Heute stellt sich Franziska, Mama von zwei Kindern vor, die sich mit einem pfiffigen Modelabel für Kinder ihren beruflichen Traum erfüllt. Der Weg bis dahin war gleichzeitig lang und spannend. Was braucht man, um in einer hart umkämpften Branche Erfolg zu haben? Laut Franziska: Talent, Know-how, viel Durchhaltevermögen und einen sehr langen Atem!

Wie es ihr gelingt und wie sie ihre Zukunft sieht? Das erklärt sie uns in diesem Interview!

Vielen Dank liebe Franziska für Deine Antworten.

Stell Dich und Dein Business kurz vor.

Ich bin Franziska Bergmiller, Mama von zwei Kindern, Tilda (5 Jahre) und Lenz (3 Jahre) und Gründerin von LOVE kidswear.

LOVE kidswear ist ein junges Modelabel für Jungs und Mädels im Alter von 0-12 Jahren. Ich habe das Unternehmen im Frühjahr 2015 gegründet und produziere seit der AW 16/17 Kollektion in Portugal.

LOVE kidswear hat zum Ziel, außergewöhnliche, aber kindgerechte Kollektionen zu entwerfen, die nachhaltig und fair gegenüber Mensch und Umwelt produziert werden.

Franziska Bergmiller, LOVE kidswear Munich

Was hast Du vor der Kinderära beruflich gemacht?

Nach einem Studium an der Deutschen Meisterschule für Mode habe ich vier Jahre bei Vivienne Westwood in London als Mode-Designerin gearbeitet und habe zahlreiche »Red Label«-Kollektionen für den japanischen Markt entworfen.

Anschliessend habe ich ein paar Jahre in Berlin gelebt, wo ich als freiberufliche Kostüm-und Modedesignerin gearbeitet habe. Mit der Geburt meiner Kinder bin ich zurück nach München gezogen, wo mein Mann wohnt.

Wie hat die Mutterschaft Deine berufliche Situation verändert?

Ich habe vier Jahre im Highend fashion Sektor bei Vivienne Westwood als Designerin gearbeitet. So eine Art von Job ist leider, vor allem aus zeitlichen Gründen, mit zwei Kindern nicht machbar. Nach der zweiten Elternzeit mit meinem Sohn Lenz, habe ich mich zunächst wieder auf freie Stellen im Design beworben. Leider ist es nur auch hier so, dass diese Stellen Vollzeitstellen sind, meist nicht in München liegen und so oder so äusserst rar sind. Da ich weder meinen Wohnort aufgeben konnte, noch bereit war durch eine Vollzeitstelle weniger Zeit mit meinen Kindern zu verbringen, hat sich bei mir relativ schnell ein Weg in die Selbstständigkeit ergeben. Hier arbeite ich zwar mit Sicherheit nicht weniger, kann mir aber Arbeitsort-und zeit frei einteilen und die ersten Lebensjahre meiner Kinder so gut und viel wie möglich begleiten.

Die Geburt meiner Kinder hat neben meinem Leben auch die Ansprüche an meine Entwürfe verändert. Die Textilien müssen jetzt bewegungsfreundlich und robust sein. Die Originalität der Schnitte muss sich als alltags- und sandkastentauglich erweisen, die Stoffgestaltung besticht nun durch eine sehr individuelle, künstlerische aber einfache Formensprache.

Wie bist Du auf die Businessidee gekommen?

In der Zeit in der ich mich um eine Stelle beworben habe und freie Jobs als Stylistin ausgeübt habe, hat mir immer sehr die kreative Arbeit und das Entwerfen gefehlt. Somit habe ich angefangen, Bodys und Stoffe für meine Kinder selber zu bedrucken und herzustellen (mit Kartoffel-und Moosgummidruck und ein bisschen action painting). Bekannte haben dann begonnen meine Sachen zu kaufen, und eine gute Freundin, die Journalistin für ein Kindermagazin ist, wollte über mich eine Veröffentlichung machen. Hierfür habe ich aber eine online Präsenz gebraucht, wodurch mein online shop entstanden ist, der auch mit mehr Teilen als nur Bodys und Bettwäsche befühlt werden wollte (allein schon um Shootings mit kompletten Looks machen zu können) und schon war LOVE kidswear geboren. Circa ein halbes Jahr später bin ich dann in Vollproduktion nach Portugal gegangen und präsentiere seither meine Kollektionen auf der Playtime in Paris.

