Die heutige Mompreneur hat sich vor ein paar Tagen im Artikel “Bilingual Kids: wenn der Mann eine nicht-europäische Sprache spricht” vorgestellt. Denn Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf ist nicht die einzige Challenge, die Sonja bewältigen muss – sondern auch Bilingualität ist eine Herausforderung für ihre fünfköpfige Familie.
Mit Charme und Leichtigkeit erzählt Sonja über ihre Firmengründung und die Idee, die sie beruflich anspornt. Wenn Ihr auf der Suche nach familienfreundlichen Ferienunterkünften seid, schaut unbedingt auf ihre Homepage vorbei – besonders vor Eurem nächsten Familienurlaub!
Liebe Sonja, vielen herzlichen Dank 🙂
Stell Dich und Dein Business kurz vor.
Ich heiße Sonja Alefi und lebe in einem echten Frauenpower-Haushalt in München. Denn mein Mann und ich haben 3 Töchter (3, 5 und 8 Jahre) und wir werden tatkräftig von zwei Omas unterstützt. Seit Oktober ist meine Seite www.littletravelsociety.de online. Little Travel Society ist eine neue Sammlung von kinderfreundlichen Ferienhäusern, Boutique Hotels, Biobauernhöfen und Hütten für Familien. Auf meiner Seite finden Familien schicke, besondere, stylische und/oder ökologische kleine Häuser. Alle Hotels wurden mir von Familien empfohlen. Zu jedem Hotel gibt es ein paar wichtige Familien-Fakten – besondere Elternhighlights wie z.B. das Design oder Sonnenuntergänge, praktische Fragen wie „Passen wir alle in ein Zimmer?“ oder typische Kinder-Anliegen wie “Gibt es Katzen, die man streicheln kann?“. Aber auch negative Aspekte haben ihren Platz – die Empfehlungen sind ehrlich. Im Moment ist meine Seite für Hotels kostenlos. Mein Geschäftsmodell sieht vor, von den Hotels eine jährliche Listingfee zu verlangen wenn die Bekanntheit größer wird. Wenn Ihr meine Idee und meine Seite gut findet, könnt Ihr mich daher vor allem darin unterstützen, indem Ihr meine Seite weiter empfehlt – Likes für meine Facebookseite und Eure Hotelempfehlungen helfen auf diesem Weg natürlich auch!
Was hast Du vor der Kinderära beruflich gemacht?
Studiert habe ich Kulturwirtschaft in Passau, Mexiko und Spanien. Danach habe ich jahrelang im Marketing gearbeitet – u.A. als Brandmanagerin für einen großen internationalen Lebensmittelkonzern. Zu der Zeit, als ich mit meiner ersten Tochter schwanger wurde, habe ich als Consultant für eine Markenberatung gearbeitet.
Wie hat die Mutterschaft Deine berufliche Situation verändert?
Bei der Geburt meiner ersten Tochter vor 8 Jahren habe ich mir ein Jahr Elternzeit gegönnt. Das eine Jahr zuhause als Hausfrau und Mutter war einerseits eine große Umstellung für mich, andererseits hat es mir gut getan… Mal raus aus dem ganzen Hamsterrad und das eigene Leben von außen betrachten: Da kamen die ersten Zweifel. Arbeiten wollte ich auf jeden Fall – ich habe schier auf den ersten Arbeitstag wieder hin gefiebert. Aber nicht voll – ich wollte auch da sein für mein Baby. Und dann ging es mir wie vielen Mamas…
In der Beratung wurde ich als „Teilzeit-Mama“ nicht mehr so richtig ernst genommen. Ich bin zudem in einem sehr sozialen Elternhaus aufgewachsen. Meine Mutter hat immer irgendwelche gemeinnützigen Projekte unterstützt. Also habe ich die Zeit genutzt, um mich umzuorientieren und habe als sogenannte „soziale Investmentmanagerin“ für einen Social Impact Fonds angefangen zu arbeiten. Dort habe ich 5 Jahre lang Sozialunternehmer finanziert. Das hat mich sehr ausgefüllt, da es für einen Halbtagsjob eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe war und ich mit vielen spannenden Menschen arbeiten durfte. 5 Jahre später und 2 Kinder mehr hatte ich jedoch ein logistisches Problem, da mein Mann unter der Woche kaum zu Hause ist. Die Planung meiner beruflichen Reisen wurde für unsere Familie so zum Alptraum. Zudem hatte ich das Gefühl, dass die festen Halbtagszeiten zu starr für mich und meine Kinder sind und auch hier meine Aufstiegschancen als Mutter und Teilzeitangestellte mehr als begrenzt sind. Und dann war da noch was anderes … (siehe nächste Frage)
Wie bist Du auf die Businessidee gekommen?
