Ein Familienunternehmen mit Leib und Seele: heute erzählt uns Alexandra, womit sich ihre Firma beschäftigt und wie sie ihren beruflichen Alltag als Geschäftsführerin mit ihrem Familienleben kombiniert. Und eins darf ich schon verraten: wenn Ihr noch kein neues Dirndl und keine neue Lederhose für die kommende Wiesn habt, dann seid Ihr bei Alexandra genau richtig 🙂
Danke schön, liebe Alexandra, für Dein ermutigendes Beispiel! 🙂
Stell Dich und Dein Business kurz vor.
Hi, ich bin Alex, also Alexandra, 31 Jahre alt und leite, inzwischen gemeinsam mit meinem Bruder Philippos und seit diesem Jahr mit meinem Mann Philipp, die Firma Amsel Fashion. Wir sind aus der Trachtenbranche, entwerfen, produzieren und vertreiben Dirndl, Janker, Blazer, Strick, Lederhosen und Trachtenaccessoires.
Mein Job umfasst inzwischen “nur noch“ alles Kreative, wobei man auch diesen Job hinsichtlich des Arbeitsaufwands ohne Probleme auf 3 Personen aufteilen könnte. Ich kümmere mich um das gesamte Design der Ware, das Sourcing, also die Beschaffung aller Produkte und Zutaten, das Produktionsmanagement mit unseren Produzenten, Fotoshootings, Modenschauen und zum Schluss natürlich auch das Visual Merchandising, also die Verkaufsgestaltung der Waren in unseren Shops und zum Teil auch bei unseren Händlern.
Ich habe einen Sohn, den August, der vor 3 Wochen seinen ersten Geburtstag gefeiert hat.
Was hast Du vor der Kinderära beruflich gemacht?
Meine Firma „Amsel“ betreibe ich schon seit 2010, damals natürlich noch ganz allein. Meine Modekarriere habe ich als Schülerin und direkt im Anschluss als Dozentin an der ESMOD begonnen, an der ich Zeichnen unterrichtete. Vor Amsel habe ich einige Jahre im Magazin Bereich, erst bei der MADAME und später im Burdaverlag gearbeitet. Amsel hatte ich zu der Zeit schon immer nebenbei betrieben. Irgendwann musste ich dann eine Entscheidung treffen…
Wie hat die Mutterschaft Deine berufliche Situation verändert?
Ja natürlich hat es das; ich hatte aber das große Glück, dass unsere Firma schon ein bisschen mehr als nur „ich“ war und mir mein Bruder fast ein Jahr den Rücken freigehalten hat. Ohne ihn hätte es nie funktioniert und dafür bin ich ihm sehr dankbar! Der andere Punkt ist natürlich, dass es einen die ersten Tage und Wochen, die man wieder ins Büro geht, innerlich zerreißt. Zum einen möchte man mit seinem Kind sein, zum anderen, und das war mir immer klar, wollte ich auch ein Leben neben dem Mutter Dasein haben – also meine Firma. Jetzt wo August in die Kita geht und ich sehe welche Fortschritte er jeden Tag macht und vor allem wie glücklich und aufgeweckt er mit den anderen Kindern ist, denke ich mir manchmal, dass ich ihm diese Fülle an Erfahrungen allein gar nicht bieten könnte. Dennoch genieße ich nichts mehr als den kleinen Mann nachmittags abzuholen, mit ihm zu spielen und ihn abzuknutschen!
Wie bist Du auf die Businessidee gekommen?
Naja, ich hatte mich nicht mit dem Plan hingesetzt eine Trachtenfirma zu gründen, eigentlich bin ich da eher etwas reingerutscht. Ich hatte mir, damals noch in Berlin, ein paar Styles für die Wiesn gefertigt, die relativ breiten Anklang fanden. Sie hatten mit klassischer Tracht, wie wir sie in Teilbereichen heute machen, aber noch nicht wirklich viel zu tun. Wie dem auch sei, hatte ich die ersten Veröffentlichungen in Zeitschriften und Magazinen und so kam eines zum anderen. Mit den Dirndln haben wir wegen Ludwig Beck angefangen. Eines Abends kurz vor Weihnachten, rief mich der Einkäufer aus der Tracht an, der kurz zuvor über einige Hüte von mir stolperte, die ich zu diesem Zeitpunkt in einem kleinen Laden in der Innenstadt anbot, und fragte mich, ob ich auch Dirndl machen würde. Und so saß ich dann mit meiner damaligen Praktikantin Nächte lang an der Nähmaschine um den Liefertermin einzuhalten.
