Eva, die Inhaberin eines Onlineshops für Naturkosmetik, liebt ihre Selbstständigkeit. Und obwohl sie genau wie viele andere berufstätige Mamas auch unter Zeitdruck arbeitet, genießt sie die kleinen Auszeiten, die sie sich dank ihres Homeoffices leisten kann.
Mit Humor und Leichtigkeit erzählt sie von ihrer “chronischen Krankheit”: Reisen. Sehr spannend, wie sie den Spagat zwischen Hobby, Beruf und Familienleben schafft. Ein sehr lesenswertes Interview, das Euch bestimmt eine positive Einstellung verleiht! Danke liebe Eva!
Stell Dich und Dein Business kurz vor.
Ich bin Eva und wohne mit Mann und meiner siebenjährigen Tochter nach einigen anderen Stationen nun mittlerweile im Münchner Süden.
Ich bin recht hibbelig und umtriebig. Weil ich nie ruhig sitzen kann und ständig neue Ideen habe, bin ich an mehreren Stellen aktiv. Zum einen betreibe ich den Naturkosmetik Onlineshop ALL FOR EVES. Ich habe den Shop vor 6 Jahren gegründet und mich auf exklusive Naturkosmetik spezialisiert. Kleine, feine Marken aus aller Welt, die es nicht überall zu kaufen gibt, aber ethisch, ökologisch und inhaltlich überzeugen. Des Weiteren kümmere ich mich um die gesamte Kommunikation der on beauty, eine Naturkosmetikmesse, die wir 2012 ins Leben gerufen haben.
Meine größte Leidenschaft ist jedoch das Reisen. Mit 16 Jahren bekam ich die Diagnose: Chronisches Reisefieber. Seit dem bereise ich die Welt. Ich war in fast 50 Ländern, auf allen Kontinenten und habe in Kapstadt gelebt. Kind und Familie bremsen meine Reiselust nicht. Meine Tochter hat längst mehr Stempel im Pass als Lebensjahre. Ich habe daher viel zu erzählen und tue das mit Humor auf meinem Reiseblog HIDDEN GEM.
Was hast Du vor der Kinderära beruflich gemacht?
Ich bin eigentlich Diplom Kommunikationswirtin, obwohl ich mich kurz an der Uni in die Germanistik verirrt habe… Nach dem Abschluss bin ich dann als Beraterin in der Werbung gelandet und später auf Kundenseite in den Marketingbereich gewechselt. Vor ALL FOR EVES und meiner Schwangerschaft war ich bei Nike als Communication- und Brand Manager tätig.
Wie hat die Mutterschaft Deine berufliche Situation verändert?
Ich würde sagen, sie hat meine berufliche Karriere komplett auf dem Kopf gestellt und nach links außen gedreht. Vorher war ich als Angestellte in der Karrieremaschinerie mit einer Fernbeziehung, einem 60 Stunden/pro Woche Job, einem angenehmen Gehalt, vielen Reisetätigkeiten aber auch Sicherheiten.
Heute bin ich mein eigener Boss, arbeite zu Hause, habe alle Freiheiten, volle Flexibilität aber auch volles Risiko. Ich arbeite nicht sehr viel weniger, dafür wann ich will. Allerdings auch für wesentlich weniger Geld und entsprechend weniger Sicherheiten.
Ich bin gerne selbstständig, aber auch mein Job bei Nike hat mir irrsinnig Spaß gemacht.
Wie bist Du auf die Businessidee gekommen?
ALL FOR EVES zu gründen war keine Blitzidee, sondern ein längerer Prozess. Angefangen bei dem unterschwelligen Wunsch, den viele kennen, sich irgendwann einmal selbstständig zu machen. Nur fehlte die zündende Idee. Irgendwann kamen dann der neue Lebensabschnitt mit Familie & Co und der Abstand vom Business Jetset-Leben, dem ich jedoch viele Reisen und die Begegnung mit spannenden Produkten zu verdanken habe. Produkte, die es so in Deutschland einfach noch nicht gab. Ein Naturkind und Landei war ich schon immer, außerdem lebe ich ökologisch bewusst und ernähre mich weitestgehend ohne tierische Produkte. Irgendwann ist dann die Idee entstanden meinen Lebensstil auf ein Geschäftsmodell zu übertragen und diesen vielen spannenden natürlichen Marken, die mir auf Reisen begegnet sind, eine Plattform zu bieten.