Ich hatte große Lust, zu gründen. Nach 5 Jahren als Investmentmanagerin und Hunderten von Businessideen, die über meinen Schreibtisch gegangen sind, hatte ich selbst viele, viele Businessideen in meinem Kopf. Und mein Mann meinte irgendwann entnervt: „Mensch! Jetzt red doch nicht immer nur drüber! Mach doch einfach mal!“
Und da hab ich „einfach gemacht“, gekündigt und im März 2015 angefangen, meine Geschäftsidee zu entwickeln. Ich bin schon immer viel gereist. Mit der Geburt der Kinder habe ich dann ein wenig damit gehadert, dass das Reisen so viel komplizierter wurde. Ich wollte meinen Urlaub einfach nicht in All-Inclusive-Resorts mit Animation und Bauchtanz verbringen. Und trotzdem ging natürlich das „Ins-Blaue-Hinein-Reisen“ mit kleinen Kindern auch nicht mehr so richtig. So habe ich versucht, Urlaubsorte, Hotels und Ferienhäuser zu finden, die einen Kompromiss darstellen. Nachdem ich wieder mal nächtelang Hotels mit Blümchenvorhängen, Fun-Resorts mit quitschegelben Rutschen und nette kleine Boutique Hotels mit No-Kids-Policy durchforstet hatte, habe ich mir gedacht: Mensch, das Problem habe ich doch bestimmt nicht allein. Dabei gibt es da draußen einige Hotels, die genau das bieten, nur – diese zu finden, ist für Familien oft ein unglaublicher Rechercheaufwand. Außerdem: Die besten Hotels findet man dann doch am Ende über Empfehlungen. So habe ich beschlossen, eine Seite zu starten, auf der ich genau das professionalisiere. Empfehlungen von Eltern für Eltern für schicke kleine Hotels und Ferienhäuser, die ehrlich sind und die wichtigsten Familienfakten auf einen Blick darstellen.
Wie sieht Dein Alltag aus?
Ich stürze mich vormittags bis 15 Uhr in die Arbeit an Little Travel Society. Das bedeutet, ich maile und spreche mit Hotels, Texterinnen, dem ITler, möglichen Kooperationspartnern, schreibe selbst Texte, bespiele Facebook und Instagram. Viel Spaß macht mir der Austausch mit den Hotels – ich habe viele kleine Boutique Hotels von Quereinsteigern auf der Seite. Die Gastgeber haben oft einen sehr spannenden Lebenslauf.
Dann hole ich meine 3 Töchter ab und wir verbringen den Nachmittag miteinander oder ich fahre die Damen von A nach B für ihre vielen Aktivitäten. Auch abends und am Wochenende schiebe ich ein paar Stunden Arbeit dazwischen. Das ist jetzt am Anfang nicht zu vermeiden – im Moment ist alles noch sehr neu und spannend – oft tauchen 5 neue Probleme auf wenn ich eines gelöst habe. Ich bin zwar oft müde (naja, welche Mutter ist das nicht?), aber glücklich. Und ich glaube, meine Töchter haben durch meine Selbständigkeit auch Vorteile, obwohl ich nun mehr arbeite als zuvor. Diese Woche bin ich zum Beispiel das erste Mal bei einem Bastelevent in der Schule dabei gewesen. Früher konnte ich das nicht, weil ich vormittags ins Büro musste. Heute kann ich sagen: Ach, da geh ich jetzt hin und mache meine Arbeit dann eben abends fertig. Meine Tochter hat sich auf jeden Fall sehr gefreut…
Gibt es ein Erfolgsrezept? Hast Du Tipps für Mamis, die sich überlegen, selbständig zu werden?
Mit Erfolgsrezepten wäre ich an dieser Stelle vorsichtig – ich muss ja selbst erst mal wirklich erfolgreich werden mit meiner Seite. Aus meiner Zeit als Investmentmanagerin kann ich jedoch sagen: Sich nicht entmutigen lassen und das Geschäftsmodell und Konzept immer wieder in Frage stellen und weiter anpassen ist sehr wichtig für den Erfolg. Start-ups sind nichts für Perfektionisten bzw. Perfektionisten müssen lernen mit dem Halben und Unfertigen zu leben. Sonst gibt´s am Ende nur Burn-out statt Erfolg.
Und: Traut Euch! Leider haben Frauen oft ein schlechtes Selbstbewusstsein bezüglich ihrer Fähigkeiten und sind sehr risikoavers. Solltet Ihr an einem Punkt sein, an dem Ihr Euch einfach noch nicht sicher seid, ob die Idee gut ist und ob Ihr den Sprung wagen sollt, schreibt mir eine Mail. Ich gebe Euch gern den letzten kleinen Schupps…
Was sind Deine beruflichen Pläne?
Ich wünsche mir – und arbeite darauf hin -, dass Little Travel Society in 1-2 Jahren allen reisewütigen Familien in Deutschland ein Begriff ist. Ich habe zudem viele Ideen, wie ich dem Thema Reisen und Nachhaltigkeit mehr Raum auf meiner Seite einräumen könnte. Mit einem Ökobilanzexperten habe ich bereits ein paar Ideen dazu entwickelt. Ich bin jedoch auch realistisch – es kann immer etwas schief gehen bei einem Start-up. Dann mache ich eben etwas anderes. Das Angestelltendasein kann ich mir jedoch nicht mehr so richtig vorstellen – jetzt, wo ich den Schritt einmal gewagt habe.
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