Heute habe ich Geburtstag – ich werde 35 Jahre alt! Ich merke, dass ich um die Zeit etwas melancholischer werde. Ich tendiere dazu, eine Zusammenfassung der vergangenen Jahren zu machen und viele neue Vorsätze für das neue Lebensjahr zu fassen.

Die letzte Zeit war ziemlich stressig für mich. Ich litt unter einer starken Allergie, durch die ich auf Diät war und ich durfte mich nicht schminken. Außerdem war der Winter sehr voll von verschiedenen Krankheiten in der Familie – betroffen waren vor allem die Kinder. Zusätzlich kam der Alltagstress dazu, der Schlafmangel, die Streitereien unter den Jungs, die Trotzphase des kleinen Sohnes und der ständige Kampf gegen die Zeit. Ich fühlte mich unattraktiv, war ungeduldig und schlecht gelaunt. Deswegen – den Umständen zuwider – versuchte ich mich an die Momente meines Lebens erinnern, die mich besonders glücklich machten. Die Augenblicke der Rührung, des Herzklopfens, der ungewöhnlichen Wärme, die den ganzen Brustkorb erfüllt. Hier kommen sie: die 7 glücklichsten Momente meines erwachsenen Lebens!

1Abitur und der Gymnasiumabschluss

Nach der Abitur gab es in meiner Schule eine offizielle Reifezeugnisaushändigung. Alle meiner Schulkameraden strahlte! Wir waren stolz, zufrieden und überglücklich, dass diese Etappe hinter uns lag. In der Luft spürte man eine große Hoffnung – so eine Hoffnung, die nur Menschen, die 19 Jahre alt sind, spüren können! Mit dem Reifezeugnis in der Hand fühlte ich mich klug, stark und mächtig. Ich dachte, die Welt würde mir zu Füßen liegen. Dazu kam die Tatsache, dass ich bald mein Zuhause verlassen und ein neues, selbständiges Leben in Warschau anfangen sollte. Vor mir sah ich 5 Jahre Studium an der Uni in der neuen, aufregenden Großstadt. Ein bisschen naiv, aber überglücklich war ich in diesem Moment!

2Love, dance and eat

Direkt nach dem Studium machte ich ein Praktikum in Lugano, Schweiz. Ich hatte einen tollen Job, lernte Italienisch – für mich die schönste Sprache der Welt und saugte mit der ganzen Seele die neue Kultur auf. Ich hatte auch ziemlich viel Freizeit und deswegen entschloss ich mich, einen Salsakurs zu besuchen. Das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens, weil ich ausgerechnet dort meinen zukünftigen Mann Tobias kennenlernte! Die ersten Monate, bevor wir zusammen nach Hamburg zogen, waren wie im Traum: Schmetterlinge im Bauch, beiderseitige Faszination und große Liebe! Außerdem die wunderschöne Natur um uns, unvergessliche Landschaften, leckeres Essen und warmherzige Menschen – dank dessen schwebten wir über den Wolken.

3EIN PAAR PARE – PARĘ PAR

Nach der ersten Etappe in Lugano, zogen ich und Tobias nach Hamburg. Da ich noch nicht ausreichend Deutsch sprach, begann ich mit dem Intensivsprachkurs. Obwohl der Sprachkurs viele Stunden am Tag dauerte, suchte ich zusätzlich nach einer Beschäftigung, die mich beruflich weiter pushen konnte. Dank verschiedener Schicksäle und Begegnungen, bekam ich die Möglichkeit, ein Fotoprojekt durchzuführen. Das Projekt hieß „Ein paar Paare – Parę par“ und war eine Fotoausstellung von deutsch-polnischen Paaren, die in Hamburg und in Warschau lebten. Ich machte zwar selber keine Fotos, war aber für die Organisation und die Durchführung des Projekts verantwortlich. Und zwei Bilder von mir und Tobias nahmen an der Ausstellung teil. Der glückliche Moment war für mir die Vernissage der Veranstaltung, bei der viele der fotografierten Paare und andere Gäste dabei waren. Nach 4 Monaten Sprachkurs musste ich selbstständig in der Öffentlichkeit und in Gegenwart des polnischen Kulturkonsuls eine Rede halten. Ich war total aufgeregt, aber auch überglücklich über die vielen tollen Menschen, die ich dank dieses Events kennenlernte, über die gelungene Arbeit und meine damals noch frische deutsch-polnische Beziehung.

