Das heutige Interview ist ganz besonders für mich, denn ich stelle Euch zwei Personen vor, die mir sehr viel bedeuten. Zwei tolle Frauen, die ich in München kennen gelernt habe und mit denen ich befreundet bin! Beide sind nicht nur super sympatisch, sondern haben auch ganz viele Ideen, sind enorm kreativ, hilfreich und open-minded! Meine lieben “Polinnen in München” 🙂
Liebe Agnieszka, liebe Joanna, ich bin sooo stolz auf Euch! Ich wünsche Euch ganz viel Erfolg mit Eurem tollen Projekt und freue mich auf Eure neuen Ideen, wie Ihr Kindern auf spielerische Art und Weise das Thema Wissenschaft vermittelt!
Vielen Dank, dass Ihr Euch Zeit für dieses Interview genommen habt!
Stell Dich und Dein Business kurz vor.
Ich bin Agnieszka, geborene Polin, Mutter von 2 Kindern und Gründerin von Little Lab – Wissenschaft für Kinder.
Meine Kinder sind schon richtig groß: Sie sind 5 und 8 Jahre alt. Ich weiß, das klingt nicht nach besonders viel, aber denkt daran: Sie sind im Kindergarten bzw. in der Schule, sie haben Freunde, die sie besuchen oder die meine Kinder besuchen, sie können alleine essen, sich anziehen, sich waschen und brauchen nicht auf dem Arm geschaukelt werden damit sie einschlafen. Und sie schlafen in der Nacht durch! Das bedeutet, Mama hat relativ viel Zeit.
Alle Kinder haben etwas gemeinsam: Sie geben viel Kraft und inspirieren ihre Mütter. Dank meinem Sohn habe ich auch einen neuen Weg in meinem Leben gewagt. Vor 3 Jahren habe ich Little Lab gegründet. Durch verrückte Experimente und einfache technische Projekte begeistern wir Kinder für Naturwissenschaften und vermitteln Freude am Versuchen, wie Dinge funktionieren. Wir bieten Workshops, Kurse und offene Veranstaltungen an. Oft werden wir von Bildungseinrichtungen eingeladen und Institutionen wie z.B. dem Verkehrszentrum. Wir sind in Ferienprogrammen. Natürlich haben wir auch Geburtstagsfeiern in unserem Angebot mit vielen Themen wie z.B. Freche Zauberer oder Rabauken.
Was hast Du vor der Kinderära beruflich gemacht?
Ich habe einen Eindruck, dass ich mich die ganze Zeit, bevor die Kinder kamen, auf Little Lab vorbereitet hatte. Ich habe eine Schule absolviert, wo Naturwissenschaften und Mathematik mein Schwerpunkt waren. Ich habe Marketing und Management studiert, wo ich auf alles, was ich getan habe, von der Perspektive des Empfängers schauen musste. Ich habe bei einem Bushersteller gearbeitet, wo wir in der Marketing- und PR-Abteilung das hochtechnische Produkt „ins Menschliche“ übersetzt haben. Dann wurde ich zum ersten Mal Mutter und es war zuerst Schluss mit „Rund-Um-Die-Uhr-Marketingmanagerin“ sein. Ich bin Journalistin in einem kleinen, lokal engagierten Magazin geworden, habe Storytelling gelernt und Interesse an therapeutischen Geschichten für Kinder entdeckt. Das war der Anfang meines Abenteuers mit Kindern.
2011, als mein Sohn 2,5 Jahre alt war, sind wir nach Deutschland umgezogen. Meine Tochter ist auf die Welt gekommen. Alles hat neu begonnen. Ende 2013 habe ich Little Lab als „one-woman-show“ gegründet. Seit 2016 arbeiten wir mit Joanna im Duett. Ab 2017 wird Little Lab als eingetragener Verein auftreten – wir sind beide im Vorstand.
Wie hat die Mutterschaft Deine berufliche Situation verändert?
Wenn ich möchte, könnte ich natürlich zu meinem erlernten Beruf zurückkehren. Aber wenn ich meinen Kindern in die Augen schaue, bin ich mir sicher: Ich will, dass meine Arbeit etwas mehr für die Welt bedeutet, dass sie die Welt ein bisschen besser macht. Durch Little Lab habe ich mir diese Möglichkeit geschaffen: Wir arbeiten am häufigsten mit Kindern aus benachteiligten, bildungsfernen Familien, mit Mädchen, die so oft kein Interesse an technischen Berufen haben, mit Kindern mit Migrationshintergrund, mit Kindern mit Fluchterfahrung. Wir bringen ihre Augen zum Strahlen – und das ist eben das, was zählt.
Wie bist Du auf die Businessidee gekommen?
„Wollen wir was malen?”, fragte ich vor 5 Jahren meinen 2,5-jährigen damals Sohn an einem langweiligen, grauen Nachmittag. „Nein, ich mag nicht malen“, antwortete er und langweilte sich weiter.
„Wir malen gerade den Osterhasen. Willst du deinen eigenen malen?“, fragte die Kindergartenerzieherin meinen Sohn. „Nein, ich mag nicht malen“, weigerte sich er und baute weiter etwas in der Ecke.
Nach 2 Jahren und ca. 157 weiteren Versuchen war es mir klar: Mein Sohn mag nicht malen. Einfach so. Was nun?
