Zeit für Entspannung und Genuss lassen, wie bspw. meine coach&cake-Reihe, bei der in Kleingruppen nach einem Impulsvortrag bei Kuchen und Kaffee an eigenen Themen und Fragestellungen gearbeitet wird.
In meinen Workshops für Eltern stehen oftmals der Austausch über den Erziehungsalltag und der Versuch, mit verschiedenen Methoden für mehr Entspannung und Achtsamkeit im Alltag zu sorgen, im Mittelpunkt. Und seit Anfang 2018 bin ich auch als Coach bei elterngarten dabei, was mich sehr freut, da es ein großartiges Angebot ist: Wir bieten berufstätigen Eltern, die sich in Elternzeit befinden, ein Angebot jenseits von Babyschwimmen und Krabbelgruppe. Wir unterstützen sie während eines Gruppencoachingprozesses ihren Plan für Beruf und Familie so zu gestalten, dass der Alltag kein permanenter Kraftakt wird. Das ganze in Babykompatiblen Häppchen von 90 min über 5 Wochen, denn die Babys sind immer dabei. Für Fachkräfte biete ich im Rahmen kurzweiliger Inputs und anregender Übungen Ergebnisse aus meinen aktuellen Forschungsergebnissen, ganz jenseits ‚grauer‘ Theorie. Neben diesen ‚Herzensthemen‘ habe ich aber auch noch einen anderen Job (Teilzeit), der mir auch viel Freude macht: ich arbeite im Bereich Wissenschaftsmanagement und Wissenstransfer an einer Hochschule.

Was hast Du vor der Kinderära beruflich gemacht?

Ich bin Diplom-Pädagogin, ausgebildete Coach und habe in den Erziehungswissenschaften zum Thema Elternverantwortung promoviert. Fragen rund um die Themen Elternschaft, Mutterschaft und Vaterschaft haben mich danach nicht mehr losgelassen und sich mit dem eigenen Mutter-Werden eher noch verstärkt. Ich habe mehrere Jahre als Wissenschaftlerin gearbeitet und Forschungsprojekte und Veranstaltungen zu diesen Themen durchgeführt und dabei immer wieder gesehen, wie vielen Anforderungen moderne Eltern, die Kind und Beruf vereinbaren wollen, ausgesetzt sind und wie viel gesellschaftlichen und eigenen Druck sie spüren. Das sind Themen, die mich immer wieder begeistern, faszinieren und neugierig werden lassen.

Wie hat die Mutterschaft Deine berufliche Situation verändert?

Hatte ich vorher das Gefühl, Arbeitsangebote nie ausschlagen zu können und damit – zeitmäßig – häufig über eine Vollzeitstelle zu kommen (und bei allem Spaß an der Arbeit doch häufig auch an meine Grenzen zu stoßen), war dann spätestens mit dem zweiten Kind klar, dass dies nicht weiterhin so funktionieren würde. Als eine meiner beiden halbe Stelle auslief, unternahm ich keine Anstrengungen sie wieder aufzufüllen sondern blockte erstmal andere Angebote ab. Stattdessen nutzte ich die freigewordene Zeit, um einerseits mehr Zeit in die Familie zu stecken und andererseits in meiner Selbständigkeit Themen zu bearbeiten, die mir noch mehr Spaß machten und bei denen ich deutlich freier in der Zeiteinteilung bin.

Wie bist Du auf die Businessidee gekommen?

Mich haben die Themen Schwangerschaft, Geburt und Elternwerden/Elternsein schon länger interessiert, aber seit dem ich selbst Mutter geworden bin, ist die ‚Neugierde‘ noch ein bisschen größer geworden. Ich mag es, Dinge zu hinterfragen, zu beobachten und neugierig zu sein, den Sinn aufzuspüren. Und mich interessiert jeden Tag aufs Neue, wie Eltern leben, wie sie Familie sind und sich Arbeit, Kinder und Alltag aufteilen. Und seitdem ich selbst jeden Tag spüre, wie es ist, Mutter zu sein, sich oft zwischen Beruf und Kindern zu zerreißen und sich immer wieder selbst zu fragen, wie man leben möchte, entstand die Idee, mein Wissen als Wissenschaftlerin mit meiner Erfahrung als Coach zusammenzubringen. Anfang 2017 habe ich mich dann nebenberuflich selbständig gemacht und mir ein zweites Standbein als Coach, Trainerin und Referentin aufgebaut.
Im Zentrum meiner Arbeit steht in allererster Linie die Wertschätzung für die tägliche Arbeit der Eltern – denn diese ist zwar oftmals eine ganz erfüllende Aufgabe, manchmal aber auch wirklich der letzte Job, den man sich gerade wünscht. In meiner Arbeit kombiniere ich mein Fachwissen, meine Arbeit als Coach und meine eigenen Mutterschaftserfahrungen miteinander.

