Nach meinem Studium der Ernährungswissenschaften in Bonn und Jakarta (Indonesien) wollte ich eigentlich in die Entwicklungshilfe. Von diesem Weg hat mich ein Praktikum bei der Firma Sara Lee abgebracht, die mich sofort fest einstellen wollten. Das Angebot habe ich damals angenommen, weil mir die Kollegen, die Aufgabe und die Stadt Köln super gefallen habe. Dort habe ich auch meine Leidenschaft fürs Marketing entdeckt. Nach 4 Jahren wollte ich mich dann verändern und habe ein Angebot bei der Firma Merz in Frankfurt angenommen, wo ich im Marketing-Bereich „Vitamine“ meine Kenntnisse aus dem Studium mit einbringen konnte. Bis zum Schritt in die Selbständigkeit habe ich dort in verschiedenen Positionen im Marketing und PR-Bereich für die Marken tetesept und Merz Spezial gearbeitet. Das hat sich auch nicht geändert als die Kinder auf die Welt kamen – nur, dass ich meine Stunden „auf dem Papier“ reduziert habe.
©FotoFünkchen-Ulrike Glesius
Ich bin jeweils ca. ein Jahr nach der Geburt der Kinder wieder zurück in den Job gegangen. Ein Job im Marketing ist aber keine Aufgabe, die man in Teilzeit machen kann, wenn man es mit Leidenschaft tut. Da es für mich ohne „Herzblut“ nicht geht, war es letztlich immer eine Zerreißprobe zwischen Job und Familie. Besonders als die Kinder älter wurden und die Betreuungssituation zunehmend schwieriger, wurde die Belastung höher. Dies glaubt man oft nicht, aber in Kita und Kindergarten sind die Kids ja noch gut betreut, mit der Hortsituation meines Sohns in der Grundschule war es dann schon sehr schwierig und ab dem Gymnasium gibt es ja gar keine Betreuung mehr. So groß, dass sie den Nachmittag mit Lernen und Freizeitprogramm völlig alleine bewältigen können, sind sie dann aber auch noch nicht. Letztlich hat mich das dann auch maßgeblich mit angetrieben, etwas an der Job- Situation zu ändern.
Geschäftsideen entstehen ja oftmals aus einem persönlichen Problem – so auch bei mir. Allerdings liegt die Initialzündung meiner Idee schon 10 Jahre zurück. Nachdem ich damals das Internet nach schönen Straßenteppichen für meinen kleinen autobegeisterten Sohn durchstöbert hatte ohne fündig zu werden, kam zum ersten Mal die Idee auf. Ich dachte mir: „Das muss doch besser gehen.“ Gestört haben mich – damals wie heute – vor allem die Farben, die Designs und die Latex-/ Silikonrücken. Ich hatte zwar schon damals ein erstes Konzept zu „Spielteppichen im Stadtdesign“ geschrieben, aber zur Umsetzung kam es leider nicht. Neben meinem Job im Marketing und dem Familienmanagement mit 2 Kleinkindern, blieb damals letztlich keine Zeit sich dem Projekt intensiver zu widmen. So fiel es in eine Art „Dornröschenschlaf“ – im Hinterkopf hatte ich es aber immer. 2016 war die Zeit dann reif für eine grundsätzliche Veränderung. Nach über 15 Jahren bei der Firma Merz mit vielen spannenden Projekten und tollen Kolleg(inn)en habe ich beschlossen zu kündigen und etwas ganz Neues zu wagen. Ich habe bewusst den Schritt aus der Komfort-Zone gewagt und bin ins kalte Wasser gesprungen. Die Kündigung war wichtig, um den Kopf für das neue Projekt frei zu haben. Dann wurde HappyCityKids geboren…
