2018 verbrachte ich zwei intensive Tage auf der Messe herCAREER: ich sprach mit sehr vielen Menschen, versuchte mich der Lautstärke der Halle anzupassen und war total aufgeregt, so viele bekannte Gesichter wieder zu sehen. Jeden Tag hielt ich jeweils zwei Vorträge. Am ersten Tag war meine Stimme am Abend nur ein bisschen angeschlagen, am zweiten Tag war sie einfach weg. Ich musste sogar meinen letzten Vortrag unterbrechen, weil ich schlicht nicht mehr in der Lage war, weiter zu sprechen. Die Hilflosigkeit, die ich in diesem Moment verspürte, motivierte mich endgültig, etwas gegen die regelmäßig kehrende Heiserkeit zu unternehmen! Denn meine Stimme ist eins meiner Werkzeuge, mit denen ich täglich arbeite, wenn ich Vorträge halte oder Seminare anbiete. Ich muss mich immer auf meine Stimme verlassen können. Heute möchte ich Euch erzählen, wie ich regelmäßig an meiner Stimme arbeite, um mehr Kraft und Volumen zu bekommen.

Wie ich an meiner Stimme arbeite, um mehr Kraft und Volumen für Seminare und Vorträge zu bekommen

Nach der Messe ging ich zu meiner Hausärztin und erzählte ihr von den Problemen, die ich immer wieder mit der Stimme habe. Als akute Problemlösung gab sie mir einen Spray gegen Heiserkeit und überwies mich zum HNO-Arzt zum Durchchecken. Zum Glück bekam ich relativ schnell einen Termin und konnte mich – wie es sich später herausstellte – bei einem Vater aus dem Kindergarten meines Sohnes untersuchen lassen. Die Tatsache, dass wir vor ein paar Wochen zusammen an einem kleinem Tisch saßen und mit den Kindern aus der Kindergartengruppe Laternen für St. Martin bastelten, verschwiegen wir einfach diplomatisch 😉 Stattdessen konzentrierten wir uns auf meine Stimme und führten diverse Tests durch, um sicher zu stellen, dass meine wiederkehrende Heiserkeit keine Kehlkopfentzündung, sondern lediglich eine falsche Stimmbelastung war.

Logopädische Verordnung und Therapie

Als feststand, dass der Arzt mir nicht mehr weiterhelfen konnte, bekam ich von ihm eine Verordnung für eine logopädische Therapie. Die 11 Sitzungen wurden zum Großteil von meiner Krankenkasse übernommen (10% der Gesamtkosten, incl. einer Verordnungsblattgebühr von € 10,-, musste ich selbst bezahlen). Es handelte sich in meinem Fall um eine berufliche Angelegenheit, schließlich verlor ich die Stimme hauptsächlich bei der Arbeit (bei Seminaren, Vorträgen und Workshops) und nicht in privaten Situationen.

Ich lies mich von einer befreundeten Logopädin beraten, die mich darauf hinwies, zu einer Stimm-Therapeutin zu gehen. Also nicht nur zu irgendeiner Logopädin, sondern einer, die sich auf die Behandlung der vielfältigen Störungen der Stimme spezialisiert. Ich war voll motiviert und selbst die Tatsache, dass die empfohlene Logopädin in Hofheim (Taunus) arbeitete – von mir aus ca. 1,5 – 2 Stunden Anfahrt – hinderte mich nicht daran, mich bei der Therapeutin anzumelden. Frau Elisabeth Bender-Clausen empfing mich in ihrer Praxis für Logopädie (Empfehlung aus Überzeugung) sehr herzlich und nach der Erstberatung begannen wir mit der Therapie!

Wir trafen uns über einen Zeitraum von ca. drei Monate 1-mal in der Woche und probieren verschiedene Sachen aus. Was mich sehr überraschte war, dass die Stimmarbeit hauptsächlich auch Körperarbeit ist! Aus diesem Grund machten wir zahlreiche Bewegungs- und Haltungsübungen, um mir die Verbindung der Stimme mit unterschiedlichen Körperteilen zu zeigen.

Sehr empfehlenswert ist in diesem Kontext der Lax Vox®-Schlauch, den man auch in Musikdidaktik oder als Soforthilfe bei Problemen mit der Stimme einsetzt. Das ist einfach eine Blubber-Therapie, die die Stimmbänder sanft massiert und für richtige Entspannung sorgt. Eine sehr angenehme Übung und die Stimme nach dem Einsatz vom Lax Vox®-Schlauch hört sich mild und klar an. Den erwähnten Silikonschlauch könnt Ihr auf meinem Beitragsbild sehen 🙂

Zusätzlich gab es in meiner Therapie natürlich auch mehrere logopädische Übungen, die einen direkten Einfluss auf die Stimme hatten. Durch diese Übungen wurde mir erst bewusst, wie stark meine Atmung von meiner Körperhaltung abhängig ist. Ich bin sehr froh zu wissen, dass ich selbst in der Lage bin, den Klang meiner Stimme und ihr Volumen zu beeinflussen.

Stimme_mehr Kraft und Volumen für Seminare und Vorträge

Stimmprobleme als Spiegel der Seele

Was bei mir problematisch war/ist und woran ich weiterhin arbeiten möchte, ist meine Atmung beim Sprechen. Von Natur aus bin ich eher schüchtern und gar nicht gewöhnt, vor großem Publikum zu sprechen. Ja, ich weiß, dass der Job Social Media Beraterin mit regelmäßigen Vorträgen und Seminaren nicht gerade ideal ist. Allerdings glaube ich fest daran, dass man Public Speaking ohne dabei die Stimme zu verlieren lernen kann 😉 Denn wenn ich auf einem Podium spreche, werde ich nervös und meine Atmung verkürzt sich. Ich atme nicht mehr “aus dem Bauch”, sondern mache kurze flache Atemzüge, die die Stimme sehr belasten. Auch meine Körpersprache ist verschlossen und angespannt, was die Stimme zusätzlich beansprucht. Da Deutsch nicht meine Muttersprache ist, sondern eine Fremdsprache, die ich eigentlich erst mit stolzen 26 Jahren gelernt hatte, bin ich beim Sprechen nicht ganz entspannt und behalte immer im Hinterkopf Gedanken zur Grammatik, zum Wortschatz oder Sprachstil. All das schränkt meine Stimme ein und ich kann sie nicht voll entfalten.

Mit zunehmender Sicherheit und Erfahrung, mit gezielten Übungen und genauen Vorbereitungen vor jedem längeren Auftritt wird die Situation immer besser und meine Stimme versagt nicht mehr. Ich lerne meine Atmung immer besser zu beherrschen, meine Körperhaltung in den Griff zu bekommen und die Stimme bewusst einzusetzen, um ihren Klang gezielt zu verbessern.

Welche Tipps für eine bessere und wirkungsvolle Stimme habt Ihr?

Stimme_mehr Kraft und Volumen für Seminare und Vorträge
Beitragsbilder: Janine Stengel-Lewis beim 2. power_m Alumnae-Treffen, München, Mai 2019