Wie Weihnachten auf der ganzen Welt gefeiert wird

Inspiriert von einem Artikel über verschiedene Weihnachstbräuche aus aller Welt, habe ich für Euch ein Weihnachts-Special vorbereitet! “Christmas Around the World” heißt diese spannende Reihe – hier erzählen andere Bloggerinnen, Mompreneurs und Frauen mit Migrationshintergrund über Weihnachten in ihrem jeweiligen Heimatland. Viele von ihnen leben schon sehr lange in Deutschland und erinnern sich heute an die Weihnacht ihrer Kindheit. Es entstanden unglaublich schöne, sentimentale und sehr persönliche Geschichten, die viel Weihnachtszauber verbreiten und uns auf die schöne weiße Weihnachtszeit einstimmen. Oder auf Weihnachten unter Palmen ? Aber lest einfach selbst!

Vielen herzlichen Dank an alle wundervollen Frauen, die an meinem Projekt teilgenommen haben! Der zweite Teil dieses Artikels folgt schon bald, denn jede Woche im Dezember könnt Ihr Euch auf neue weihnachtliche Geschichten freuen!

Frohe Weihnachten Euch allen! ?

Mariana und Weihnachten in Bulgarien

Mariana Menne Bulgarien

Mariana Menne, Gründerin von mtm Personal, einer Personaldienstleistungsagentur spezialisiert auf das Recruiting von IT und Ingenieur-Fachkräften im deutschsprachigen und osteuropäischen Raum sowie Outsourcing von HR-Dienstleistungen. Lebt seit 2011 in Köln, Mutter von Emil (5) und Theo (2).

Weihnachten oder “Koleda” ist ein des schönsten christlich-orthodoxen Feste in Bulgarien.

Das bulgarische Weihnachten findet am 25. Dezember statt. Die Feierlichkeiten beginnen bereits einen Tag davor. Am Heiligen Abend wird eine ungerade Zahl an Gerichten vorbereitet, in der Regel 7, 9 oder 13. Die Gerichte sollen keine tierischen Erzeugnisse enthalten (wie Fleisch, Milch, Eier usw.), da der 24.12 der letzte Tag der Fastenzeit ist. Typische Gerichte sind mit Bohnen gefüllte Paprika, in Weinblätter gewickelter Reis, Bohnensuppe und mit Kürbis gefüllte Teigblätter. Am Anfang vom Festmahl wird ein spezielles rundes Brot, in dem eine Münze versteckt ist, zwischen allen Familienmitgliedern aufgeteilt. Wer die Münze bekommt, wird im nächsten Jahr immer gesund sein und viel Glück haben. Früher ging das älteste Familienmitglied mit Weihrauch durch alle Zimmer, damit das Böse vom Haus fernbleibt.

Auch in der Nacht vom 24. auf 25. bringt der Weihnachtsmann, auch „Djado Koleda“ gennant, Geschenke für all diejenigen, die im Jahr brav waren. Für die Weihnachtstage gibt es keine traditionellen Gerichte, es wird jedoch üppig gegessen: Gerichte mit Schwein- und Geflügelfleisch, mit Käse gefüllte Teigblätter und Kuchen.

Bèa und Weihnachten in Rumänien

Bèa Beste kam im Dezember 1968 in Bukarest auf die Welt. Damals war Rumänien so richtig unter der Herrschaft des kommunistischen Regimes. Trotzdem hatte sie eine schöne Kindheit gehabt, die leider etwas zu früh vorbei war: ihr Vater starb als ich 12 war, ihre Mutter als sie 15 war. Sie hatte Glück und konnte zu den Geschwistern aus der ersten Ehe ihres Vaters nach Deutschland ausreisen. Sie lernte Deutsch und machte in Karlsruhe Abitur. Mutter wurde sie bereits mit 21. Jetzt ist ihre Tochter schon groß, wunderbar und studiert Architektur. “Wir sind zusammen nie ganz erwachsen geworden. Und das ist gut so” – ergänzt Bèa.

Bea Beste Rumänien

Bèa hat mit Kind Wirtschaftsingenieurswesen an der TU Berlin und Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der UdK in Berlin studiert. Danach hat sie für SAT.1 und in der Unternehmensberatung The Boston Consulting Group gearbeitet. 2005 gründete sie die bilingualen Phorms Schulen mit einer Truppe von verrückten Unternehmern. Seit dem bezeichnet sie sich als Edupreneur. Nach sechs Jahren als CEO ging sie 2011 auf Bildungsexpedition durch Indien, Australien, Indonesien und die USA. Inspiriert von internationalen Bildungsinnovationen entwickelte sie das Playducation Konzept: Was wäre, wenn sich Lernen wie Spielen anfühlt? Daraus wurde die Tollabox, eine monatliche Box voll mit Material und Ideen zum Basteln, Experimentieren und die Welt entdecken, die sich aber im Markt nicht durchgesetzt hat. Jetzt entwickelt sie neue Ideen – und hat als Lebensziel die kalten Wintermonate in der Wärme zu verbringen.

