Mir ist gerade klar geworden, dass ich meinen Mann bereits 12 Jahre kenne! Das ist inzwischen ein Drittel meines ganzen Lebens! Wer hätte es damals gedacht, dass aus einem Tanzpaar (wir haben uns bei einem Salsa Tanzkurs in Lugano, Schweiz kennen gelernt), eine so lange Beziehung entstehen wird!
Und obwohl wir am 1. August in Warschau kirchlich geheiratet hatten, sind wir schon etwas länger ein Ehepaar, denn unsere erste Hochzeit fand bereits am 28. Februar 2009 statt, also genau vor 8 Jahren. Warum aber feierten wir zwei Hochzeiten?
Das erste Ehebund war die standesamtliche Hochzeit. In Polen gibt es inzwischen eine Möglichkeit, eine Konkordat Trauung zu organisieren. Das bedeutet, dass die Trauung sowohl kirchlich, als auch rechtlich anerkannt wird. Damals aber gab es diese Regelung in Deutschland nicht. Uns gefiel die Idee, zwei Feiern zu organisieren und für beide Familien und für gemeinsame Freunde etwas Besonderes anzubieten. Obwohl es organisatorisch eine Herausforderung war – damals führten wir noch eine Fernbeziehung – war es für unsere binationale Beziehung einfacher, durch die separate standesamtliche Hochzeit, alle Formalitäten und nötige Unterlagen zu erhalten.
Da mein Mann damals bereits in München lebte, wollten wir unser Glück hier versuchen. Die Logistik war aber zu kompliziert und wir entschieden uns, die Trauung im Schwarzwald zu organisieren, also dort, wo mein Mann aufgewachsen ist. Die Idee war super, weil es in einem kleinen Ort viel einfacher ist als in der Großstadt und zusätzlich geht es alles viel schneller und unkomplizierter, weil man sich kennt.
Die Hochzeit fand im engsten Familien- und Freundeskreis statt. Eine wunderschöne Erinnerung: der Schwarzwald im Schnee, ganz viel Sonne, glückliche Gesichter um uns herum und wir beide, voller Hoffnung, Liebe und Vorfreude auf das gemeinsame Leben. Ich erinnere mich sehr gerne an diesen besonderen Tag um neue Energie aus diesem Momenten zu schöpfen.
Die Standesbeamtin hielte für uns eine schöne Rede. Auch wenn es eine Standardrede war, fand ich sie damals wie ein Wegweiser, der uns die richtige Richtung und mögliche Lösungen zeigte.
Die Standesbeamtin bezog sich auf dieses Zitat von Ulrich Beer:
Die Ehe ist eine Brücke, die man täglich neu bauen muss, am besten von beiden Seiten.
Und danach erzählte sie weiter:
Mit Ihrem “Ja-Wort” heute bewegen Sie sich aufeinander zu und festigen somit die Brücke. Zwei eigenständige Personen, werden eng miteinander verbunden. Sie stehen nicht mehr alleine da, sondern haben jemanden, mit dem Sie sich austauschen und Ihre Pläne verwirklichen können. Sie haben einen Menschen, der für Sie da ist. Jemanden, dem Sie vertrauen, der sich auch mit Ihnen über Ihre Erfolge freut und mit Ihnen lacht.
Banal? Vielleicht, aber das sind Sätze, die man in diesem besonderen Momenten am liebsten hört! Und hier kommt der Clou:
Jede Brücke überwindet Hindernisse, mal größere mal etwas kleinere, sie verkürzt die Wege und erleichtert uns das Hinüber und Herüber. Durch sie Brücke wird die Verbindung reger, enger und intensiver. Was für die reale Brücke gilt, gilt auch symbolisch für die Ehe. (…) Durch Ihre Bereitschaft, die Brücke zu nutzen und aufeinander zu zugehen, haben Sie eine wertvolle Grundlage für eine harmonische und friedliche Ehe geschaffen.
Was mich aber an der Rede am meisten rührte, war die Einbindung der binationalen Beziehung in die Brückensymbolik:
Die Tragfähigkeit einer verbindenden Brücke hängt von der Verankerung und der Stärke der Stützpfeiler ab. Die Brücken werden – je nach Länge – von einem oder mehreren Stützpfeilern getragen. Die Stützpfeiler Ihrer Ehe sind Ihre gemeinsame Interessen, Ihre Ziele und die Einstellung zum Leben. Durch sie ist es einfacher, die Ideen und Gedanken auszutauschen. In Ihrem Fall trifft der Brückenschlag in noch stärkerem Maße zu, denn Sie schlagen nicht nur eine Brücke von Mensch zu Mensch, sondern auch zwischen verschiedenen Nationen.
Warum ich es hier schreibe? Weil wir es im stressigen und gehetzten Alltag oft nicht schaffen, an solche Momente zu denken. Wir konzentrieren uns oft auf hier und jetzt und blenden den Überblick aus. Wir laufen über die Brücke und schauen hauptsächlich auf unsere eigene Füße, damit wir nicht stolpern, nehmen unsere Kinder an die Hand, damit sie nicht hinfallen, tragen unsere Rucksäcke, die mit jedem Tag etwas schwerer werden, vergessen aber oft, den Ausblick zu genießen. Denn ohne den Partner wären wir immer noch im Tal und könnten uns diese schöne Landschaft nicht mal vorstellen.
An meinem Hochzeitstag wünsche ich Euch ganz viele Stützpfeiler, die Euch weit in die Höhe tragen und Euch neue Möglichkeiten und neue Wege zeigen werden.
Für Ihre Zukunft wünsche ich Ihnen, dass es Ihnen immer wieder gelingt, eine Brücke zum anderen zu bauen und einen Weg zu finden, den Sie beide gemeinsam gehen können.
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