Ich bin wesentlich zufriedener als vorher. Keine endlose Meetings, unnötigen Präsentationen und kein Warten auf Management Entscheidungen… Auf all das kann ich echt gut verzichten! Dafür muss man halt alles selbst entscheiden, viel Zeit und Geld investieren und hoffen, dass man irgendwann davon leben kann. Aber es zählt ja nicht nur das Geld: Ich habe im letzten Jahr schon so unglaublich viel gelernt und viele tolle neue Menschen kennengelernt– das alleine war es schon wert. Das Jonglieren zwischen Job und Familie ist und bleibt aber eine Herausforderung. Ich hoffe, dass es besser wird, wenn das Business erstmal richtig läuft und die Logistik ausgelagert wurde. Ich arbeite zwar jetzt noch viel mehr als vorher in meiner Festanstellung, aber zumindest bin ich als Mama anwesend und kann mir die Zeit frei einteilen. Ich muss mich jedoch oft bewusst dazu zwingen dies auch wirklich zu nutzen und mir Freiräume schaffen. Gerade in den Ferien oder sonstigen Ausnahmesituationen (Krankheit) empfinde ich es allerdings als sehr großen Luxus von zu Hause zu arbeiten: Die Kinder können ausschlafen, sich mit Freunden treffen und einfach mal „Ferien zu Hause machen“. Ich kann trotzdem arbeiten, bin aber als Mama greifbar. Außerdem bekommen die Kinder viel mehr mit was Arbeiten bedeutet, wie wenn man morgens ins Büro verschwindet…
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Ich stehe ca. 6 Uhr (als erste der Familie) auf, bereite Frühstück, Pausenbrote etc vor, mache mich fertig, wecke die Kinder und bringe sie auf den Weg in den Tag…. Wenn alle das Haus verlassen haben, setzte ich mich an den Computer und lege los. Zwischendurch packe ich Pakete und bringen sie auch zur Post. Externe Termine versuche ich möglichst auf Vormittags zu legen. Die Nachmittage hängen davon ab, wie das Freizeit- und Lern-Programm der Kinder aussieht. Je nachdem wird meine Arbeit davon kürzer oder länger unterbrochen. Nach dem gemeinsamen Abendessen setze ich mich meistens nochmal an den Computer. Zwischendurch müssen natürlich noch die lästigen Hausarbeiten, Wäsche, Einkäufe und Kochen erledigt werden. Bei Wochenend-Terminen wenn ich z.B. mit HappyCityKids auf Messen oder Veranstaltungen bin, unterstützt mich mein Mann tatkräftig. Family-Business eben.
1. MACHEN: Wenn ihr eine gute Idee habt, an die ihr glaubt, lautet mein Rat auf jeden Fall: „MACHEN“! Sonst wisst ihr ja nie, ob es geklappt hätte! Habt den Mut, den Traum Wirklichkeit werden zu lassen.
2. DURCHHALTEN: Selbstständigkeit ist natürlich auch eine Typ-Sache. Es bedarf schon viel Eigenmotivation. Wenn der 50. Anruf bei einem möglichen Produzenten noch immer nicht zum Erfolg führt, dann kann einen das schon ganz schön runterziehen. Dann hilft nur: „Durchatmen und weitermachen…“! Man muss es also wirklich wollen, viel Liebe und Zeit in das Projekt stecken und auch Durststrecken durchstehen. Mich spornt die Neugier auf Neues täglich an und wenn man erstmal angefangen hat, eröffnen sich plötzlich ganz neue Türen.
3. FACHMÄNNISCHE HILFE EINHOLEN: Es gibt ein großes Angebot an Unterstützung für Gründer. Auch hier muss man sich erst einmal durch den Dschungel der Möglichkeiten kämpfen – das ist zeitaufwendig, lohnt sich aber. Ich denke man braucht eine Portion Ehrgeiz, Disziplin, Neugier und Leidenschaft für die Geschäftsidee – dann kann es sofort losgehen…
HappyCityKids zu einer erfolgreichen Marke rund um Kinderprodukte im Stadtdesign machen. Der Weg ist noch weit, aber ich kann ja selbst bestimmen in welchem Tempo ich gehe. Wichtig ist mir, dass es weiterhin Spaß macht, sich mittelfristig finanziell lohnt und ich damit wie geplant auch noch Sozialen Projekte unterstützen kann.
Sylvia AllwinnGründerin von Happy City Kids
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