Meine Familie ist nicht gläubig, deswegen haben wir da keine große Bedeutung darin gesehen. Und für die mehrheitlich orthodoxe rumänische Bevölkerung ist Weihnachten zwar auch irgendwie geprägt von der Geburt Jesu, aber Ostern ist definitiv das größere Ding. Die Kommunisten haben Weihnachten irgendwie diplomatisch integriert, und aus Christkind und Weihnachtsmann wurde der Mos Cracium (gesprochen: Mosch Kretschiun), der Kinder schon in dem Kostüm, das wir auch hier kennen, mit Geschenken glücklich gemacht hat. In meiner Kindheit war der Aufriss minimal: er tauchte einmal zu Nikolaus auf, als Mos Nicolaie (mir persönlich mit diesem Namen extrem verhasst, da der gleiche Vorname wie von Ceausescu!) – und dann herrschte vielleicht noch so ab dem 20. Dezember Aufregung, es gab einen Tannenbaum zum 24. , der nach Sylvester entsorgt wurde. Es gab eher kleine Geschenke und ein schönes Essen mit der Familie. Auch die typischen Lieder gibt’s – “Oh Tannenbaum” heißt “O brad frumos”, usw.

Von meinen Freunden vor Ort bekomme ich nun mit, dass die Kommerzialisierung das verändert und dann ist es wie bei uns in der westlichen Welt: Ramba-Glitter-und-Glanz-Zamba ab Ende September. Auch Weihnachtsmärkte, die eigentlich keine Tradition hatten (außer in den deutschsprachigen Regionen) halten nun Einzug. Du merkst ja… ich bin der totale Weihnachtsfan!!! Ich selbst bin zu Weihnachten am liebsten irgendwo in der Wärme, Füße im Sand, kühles Bier in der Hand. Das habe ich auch mit Kind gut gelöst: ihr Vater und ich sind seit sie 2 Jahre alt war getrennt, seine Familie im Schwarzwald hat wundervoll Weihnachten gefeiert – und ich konnte mich dann aus dem Staub… pardon, Schnee machen.

Helena und Weihnachten in Tschechien

Helena Bode-Tschechien

Helena Bode ist der kreative Kopf des Labels maru*maru und hat sich bereits auf dem Blog in einem ausführlichen Interview in der “Mama Start-Up”-Rubrik vorgestellt. Seit 18 Jahren lebt sie in Deutschland. Seit der Geburt ihrer Tochter beschäftigt sie sich mit Stoffen und Kinderzimmerdekoration, wie z.B. Kinderzimmervorhänge, Bettwäsche, Kuscheldecken, Kissen, Wimpelketten, Lampenschirmen und vielem mehr. Derzeit arbeitet sie daran, ihr bisher als Nebengewerbe geführtes Business hauptberuflich zu führen, auszubauen und zu professionalisieren.

Die letzte Tür des Adventskalenders wurde geöffnet, ENDLICH Weihnachten! Gleich morgens um 08:00 brachte Papa einen Tannenbaum welchen wir Kinder den ganzen Vormittag mit schönen bunten Weihnachtskugeln, Lichterketten, Lametta etc. geschmückt haben. So lange ich mich erinnern kann, gab es bei uns einen dürren, schiefen oder viel zu kleinen Weihnachtsbaum. Irgendwann wollte ich auch mal einen schönen, wuchtigen und großen Weihnachtsbaum und fragte Papa, warum er immer so hässliche Bäume bringt. Daraufhin erklärte er mir, dass man schöne Bäume nicht schmücken muss und er deshalb die nicht so schönen aussucht. Das fand ich plausibel und habe nie wieder über den Weihnachtsbaum gemeckert.

Jedes Jahr an Weihnachten wurde auf dem Markt ein großer Karpfen besorgt, der dann bis zum Abend in unserer Badewanne schwamm.

Tagsüber sollte man nicht viel essen, weil man Abends als Belohnung die goldene Stadt Prag sehen würde. Das kann ich nicht bestätigen. Ich habe sie nie gesehen, weil ich erstens nicht den ganzen Tag auf die vielen Plätzchen und Häppchen verzichten konnte und zweitens ließ ich mich nicht an den Ohren hochziehen 😉

Nachmittags haben wir unsere Geschenke für die Eltern eingepackt. Entweder haben wir für sie etwas schönes gebastelt oder später auch von unserem Taschengeld gekauft.

