Nadja, gelernte Journalistin, ist auch meine Blogger-Kollegin. In dem Interview aus der Serie „Mama Start-Up“ erzählt sie uns, wie sie zu ihrem Entschluss kam, sich nach der zweiten Schwangerschaft selbstständig zu machen und welche Vorteile die Freiberuflichkeit für sie brachte.

Offen, mutig, flexible und bereit sein, Hilfe anzunehmen – das sind die wichtigsten Erkenntnissen, die ich von diesem Interview für mich mitnehme. Danke, liebe Nadja, für die vielen tollen Tipps!

Stell Dich und Dein Business kurz vor.

Ich bin gelernte Journalistin, 36 Jahre alt und habe zwei Kinder – mein Sohn ist fast zwei und meine Tochter wird im Sommer 5. Schon als Jugendliche wollte ich Journalistin werden und kann mir seitdem keinen anderen Beruf vorstellen. Als freie Journalistin bin ich spezialisiert auf Gesundheits-, Medizin- und Lifestyle-Themen, ich schreibe für Magazine, Tageszeitungen und Online und habe außerdem mit einer Kollegin Anfang 2015 ein Gesundheits-Blog gestartet: Health and the City. Ich mag das Bloggen sehr, weil es mir ermöglicht Themen anders anzugehen und umzusetzen als es mir meine Arbeit sonst vorgibt.

Was hast Du vor der Kinderära beruflich gemacht?

Nach meinem Studium (Anglistik und Politik) habe ich in München die Redakteursausbildung an der Deutschen Journalistenschule gemacht und kurze Zeit später, Anfang 2007, als Redakteurin bei der Apotheken Umschau angefangen. Daher auch die Spezialisierung auf Gesundheits-Themen. Eine Festanstellung war damals immer mein Traum, über Freiberuflichkeit habe ich kaum nachgedacht.

Wie hat die Mutterschaft Deine berufliche Situation verändert?

In der ersten Schwangerschaft war ich rückblickend recht naiv – ich wollte ein Jahr Elternzeit nehmen und danach beruflich wieder durchstarten, wenn auch in Teilzeit. Die Realität sah natürlich anders aus: Schon nach ein paar Wochen fand ich mich in dem Dilemma wieder, zwei völlig verschiedenen Welten gerecht werden zu wollen – zum einen meiner Familie und meinem Kind, für das ich natürlich so viel wie möglich da sein wollte. Zum anderen meinem Beruf, in dem ich ja auch noch was erreichen wollte, was mir aber in Teilzeit ziemlich unmöglich erschien. Einfach Stunden zu erhöhen hätte das Problem nicht gelöst. Heute glaube ich, dass es einfach Zeit für eine beruflich Veränderung war und durch die Mutterschaft und die Doppel-Belastung Familie/Beruf wurde mich das ziemlich schnell bewusst. Einfach in eine andere Teilzeit-Beschäftigung zu wechseln erschien mir keine gute Lösung. Nach der zweiten Schwangerschaft habe ich dann angefangen, ernsthaft darüber nachzudenken ob ich mich nicht selbständig mache. Weil ich die Entscheidung zu kündigen nicht nur aus dem Bauch heraus treffen wollte, habe ich mehrere Coachings gemacht.

Wie bist Du auf die Businessidee gekommen?

Die lag sozusagen auf der Hand, als ich mich für die Freiberuflichkeit entschieden habe. Und nach fast 8 Jahren in einem Gesundheits-Verlag war klar, dass ich weiter bei diesem Thema bleiben und mich weiter darauf spezialisieren werde. Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit und das Interesse an einem gesunden Lebensstil wächst bei immer mehr Menschen. Für meine Kollegin Alexandra von Knobloch und mich war deshalb schnell klar, dass wir ein Gesundheits-Blog starten wollen. Vor allem, als wir gesehen haben, wie wenig gute Blogs es zu dem Thema gibt. Und schon war Health and the City in der Welt!

Bist du mit Deiner jetzigen Familien- und Berufssituation zufrieden?