Bist du mit Deiner jetzigen Familien- und Berufssituation zufrieden?
Definitiv. Ich kenne so viele Mütter am Limit. Den voll Berufstätigen fehlt die Zeit für sich selbst und die Vollzeit-Mamis (obwohl ich davon nur wenige kenne) sind vorwiegend unzufrieden und fühlen sich nicht genug gefordert. Ich hechle zwar auch immer allem hinterher und die Zeit fehlt für meine vielfältigen Interessen, aber doch bin ich immerhin Herr (bzw. Frau) meiner Zeiteinteilung. Das Einzige was ich mir zeitweise wünsche, ist mehr Ansprache wie früher unter Kollegen. Ich mache doch viel alleine Zuhause in meinem stillen Kämmerlein (Büro).
Wie sieht Dein Alltag aus?
Da meine Tochter in eine Ganztagesschule geht, habe ich mittlerweile wieder viel Zeit zur Verfügung. Der Schulbus fährt um 7.30 Uhr ab und dann geht es bereits an den Schreibtisch. Oft lege ich vorher aber auch noch eine Sporteinheit hin, dann sitze ich ca. ab 9.30 Uhr im Büro, bis meine Tochter um 16.00 Uhr nach Hause kommt. Der späte Nachmittag ist dann mit Kinderterminen, Hausaufgaben oder Besorgungen oft vollgepackt. Wenn es brennt, sitze ich auch, nachdem meine Tochter im Bett ist, noch am Rechner oder schreibe Blogbeiträge. Ich nehme mir aber auch bewusste Luxus-Auszeiten, die als Angestellte schwer umsetzbar waren. Dann treffe ich Freundinnen zum Beispiel zum Frühstück oder gehe shoppen, im Winter auch gerne mal unter der Woche zum Skifahren oder im Herbst Wandern. Dann muss ich eben abends noch mal ran und wieder aufarbeiten. Aber ich hatte einen Tag für mich und es hat sich mehr als gelohnt. Mein Mann unterstützt mich übrigens sehr in allen Belangen und ständige Familien-Streitpunkte wie z.B. Putzen haben wir „outgesourced“.
Gibt es ein Erfolgsrezept? Hast Du Tipps für Mamis, die sich überlegen, selbstständig zu werden?
Wer das hat, möge es mir bitte auch verraten. Man muss sich schon ein dickes Fell zulegen und einen langen Atem bewahren, wenn man den Sprung in die Selbstständigkeit wagt. Es ist kein Zuckerschlecken und bereitet immer wieder mal schlaflose Nächte mit quälenden Zukunftsängsten. Das Wichtigste ist aber, man glaubt an sich selbst, seine Idee und der erste große Schritt ist getan, wenn man es überhaupt anpackt. Ansonsten sollte man sich selbst treu bleiben und authentisch sein. Und die wichtigste Übung: Schreibt einen Businessplan mit konkreter Finanzplanung, am besten alleine ohne fremde Unterstützung. Diese Übung hat mich perfekt vorbereitet und auf Unwegsamkeit wie Cashflowprobleme (betrifft eher Händler) eingestellt.
Was sind Deine beruflichen Pläne?
Ich bin nach wie vor auf Wachstum getrimmt. Der Shop wächst von Jahr zu Jahr. Sehr organisch, aber er wächst. Derzeit stehen wieder größere Dinge und Software-Updates, Neuprogrammierungen und ein gestalterischer Relaunch an, die alle Investitionen fordern. Einige Bereiche habe ich auch angefangen extern zu vergeben, da ich nicht mehr alles selbst machen kann. Und dann schwebt mir noch ein Shopableger vor. Ich hoffe, noch alles in diesem Jahr umsetzen zu können. Für meinen Blog würde ich zudem gerne mehr Zeit freischaufeln, um mehr von meinen Reisen zu berichten. Ich habe so viele Berichte noch in der Pipeline und komme viel zu selten zum Schreiben.
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