Zum Abendessen gab es dann leckeren Kartoffelsalat und den frisch zubereiteten Karpfen. Für uns Kinder gab es Filet, weil wir uns geweigert haben den Karpfen zu essen. Natürlich musste gewartet werden bis alle gegessen hatten, was für uns Kinder sehr schwierig war, denn wir waren nach 5 Minuten fertig und mussten dann gefühlte Stunden auf die Eltern warten. Wie durch ein Zauber läuterte dann endlich die kleine goldene Glocke und wir rannten zum Weihnachtsbaum, packten unsere Geschenke aus und freuten uns den ganzen Abend über sie. Die Mitternachtsmesse gab es glücklicherweise schon um 22:00 da unser Pfarrer die Messe in mehreren Kirchen halten musste. Und so kamen wir um 23:00 erschöpft aus der Kirche nach Hause und schliefen sofort ein. Was für toller Tag, tolle Weihnachten. 

Dominika und Weihnachten in Polen

Dominika Rotthaler ist Autorin dieses Blogs und die Initiatorin dieser Weihnachtsserie. Mit ihrem deutschen Mann und 2 Söhnen lebt sie seit 6 Jahren in München. Das Thema bilinguale und bikulturelle Erziehung beschäftigt sie sowohl privat, als auch geschäftlich. Sie engagiert sich für die polnische Community in München und unterstützt die multikulturellen Familien in Bayern.

Dominika Rotthaler, Polen

In Polen ist Heiligabend sehr wichtig – alle Familienmitglieder treffen sich, um diese Zeit gemeinsam zu verbringen. Am 24.12. deckt man den Tisch mit einer weißen Decke, darunter streut man Heu – wie in Jesus’ Stall. Dann werden Opłatek, polnische Oblaten, geteilt, dabei wünscht man jedem Familienmitglied etwas ganz Persönliches.

Wenn der erste Stern am Himmel steht, darf man nach langen Vorbereitungen sich an den Tisch setzten und essen, essen, essen… Traditionell gibt es zwölf verschiedene Gerichte, als Erinnerung an die zwölf Apostel. Die Polen essen an dem Tag kein Fleisch, sondern Fisch, Rote Bete Suppe, Nudeln mit Mohn und Maultaschen mit Kraut. Ein Platz und ein Gedeck bleibt immer frei, falls ein Gast kommt, der Hunger hat.

Nach dem Essen kommt das, worauf Kinder sich am meisten freuen: die Bescherung! Anschließend werden Weihnachtslieder gesungen. Kurz vor Mitternacht gehen viele in die Mitternachtsmesse. Polnische Frauen legen viel Wert auf das Einhalten der polnischen Weihnachtstraditionen und pflegen diese Bräuche im familiären Kreis. Denn Weihnachten in Polen ist das wichtigste Fest für viele meiner Landsleute.

Cristina und Weihnachten in Italien

Cristina Verdi

Cristina Isabella Verdi aus Desenzano am Gardasee. Sie hat Kunstgeschichte, Byzantinische Kunst und Europäische Ethnologie studiert. Seit 2003 lebt sie mit ihrer Familie in München.

È Natale – Es ist Weihnachten – Irgendwo in einem Ort der Halbinsel…

Familie Grassi feiert Weihnachten am 25. Dezember mit einem „pranzo di Natale“, einem außergewöhnlichen Mittagsmahl, das sich oft bis in den späten Nachmittag hinzieht. Ihre Nachbaren feiern wiederum die vigilia – den Abend vor Weihnachten – mit ebenso einem Abendessen am 24. Dezember. Mittlerweile werden generell auch beide Tage großzügig gefeiert.

Der traditionelle Kirchenbesuch spielt eine wesentliche Rolle: am Mitternacht des 24. Dezembers wird man von Sizilien bis zu Piemont, von Kalabrien bis zu Friaul keine Kirche finden, die leer und ohne das Zelebrieren der heiligen Weihnachtmesse zu sehen ist. Das ist der kollektive Augenblick des Weihnachtens, indem der katholische Glaube der Italiener zum Vorschein kommt.