Wenn alle gesund sind, in die Kita gehen können und ich in Ruhe arbeiten kann: Ja! Ich bin begeistert, was mir die Freiberuflichkeit in kurzer Zeit ermöglicht hat: Was für interessante Projekte sich ergeben haben, was für tolle Menschen ich schon kennengelernt habe – das wäre mir alles entgangen, wenn ich nach der Elternzeit wieder in meinen alten Job zurück gekehrt wäre. Auch mein neuer Blog wäre mit einer Festanstellung nicht so leicht zu vereinbaren gewesen – ich weiß nicht, ob ich dann noch die Zeit gefunden hätte.

Wenn allerdings nicht jedes Rädchen brav ins andere greift, eines der Kinder krank ist und ich selber mit Fieber Aufträge absagen muss, stresst mich die Freiberuflichkeit wie jeder andere Job auch. Dann ist es egal, in welchem Verhältnis wer arbeitet – am Morgen sitzen mein Mann und ich da, jonglieren unsere Termine und sind froh, wenn die Oma 300 Kilometer weit anreist und uns unterstützt.

Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden – ich kann mich in meinem Beruf austoben, den ich sehr liebe, und habe genug Zeit für meine Kinder. Außerdem habe ich einen Mann, der meine Pläne von Anfang an unterstützt hat und – das muss man so ehrlich sagen – mit seinem festen Einkommen auch dafür sorgt, dass wir uns meine Freiberuflichkeit auch leisten können. Klar haben wir dadurch eine recht traditionelle Rollenverteilung – er arbeitet Vollzeit, ich übernehme die Kinder für einen großen Teil des Tages – aber es ist auch die Rollenverteilung, die am besten zu unseren Jobs und den damit verbundenen Einkommen passt.

Wie sieht Dein Alltag aus?

Morgens teilen mein Mann und ich die Arbeit auf – jeder zieht ein Kind an, wer schneller fertig ist kümmert sich ums Frühstück und die Brotzeitdose. Spätestens um halb 9 verlassen wir alle die Wohnung, meistens bringe ich die Kinder zur Kita, die zum Glück nur 10 Minuten Fußweg entfernt ist. Um kurz nach 9 bin ich zurück, erlaube mir noch maximal 20 Minuten Hausarbeit (ich muss es einigermaßen aufgeräumt haben, um arbeiten zu können) und einen Kaffee und sitze dann mit Laptop und Recherche-Unterlagen am Esszimmer-Tisch. Bis zum Nachmittag besteht mein Tag dann aus Schreiben, Telefonieren und Recherchieren, Themen suchen, Exposés schreiben und natürlich Bloggen. Mit dem Home-Office bin ich nicht ganz glücklich – an manchen Tagen vermisse ich es einfach, in ein richtiges Büro zu gehen. Deshalb werde ich demnächst ein Coworking-Space bei mir in der Nähe ausprobieren und auf Dauer einen Büroplatz suchen.

Gibt es ein Erfolgsrezept? Hast Du Tipps für Mamis, die sich überlegen, selbstständig zu werden?

Auf DAS Erfolgsrezept habe ich lange gewartet – wenn es mir begegnet wäre, hätte ich mich vielleicht viel früher selbständig gemacht. So kann ich nur sagen: Hab den Mut zu springen! Hol dir alle Unterstützung, die du kriegen kannst: besprich deine Fragen und Ängste mit einem guten Coach, mach Gründungsworkshops und vernetze dich! Gerade in einer Stadt wie München ist das Angebot groß und es ist für jeden, der sich selbstständig machen möchte was dabei. Mir haben zum Beispiel die Gründungsberatung und die Workshops bei Guide München (Angebote nur für Frauen) sehr geholfen.

Was sind Deine beruflichen Pläne?

Da ich gerade erst starte, will ich mich in diesem Jahr als freie Journalistin etablieren und gute Aufträge an Land ziehen. Unser Blog soll natürlich wachsen und im Idealfall auch Aufträge generieren, Alex und ich diskutieren schon Ideen. Langfristig möchte ich mehr Online-Projekte umsetzen – ich glaube, ein großer Teil der Zukunft meiner Branche liegt im Internet. Und da will ich unbedingt dabei sein.

Nadja Katzenberger
Nadja KatzenbergerJournalistin und Bloggerin