“Ich entwerfe Kindermode jenseits von Mainstream und Kitsch. Ein bisschen zeitlos und raffiniert, ohne pink und ohne Glitzer”, sagt Alicja, die 2017 ihr eigenes Label für nachhaltige und fair produzierte Kinderkleider gründete. Über diese Aussage freuen sich bestimmt alle Eltern, die für ihre Kids schlichte, jedoch schöne Kleidung kaufen möchten.

Mit der eigenen Marke konnte Alicja ihren Traum verwirklichen und ihre beruflichen Ziele erfolgreich verfolgen.

Vielen Dank Alicja für Dein Interview – powodzenia! 🙂

Stell Dich und Dein Business kurz vor.

Mit 50+ und nach mehreren interessanten beruflichen Stationen habe ich mich mit kapelusch, meinem Label für nachhaltige und fair produzierte Kindermode, selbständig gemacht. Meine Tochter ist jetzt 22 Jahre alt und studiert in München. Als Testperson für meine Mode ist sie leider schon zu groß, dafür unterstützt sie mich bei meinem Onlineshop.

Meine Philosophie ist schöne und qualitativ hochwertige Biokleidung für Kinder im Alter zwischen 3 und 8 Jahren zu fairen Bedingungen zu produzieren. Ich entwerfe Kindermode jenseits von Mainstream und Kitsch. Ein bisschen zeitlos und raffiniert, ohne pink und ohne Glitzer. Nicht kunterbunt und trotzdem farbenfroh. Qualitativ hochwertig soll die Mode grundsätzlich sein, vor allem für Kinder – damit die Kleidungstücke weiter vererbt werden können und nicht beim ersten Tragen kaputt gehen. Sehr wichtig ist es für mich, dass die Stoffe, aus denen meine Produkte genäht sind, keine chemischen Schadstoffe enthalten. Ich verwende ausschließlich nachhaltige und natürliche Baumwoll- und Leinenstoffe. Ein Zertifikat allein ist für mich keine Qualitätsaussage. Jedes Kleidungsstück wird von mir entworfen, genäht und getestet bis eine Manufaktur in Baden-Württemberg sie Kleidungsstücke in Kleinserien produzieren darf. Anregungen hole ich mir auf Messen, Mode- oder Familienmagazinen und sehr wichtig ist der Blick auf die Straße oder den Spielplatz. Ich setze mich mit neuen Trends auseinander, analysiere sie und verarbeite die Ideen in meinen Modellen. Als Mutter weiß ich gut, wie funktionelle Kinderkleidung sein soll, und ich bin ich auch für Verbesserungsvorschläge und Anregungen der Eltern völlig offen. Meine Mode soll schließlich meinen kleinen Kunden und deren Eltern gefallen.

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Was hast Du vor der Kinderära beruflich gemacht?

Nach dem Studium war ich in Vollzeit in einer deutschen Auslandsvertretung in meiner Heimatstadt Danzig beschäftigt.

Wie hat die Mutterschaft Deine berufliche Situation verändert?

Die Mutterschaft war eine enorme Wende. Das war allerdings nicht die einzige große Veränderung in meinem Leben. Mit der Eheschließung kam der Umzug nach Deutschland. Nach der Geburt meiner Tochter habe ich mich bewusst entschlossen, in den ersten drei Jahren für sie da zu sein und die Zeit mit ihr zu genießen. Aufgrund der langen und unregelmäßigen Arbeitszeiten meines Mannes, habe ich meine Berufstätigkeit erstmals zurückstellen müssen. Die große Entfernung erschwerte auch die Unterstützung durch die Großeltern.

nachhaltige-kindermode-kapeluschWie bist Du auf die Businessidee gekommen?

Die Leidenschaft für Mode wurde mir in die Wiege gelegt. Meine Mutter war gelernte Maßschneiderin und sie hat mir das Handwerk beigebracht. Mein Skandinavistik-Studium habe ich durchs Nähen und Stricken finanziert. Kreativität war immer in meinem Leben präsent. Mit kapelusch – auf Polnisch Hut – setze ich heute diese Familientradition fort. Mein großer Traum war Kinderkostüme zu entwerfen und produzieren lassen. Meine Tochter hatte als Kind einen Kleiderschrank voller Verkleidungen. Meistens sind sie über die Nacht entstanden. Nemo, Dorie, Hexen, Vogelscheuchen und Prinzessinnen waren unsere Mitbewohner. Es war herrlich, meiner Tochter und ihren Freundinnen in diesen Kostümen bei den Hausaufgaben zuzusehen! Leider ist das Nähen von ausgefallenen Kostümen aus Biostoffen (noch) nicht wirtschaftlich.

Geärgert haben mich seit Jahren die schlechte Qualität der angebotenen Kleidung und die unmenschlichen Produktionsbedingungen in der Textilindustrie. Die zahlreichen Skandale in der Textilbranche haben mich auf die Idee gebracht ein Label für nachhaltige und fair produzierte Kindermode zu gründen.

Bist du mit Deiner jetzigen Familien- und Berufssituation zufrieden?

Meine früheren beruflichen Stationen haben mich geprägt und meinen Sinn für Soziales und Umwelt geschärft. Ich möchte diese Stationen nicht missen. Auch die Erziehungsphase mit nicht durchgeschlafenen Nächten, langen Elternabenden oder lustigen Kindergeburtstagen und Spieleabenden war schön. Die Wechseljahre, noch ein Fremdwort für junge Leserinnen dieses Blogs, haben mir neue Energien verliehen und ich habe mich neu definiert und orientiert. „Irgendwann einmal werde ich….“ ist für mich jetzt.

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Wie sieht Dein Alltag aus?

Eigentlich wie ein typischer Tag im Büro: E-Mails checken und beantworten, Buchhaltung, Marketing. Social Media sind heutzutage im Programm jeder Firma und das gilt auch für mich. Ferner sind Recherchen für mich sehr wichtig. Ständig bin ich auf der Suche nach neuen Stoffen, die meinen Kriterien entsprechen. Neue Ideen entwickeln darf selbstverständlich nicht zu kurz kommen. Das ist schließlich mein Kerngeschäft. Beim Einkaufen oder beim Spazieren gehen beobachte ich immer die Kinder. Sie sind die Inspirationsquelle für meine Entwürfe.

Zu den schönsten und unvergesslichen Momenten in meinem beruflichen Alltag gehören die Fotoshootings. Darüber schreibe ich in meinem Firmenblog. Es lohnt sich zu lesen.

Gibt es ein Erfolgsrezept? Hast Du Tipps für Mamis, die sich überlegen, selbstständig zu werden?

Leider habe ich kein fertiges Rezept. Jede Mutter muss für sich entscheiden und überlegen, ob ihr Business zu ihrer aktuellen Lebensphase passt. Ganz wichtig ist die Unterstützung und Akzeptanz durch den Partner. Alle Faktoren müssen passen. Wichtig ist auch, dass man sich von der Illusion des sofortigen Erfolgs befreit.

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Was sind Deine beruflichen Pläne?

Einfach weiter machen, Neues kreieren und die Welt durch meine nachhaltige Kindermode ein Stück verbessern. Auf jeden Fall ist für mich auch die Nachhaltigkeit meines Unternehmens wichtig. Und die kleinen Kunden und Kundinnen sollen von meiner gesünderen Mode profitieren.

Alicja Hegele
Alicja HegeleGründerin von kapelusch

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