Der andere entscheidende und gemeinsame Moment des Feierns ist das Essen. Sei es am Abend vor dem Weihnachtstag, als auch am Mittag des nächsten Tages: in den eigenen vier Wänden wird eine üppige, liebevolle und großzügige Mahlzeit für die ganze Familie und ihre Angehörigen vorbereitet. Die Stärke der italienischen Küche erreicht an Weihnachten seinen Höhepunkt. Bei den Einkäufen, den Vorbereitungen und der Realisierung des weihnachtlichen Menüs mit traditionellen oder neu erfundenen Rezepten, zeigen die Italiener und besonders die italienischen Frauen, Ihre Leidenschaft und Hingabe für die Küche, sowie für ihre Gastfreundschaft und den Familiensinn zugleich.

Tagelange Arbeit in der Küche, viel Mühe und Liebe sorgen für ein außergewöhnliches Weihnachtsfestessen. Keiner wird den Tisch verlassen, ohne genüsslich das geschmackvolle, leckere Speisemenü gekostet zu haben.

Regionale Einflüsse in der italienischen Küche sind sehr verbreitet: in Süditalien überwiegen mehr Fischspeisen, während im Norden Fleisch, Wildfleisch und Geflügel auf dem Weihnachtstisch zu finden sind. Die Variationen der italienischen Pasta wechseln von Region zur Region und sind ist sehr vielfältig und regional stark differenziert: ravioli (Lombardei), agnolotti (Piemont), lasagne, capelletti und tortellini (Emilia Romagna), fettuccine (Rom), cannelloni (Campanien), pasta al forno (Sizilien), um nur einige Beispiele zu nennen. Was nicht fehlen darf, ist die Reihe der Gänge: von den leckeren Antipasti bis zur Nachspeise mit dem bekannten Süßgebäck pandoro und panettone. Gewöhnlich findet man heute beide auf dem Weihnachtstisch, denn die Rosinen und die Zitrusfrüchte des panettones sind nicht für jedermann.

Frau Angela Grassi kennt auf jeden Fall nicht die Sitte der Adventszeit: es werden keine Kränze mit den vier Adventskerzen besorgt, wie es nördlich die Alpen üblich ist. Anna und Marco, die zwei Kinder der Familie, kennen keinen Nikolaus, der am 6. Dezember mit Süßigkeiten kommt und auch keinen Adventskalender, an dem jeden Tag eine kleine Tür mit Schokolade geöffnet wird.

Frau Angela in Mailand schmückt weihnachtlich ihre Wohnung: sie bedient sich mit bunten, lichtfreudigen Ketten, die sie auf ihrer Terrasse oder im Wohnzimmer zum Leuchten bringt, kauft einen Weihnachtsbaum aus Plastik, nicht aus ökologischen Gründen, sondern weil in Italien weniger Kiefer wachsen und der Baum als solcher kein Symbol für Weihnachten ist. Frau Angela in Neapel stattet mit einer Krippe – il presepe, die Darstellung der Geburt Jesus, ihre Wohnung noch weihnachtlicher aus. Dazu benutzt sie die ikonographischen Figuren der Kunst: Josef, Maria und das kleine Jesuskind, Esel und Ochse, die Hirten, das versammelte Volk, die Engel… Und echtes Moos als Grundlage für die landschaftliche Darstellung darf in diesem Fall nicht fehlen!

Anna und Marco in Mailand schreiben in der Schule an den Weihnachtsmann, den Babbo Natale, die abgeleitete Figur des Nikolaus im Nordeuropa, der für die Geschenke zuständig ist. Währenddessen schreiben Anna und Marco in Neapel ihre Wünsche nicht an den Weihnachtsmann, sondern an das Christuskind – il Gesú bambino. Sie lernen auch ein paar Gedichte rund um die Geburt Jesu und werden diese an Weihnachten der ganzen Familie vortragen.

Was macht aber Mario, egal ob aus Mailand, Neapel oder Rom kommt? Er sorgt dafür, dass auf dem Weihnachtstisch die gute hausgemachte Salame nicht fehlt. Auch nicht der frische Fisch, der geeignete Wein und Sekt, der pandoro, panettone, torrone (eine kostbare Süßigkeit mit Mandeln, Honig, Zucker, Eiweiß) oder die frutta secca (Nüsse, Mandeln und Erdnüsse). Wartend auf die tredicesima – das unerlässliche Weihnachtsgeld – besorgt er oft unmittelbar kurz vor dem Fest, Geschenke für die Familie, steht den Frauen der Familie bei, damit sie die ganze Essensvorbereitungen, Haushaltsarbeiten und Friseurtermine – ja die sind auch wichtig – stresslos überstehen.

Die ganze Familie ist nun versammelt. E allora: AUGURI DI BUON NATALE!

Teil 2

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Teil 2

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Teil 3

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