Bist du mit Deiner jetzigen Familien- und Berufssituation zufrieden?

Im Großen und Ganzen ja. Derzeit pendele ich zu der einen halben Stelle sehr weit – da wäre ich froh, wenn die Zugverbindungen etwas besser wären. Und in Bezug auf meine Selbständigkeit würde gerne weniger Zeit in Werbung und Zielgruppenfindung stecken, sondern lieber Workshops durchführen – aber das sind ja immer die ‚Leiden‘ eines Start-ups ;0). Und natürlich gilt für mich auch immer wieder der schöne Satz ‚Tue, was du predigst!‘. Bedeutet, dass ich mich manchmal ganz schön zurückhalten muss, vor lauter Begeisterung für ein Thema, nicht völlig in der Arbeit zu versinken und über meine Ressourcen hinaus zu arbeiten. Gesellschaftlich würde ich mir wünschen, dass es deutlich normaler wäre, dass beide Elternteile in den ersten Jahren 60-75% arbeiten – denn dann ließe sich für alle Kind und Beruf auch besser unter einen Hut bekommen.

Wie sieht Dein Alltag aus?

Die Hälfte der Woche arbeite ich für meine Selbständigkeit. Das genieße ich gerade sehr, weil ich da wirklich Herzensthemen bearbeite, mir das Ganze aber auch familiär deutlich mehr Freiräume lässt. So verlaufen zum Beispiel die Tagesanfänge entspannter, weil ich nicht so schnell zum Zug hetzen muss und ich meistens in den Abholzeiten flexibler bin. Tagsüber konzipiere Workshops, bereite Vorträge vor, mache Werbung für meine Dienstleistungen, vernetze mich und suche neue Kontakte. Darüber hinaus bin ich an drei Nachmittagen die Woche für die Kinder zuständig und besuche mit ihnen Freunde, begleite sie zum Kinderturnen oder unternehme andere Sachen. In der anderen Hälfte der Woche sitze ich in meinem anderen Job im Büro und arbeite an vielfältigen Themen rund um den Wissenschaftsbetrieb.

Gibt es ein Erfolgsrezept? Hast Du Tipps für Mamis, die sich überlegen, selbstständig zu werden?

Nein, ich glaube, ein Erfolgsrezept gibt es wohl leider nicht. Aber hilfreich ist sicherlich Geduld und ein gutes Netzwerk für fachlichen Input (z.B. die Mompreneurs). Und ich denke, es sollte keine halbherzige Idee sein, sondern man sollte es wirklich wollen und für seine Themen und seinen Job brennen, weil es anfangs nicht wirklich einfach ist. Eine hohe eigene Motivation sollte man passenderweise auch gleich mitbringen. Ich finde es beispielsweise unglaublich schwierig, einen ersten Fuß in die Tür zu bekommen und tatsächlich die richtige Zielgruppe zu finden und solche Angebote zu gestalten, die dann nicht nur mit Anerkennung und Wertschätzung bezahlt werden, sondern mit Geld ;0).

Was sind Deine beruflichen Pläne?

Ich würde mich gerne weiter am Markt etablieren und mich noch in andere Themen einfinden und spannende Kooperationen angehen. Für den Herbst ist beispielsweise gemeinsam mit einer Sportwissenschaftlerin ein Workshop für Mütter geplant, der Sport und Coaching vereint und aktuell arbeite ich mit einer Hebamme und einer Stillberaterin an einem Fortbildungskonzept für Leute aus dem Bereich Stillberatung/Elternbegleitung/Schwangerschaft.
Rhea Seehaus
Rhea SeehausCoach, Trainerin und Referentin
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