4Sonnenuntergang auf den Malediven

In Hamburg begann November. Es war grau, ungemütlich und regnerisch. Zu dem Zeitpunkt starteten wir eine unvergessliche Reise Richtung Sonne und unglaublich blaues Wasser: Richtung Malediven! Obwohl dort gerade Regenzeit war, waren die Regenschauer eher kurzfristig. Es gab viel Sonne und das wunderschöne, himmelblaue Wasser. Diese Farbe faszinierte mich die ganze Zeit und wurde sofort zu meiner Lieblingsfarbe. Das einzige, was es noch toppen konnte, war der Sonnenuntergang, auf den ich mich jeden Tag neu freute. Als ich damals am Wasser saß und die untergehende Sonne beobachtete, die sich im Ozean reflektierte, fühle mich so, als ob die Welt für einen Augenblick anhielt und da wäre nur ich und das Universum! Metaphysik pur!

5Kirchliche Hochzeit in Warschau, Polen

Unsere deutsch-polnische Ehe wurde zwei Mal geschlossen. Die standesamtliche Hochzeit fand in engem Familienkreis im Schwarzwald statt. Die kirchliche Hochzeit feierten wir ein halbes Jahr später im großen Still in Warschau. Ich war versteckt im Auto und wartete bis alle Gäste in der Kirche waren. Mein Verlobte erwartete mich am Altar. Die Zeit zog sich in die Länge und ich konnte es kaum erwarten, endlich zu heiraten! Als alle Gäste in der Kirche waren, erwartete mich mein Vater vor der Kirche und danach positionierten wir uns am Eingang, um die ersten Klänge der Orgel abzuwarten. Anschließend führte mich mein Papa zum Altar, wo mein Verlobte auf mich wartete. Dieser Moment – die lange Wartezeit, die Erfüllung der ganzen Hochzeitsvorbereitungen, schließlich alle diese lieben Gesichte, die sich zu mir damals drehten – das war definitiv ein großer Glücksmoment! Ich war so geruht, dass so viele Menschen aus der ganzen Welt kamen, um uns bei diesem wichtigen Schritt zu begleiten. Ich fühlte die Magie und natürlich love in the air 🙂

6Die bedingungslose Liebe meines Sohnes

Ich könnte vielleicht über den Moment schrieben, in dem ich erfuhr, dass ich schwanger war. Oder vielleicht über die erste  Zeit direkt nach der ersten Geburt, als ich – wahrscheinlich unter dem Einfluss von Hormonen – meinen Mann gefragt habe, wann ich das zweite Kind zur Welt bringen sollte. Aber die Unsicherheit, die ich trotz des Glücks in diesen Momenten spürte, unterdrückte das Glücksgefühl und verstärtke sich allmählich. Stattdessen möchte ich einen anderen Moment beschreiben und zwar den, in dem mein Sohn Leo – damals noch ein Einzelkind – anfing, seine Gefühle mir gegenüber zu zeigen und mir bewusst Bussis zu geben. Die echten Bussis mit schmatzen und einem verliebten Blick dabei 🙂 Wir waren damals in Griechenland im Urlaub, Leo war eineinhalb und ich spürte schon die Veränderung, die kam. Ich war bereits mit Nico schwanger! Die griechischen Landschaften, die Urlaubszeit und das Gefühl unendlich geliebt zu werden – all das hat mich sehr glücklich gemacht!

7Die Begegnung der Brüder

Einen Tag nach der zweiten Geburt hat mich mein älterer Sohn im Krankenhaus besucht. Kurz zuvor habe ich das Babybett zu den Schwestern gefahren und wartete so auf Leo. Als er kam, fragte ich ihn, ob er mir helfen würde, seinen kleinen Bruder abzuholen. Zu dritt gingen wir zum Babybett und schauten zu dem schlafenden Brüderchen hinein. Mit zitternder Hand versuchte ich ein Foto von diesem Zaubermoment zu machen. Im Hals hatte ich einen großen Knoten und Tränen in den Augen. In dem Moment begriff ich, wie schön es ist, zwei Kinder zu haben und dass ich ab jetzt die Mama für zwei kleinen Menschen bin. Und Leos Gesichtsausdruck werde ich nie vergessen: eine Mischung von Stolz, Freude und Verunsichert!

Habt Ihr auch solche schönen Momente, zu denen Ihr gerne zurückdenkt?