Bist du mit Deiner jetzigen Familien- und Berufssituation zufrieden?
Ja, es wird immer besser. Dadurch, dass mein Mann und ich quasi im selben Büro sitzen können wir uns sehr gut aufteilen. Mal hole ich und mal er den jungen Mann aus der Kita ab. Zudem leben unsere Eltern in der selben Stadt, sodass August auch immer wieder in den Genuss seiner Großeltern kommt. Die Selbstständigkeit, grade wenn man in der Situation ist sich auch Mitarbeiter leisten zu können, lässt einen seine Zeit natürlich sehr flexibel einteilen. Viele Sachen können mein Mann und ich auch von unterwegs oder Zuhause managen. Moderne Kommunikation ist Fluch und Segen zugleich – ich sag nur Laptop und Lederhosen.
Wie sieht Dein Alltag aus?
Der Kleine wacht meist gegen 6 Uhr auf, wenn ich Glück habe geht mein Mann dann noch eine Stunde mit ihm Joggen und ich kann mich nochmal umdrehen. Die Zeit zwischen 6 und 8:30 Uhr gehört aber nur August, da wird gespielt, geschmust und unser Hund mit Bauklötzen beworfen. Gegen 9 Uhr liefere ich oder Philipp August dann in der Kita ab und im Anschluss geht es meist schon telefonierender Weise Vollgas ins Büro. Gegen 16 Uhr holt, je nachdem wer weniger zu tun hat, einer von uns oder eine der Großmütter August wieder ab. Unsere Kita ist zum Glück sehr flexibel, sodass wir da mit den Uhrzeiten etwas Spielraum haben. Dann ab nach Hause und spielen was das Zeug hält. Wenn August dann nach dem Abendessen gegen 19 Uhr eingeschlafen ist, sitzen wir auch gern noch mal bis spät am Rechner oder besprechen die nächsten Schritte.
Gibt es ein Erfolgsrezept? Hast Du Tipps für Mamis, die sich überlegen, selbstständig zu werden?
Nein ein Erfolgsrezept gibt es in diesem Sinne nicht. Man sollte sich aber vorher überlegen, wie viel körperliche Anwesenheit die eigene Idee fordert und welche Arbeiten man leicht und kostengünstig auslagern kann, sodass man selbst vor allem am Kern und an der Strategie seines Unternehmens arbeiten kann. Es ist natürlich von Vorteil, wenn die Kleinen schon in die Kita gehen oder zumindest die Großeltern mal einspringen können.
Jede Mutter weiß wie viel konzentrierte Arbeit möglich ist, wenn die kleinen am Rockzipfel ziehen und auf der Tastatur des Laptops mittippen wollen. Zuletzt darf man auch nicht unterschätzen wie lange so ein Aufbau doch dauert und selbst wenn man dann im Fahrwasser ist, ergeben sich ständig neue Aufgabengebiete, mit denen man vorher nie gerechnet hätte.
Was sind Deine beruflichen Pläne?
Ach Pläne mache ich schon lang nicht mehr… Nein ganz im Ernst, vor mir liegen zwei neue Kollektionen, ein ganzer Haufen an Messen, Pop-Up Stores, wir haben dieses Jahr im August und September einen in den Stachuspassagen in München, Modenschauen und vieles mehr. Wir machen also Vollgas weiter und wenn ich es irgendwie schaffe, gibt es vielleicht auch noch was für die Kids in der nächsten Saison.
Hello ! Ich bin eine französische Leserin von Burda und habe mir schon zwei Dirndl genäht. Ich beabsichtige noch eins zu machen und dies mit der Hilfe einer mexikanischen Stylist, die ich dank mein Krebs begegnet bin (Burda Nr 225 – September 2018).
Als ich jünger war, träumte ich Kellnerin bei der Oktoberfest zu sein, um ein Dirndl tragen zu können. Dieser Wunsch ist jetzt erfüllt.
Etwas anders hat mich angeregt, diese Zeilen zu schreiben : in den Jahren 1980 habe ich ein Abendkurs in Esmod Paris besucht.
Ich bedanke mich, in der Hoffnung dieses Comment zur Kenntnis Alexandra von Frankenberg weitergefühjrt wird.
Hallo Anke, vielen Dank für Dein Kommentar. Ich wünsche Dir viel Spaß mit Deinem Dirndl. Leider leite ich keine Kommentare weiter – Du kannst aber gerne Alexandra selber kontaktieren. Ihre Kontaktdaten sind im Interview vorhanden. Alles Gute, Dominika