Inzwischen wird LOVE kidswear ausser über meinen eigenen online shop auch in ein paar ausgesuchten Läden in Europa vertrieben.

Außer diesem, zum Teil durch glückliche Zufälle entstandenen Teil der Unternehmensgründung, ist es ein Traum von mir, ein eigenes Kindermode Label zu haben, den ich mir gerade erfülle.

Bist du mit Deiner jetzigen Familien- und Berufssituation zufrieden?

Im Prinzip bin ich mit meiner jetzigen Familien-und Berufssituation sehr glücklich. Ich liebe meine Arbeit und finde die Kombination aus Arbeit-und Kinderbetreuung wundervoll, und sie erfüllt mich sehr. Dadurch dass ich zuhause arbeite, kann ich den Haushalt nebenher erledigen.

Was ich aber nicht umhin komme zu sagen, ist dass eine selbstständige Tätigkeit immer mehr Risiko birgt als eine Festanstellung. Außerdem ist eine Unternehmensgründung enorm schwierig in einem Bereich, wo durchaus ernstzunehmende und genügend Konkurrenz auf dem Markt ist, und es schwer ist, sich eine festen Platz zu erobern. Einkäufer sind sehr vorsichtig was neue Labels betrifft und warten oft erstmal ein paar Jahre ab, um zu sehen ob man wiederkommt, sich einen guten und zuverlässigen Produktionsweg aufbauen konnte und sich auf dem Markt halten kann. Diese Jahre muss man finanziell überstehen können. Ich kriege zwar sehr gutes Feedback und viel Presse, aber mit dieser Unsicherheit umzugehen ist sehr schwer. Gerade wenn man Kinder hat um die man sich kümmern muss und denen man Sicherheit geben möchte. Mein Mann unterstützt mich glücklicherweise sehr und ohne seine Festanstellung wäre das alles vermutlich nicht möglich.

 Wie sieht Dein Alltag aus?

Ich bringe morgens gegen halb neun die Kinder in den Kindergarten, fahre heim und arbeite an meinem Label, bis ich um 15 Uhr die Kids wieder abhole und den Nachmittag mit Ihnen verbringe. Abends essen wir dann alle zusammen und wenn die Kinder im Bett sind arbeite ich noch ein paar Stunden. Ich fahre mindestens einmal pro Saison nach Portugal um meine Produktionsstätten zu besuchen und die neue Kollektion vorzustellen und zu besprechen, einmal pro Saison fahre ich nach Paris um die fertige Kollektion auf der Messe zu präsentieren und einmal pro Saison besuche ich die Stoffmesse. Die meiste Arbeit kann ich aber aus meinem Büro zuhause erledigen. Mein Mann arbeitet Vollzeit, ist aber glücklicherweise flexibel genug um in den Zeiten in denen ich weg bin zu übernehmen, und wir haben auch ganz tolle Eltern, die uns viel unterstützen.

LOVE kidswear

Gibt es ein Erfolgsrezept? Hast Du Tipps für Mamis, die sich überlegen, selbstständig zu werden?

Ich denke nicht dass es ein Erfolgsrezept gibt, aber es ist auf jeden Fall so, dass meine Erfahrung in der Modebranche mich gelehrt hat, dass ein Label nicht allein durch gutes Design erfolgreich wird, sondern von vielen Faktoren abhängt. Um auf dem Markt konkurrenzfähig zu bleiben, braucht man ausser Talent und gutem Design einen funktionierenden Produktionsweg, gute Vertriebswege und wirksames Marketing. Die wenigsten Leute, die sich selbständig machen, haben Fähigkeiten in all diesen Bereichen, und es ist nicht einfach sich diese Wege aufzubauen und braucht vor allem Zeit. Also: Talent, Know how, viel Durchhaltevermögen und einen sehr langen Atem 🙂

Was sind Deine beruflichen Pläne?

Ich hoffe dass sich das Label weiterhin gut entwickelt und ich mir ein kleines Team und einen festen Kundenstamm (aus Einkäufern und Endkunden) aufbauen kann. Momentan arbeite ich nur mit freien Mitarbeitern und wünsche mir eine zweite Hand dauerhaft an meiner Seite, um weiter wachsen zu können. Letztendlich hoffe ich, dass LOVE kidswear eine feste Größe wird auf dem internationalen Kindermode Markt und glaube ganz fest daran.

Franziska Bergmiller
Franziska BergmillerGründerin von LOVE kidswear
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