„Ich mache gerade ein Experiment. Bringst du mir eine Schüssel mit Wasser?“, fragte ich eines Tages meinen Sohn. „Exp… Exp… Expirent? Mama, was ist das?“, seine Augenbraue wanderten hoch auf die Stirn. Ich hatte ihn!
Dank meinem Sohn habe ich alle meine Lebenserfahrung wiederbelebt. Hunderte Stunden in einem chemischen Labor. Tausende gelöste Aufgaben in Mathe, Chemie und Physik. Eventorganisation – von ein paar Leuten bis zu –zig Teilnehmern. Vom Konzept bis zur Verwirklichung. Energiekick vom Kinderpublikum für eine spannend erzählte Geschichte. Jahrelang gesammelte Küchenerfahrung als Vegetarierin und „Nix-wird-weggeschmissen“-Freak. Motivation eines Strebers, usw… 🙂
So ist das Little Lab entstanden.
So bin ich die Chief Laborantin geworden.
Bist du mit Deiner jetzigen Familien- und Berufssituation zufrieden?
Mit meiner Familiensituation bin ich absolut glücklich. Ich habe 2 tolle Kinder und einen tollen Partner. Wir sind eine zweisprachige Familie und schöpfen aus unseren polnischen und deutschen Wurzeln.
Zufriedenheit mit Berufssituation? Little Lab erfüllt mich – das ist die beste Antwort auf diese Frage. Auf der anderen Seite denke ich immer an Kinder, die wir noch erreichen können. Deswegen entwickelt sich Little Lab ständig. Von „one-woman-show“ bis zum eingetragenen Verein. Von klassischen Experimenten mit Luft, Wasser und Druck bis auf alternative Energieformen, gefährliche Zirkustricks, die sich wissenschaftlich erklären und nachmachen lassen und und und. Was kommt noch auf uns zu? Ich bin immer gespannt, was um die Ecke lauert 🙂
Wie sieht Dein Alltag aus?
Bis 9 Uhr sind alle raus aus dem Haus – ich kann endlich meinen ersten Kaffee trinken und loslegen. Mein Tagesablauf ist automatisch vom Tagesablauf in den Einrichtungen abhängig. Grundschulen, Kindergärten und Krippen führen alle Projekte vormittags durch. Horte & Co. laden uns nach 13 Uhr ein. Offene Forschertage finden von 9 bis 16 Uhr statt. Im Vorfeld muss noch alles geplant, besprochen und vorbestellt werden. Nachher – alles wieder zusammengepackt und abgerechnet.
Um 16 Uhr hole ich die Kinder ab oder sie dürfen mit ihren Freunden nach Hause gehen. Der Nachmittag verbringen wir meist zusammen und machen unterschiedlichste Sachen.
Wenn die Kinder im Bett sind, fängt die zweite Schicht an – Büroarbeit. Es gibt immer was zu tun. Der Tag könnte locker 30 Stunden lang sein 🙂
Gibt es ein Erfolgsrezept? Hast Du Tipps für Mamis, die sich überlegen, selbstständig zu werden?
Erfolg und Selbstständigkeit haben für mich 4 Säulen.
Die erste ist der Mensch. „Selbstständig“ bedeutet für mich „selbst“ und „ständig“ da zu sein, aber auch aktiv, offen, flexibel, ausdauernd, kreativ, lernfähig. Wenn man diese Eigenschaften in sich hat, ist das schon die halbe Miete.
Die zweite Säule ist die Idee. Marktanalyse und Umfragen geben schon eine gute Orientierung, ob die Idee ein Potenzial hat. Wie wir das Potenzial nutzen, liegt wieder am Menschen und an noch einem Faktor: GLÜCK. Das ist die dritte Säule. Ich meine es ernst, man muss auch Glück haben. Zum Beispiel mindestens das Glück, die richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort zu treffen.
Die vierte Säule ist der erste Schritt. Er ist immer der schwierigste, aber ohne ihn bleibt unsere Idee nur ein schöner Traum.
Was sind Deine beruflichen Pläne?
Bis vor einem Jahr habe ich über Little Lab in der „ich“-Form gesprochen. Wenn wir jetzt über Pläne sprechen, muss ich in „wir“ wechseln und an den ganzen Verein denken. Wir möchten noch mehr Kinder für Naturwissenschaften und Technik begeistern. Das werden wir über Partnerschaften mit anderen Vereinen und Teilnahme an größeren Projekten in ganz München erreichen. Wir werden uns auch wieder um öffentliche Finanzierung bewerben, damit wir wie in den letzten Jahren mit Kindern aus sozial schwachen Verhältnissen arbeiten dürfen. Wir möchten auch unser Ferien- und Geburtstagsangebot ausbauen. 2017 und 2018 werden sehr spannend sein.
Meine persönlichen beruflichen Pläne sind nach wie vor Little Lab – Wissenschaft für Kinder zu entwickeln und an meinen Kompetenzen zu feilen. Ich mache praktisch nichts neues, nur mehr und besser.
Über Little Lab könnte ich lange sprechen, genau wie über meine Kinder 🙂 Aber es wäre vielleicht so langweilig wie über Experimente nur zu erzählen. Schaut auf Little Lab und unser Facebook-Profil. Ihr findet jede Menge Inspirationen für naturwissenschaftliche und technische Projekte für Kinder.
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