Heute gibt es doppelte Mama-Power, denn Helen und Sarah haben gemeinsam ein Projekt entwickelt, das sie auch zusammen durchführen. Mit ihren Kompetenzen und Stärken unterstützen sie Mütter dabei, ihre Ressourcen zu aktivieren und mit den neuen Herausforderungen umgehen zu können.
Sowohl Helen, als auch Sarah setzen auf Networking und inspirierende Sparrings Partner. Vielleicht können sie Euch helfen, Euren “Buzz” zu finden?
Herzlichen Dank Euch beiden für das schöne Interview!
Stell Dich und Dein Business kurz vor.
Helen: Ich bin verheiratet und Mutter einer 2½ jährigen Tochter. Nummer 2 kommt im November. Im Mai dieses Jahres habe ich mich selbstständig gemacht, als Unternehmensberaterin, Trainerin und Coach. Meine Arbeitsschwerpunkte liegen in der nachhaltigen und leistungsorientierten Gestaltung und Begleitung von Veränderungsprozessen – in Organisationen, Teams und auch für den persönlichen Lebensweg. Diesen Sommer habe ich zudem meinen Fokus auf Mütter gesetzt. Gemeinsam mit Sarah haben ich mit „Find your own Buzz“ ein Workshop Konzept entwickelt, welches Müttern Unterstützung bieten soll in ihrem persönlichen Veränderungsprozess.
Sarah: Ich bin verheiratet und Mutter von zwei tollen Jungs (5 Jahre und 1 Jahr). Beruflich habe ich ein „Stand- und ein Spielbein“. Mein Standbein ist meine Tätigkeit als Ergotherapeutin mit Schwerpunkt Pädiatrie im Sozialpädiatrischen Zentrums eines großen Klinikums in München. Mit meinem Spielbein bin ich als Dozentin im Gesundheitswesen (Hochschule, Fortbildungen und Workshops) Beraterin und Systemischer Coach tätig. Gemeinsam mit Helen habe ich das Konzept für „Find your own buzz“ entwickelt, das Mütter in ihren persönlichen Veränderungsprozessen durch die Mutterschaft Unterstützung bieten soll.
Was hast Du vor der Kinderära beruflich gemacht?
Sarah: Ich habe schon damals als Ergotherapeutin mit Kindern und deren Familien in unterschiedlichen Kontexten (Praxen, Frühförderstellen) und als Dozentin gearbeitet.
Mich haben immer schon (Familien-) Systeme interessiert. Wie sie in Wechselwirkung sind, welche Entwicklungsthemen wirken und wie Handlungsfähigkeit erhalten oder wiedergewonnen werden kann. Meine Arbeit erfordert ein „offen und in Resonanz“ bleiben – nach innen wie nach aussen. Ich muss möglichst schnell die Komplexität hinter den Fragestellungen von Familien erfassen, gemeinsam mit ihnen praktische und im Alltag lebbare Lösungen entwickeln und andere, damit in Zusammenhang stehende Berufsgruppen und Lebenswelten koordinieren.
Helen: Ich habe bis April dieses Jahres als Unternehmensberaterin gearbeitet im Bereich Change & Communication Management. Für eine mittelständische Beratung hier in München habe ich den Geschäftsbereich auf- und ausgebaut. Zuletzt habe ich ein Team von 6 Mitarbeitern geleitet. In diesem Geschäftsfeld habe ich meine Berufung gefunden. Das Spannungsfeld zwischen Menschen, Organisationen und Kulturen hat mir etliche Herausforderung geboten, insbesondere dadurch, dass kein Kunde und Projekt gleich ist. Als Beraterin, Trainerin und Coach habe ich viele Veränderungsprojekte begleitet, die mit Veränderungen am Arbeitsplatz einhergingen: organisatorische Veränderungen, Umzug des Unternehmens an einen anderen Standort oder Einführung einer modernen Arbeitswelt beispielsweise. Ich arbeite mit vielen und vor allem unterschiedlichen Menschen zusammen, mit Menschen unterschiedlicher Rollen und Hierarchie, aber auch verschieden in ihrer Persönlichkeit. Das und die Tatsache, dass ich Dinge in Bewegung bringen kann bei Menschen und in Unternehmen, erfüllt mich.
Wie hat die Mutterschaft Deine berufliche Situation verändert?
Helen: Ich gehöre zu den Frauen, die daran glauben, dass ein herausfordernder und vor allem Freude bringender Job und Kinder unter einen Hut zu bringen sind. Obwohl ich es als persönliches Scheitern empfinde, dies bei meinem Arbeitgeber nicht leben zu können, glaube ich noch immer daran, dass ich als Mutter mit meinen Kindern und in meiner Arbeit Zufriedenheit finden kann – gleichzeitig oder nacheinander! Meine berufliche Situation habe ich aktiv selbst verändert, um für mich Auszuloten, wie sich Familie und Beruf harmonischer in Einklang bringen lassen, als ich es bisher erlebt habe. Ich hoffe, wie viele andere Mütter auch, dass der Schritt in die Selbstständigkeit mir genau diese Freiheiten gibt: in meiner Stärke zu sein, Dinge zu tun, die ich mit Leidenschaft vorantreibe und Dinge zu lassen, die mich viel Kraft kosten. Ich bin meiner Tochter extrem dankbar, dass sie mir ein weiteres Auge geöffnet hat, mein Blickfeld erweitert hat. Für mich ist die Veränderung der Arbeitssituation auch ein Hinterfragen meiner bisher gelebten Werte und Glaubenssätze. Das hat sich letztendlich nicht nur auf meine berufliche Situation niedergeschlagen, sondern auch auf die meines Mannes. Wir sind dabei uns als Familie anzuschauen und die Bedürfnisse einzelner Familienmitglieder. Und wir sind auf dem Weg, diese besser zu integrieren, damit wir als Familie entspannter sein können. Das ist ein fortlaufender Prozess 🙂
Sarah: Alles hat sich verändert durch die Geburt meines ersten Sohnes. Ich habe eine vollkommen neue, existentielle Perspektive auf mein persönliches Leben sowie auf das „miteinander leben“ in Familie und Gemeinschaft bekommen. Herausforderungen „mehrschichtig“ und „vielfältiger“ zu sehen erlebe ich als anhaltendes Geschenk des Mutter seins- und Familie – lebens. Beruflich bin ich „ bei und mit Menschen in Entwicklung“ weiterhin für mich am richtigen Ort, doch bin ich im positiven Sinne kritischer und zielstrebiger geworden. Es ist mir wichtig in meinem Beruf wirksam zu sein, aus meiner Stärke und Kraft heraus arbeiten zu können und mir meine Lebendigkeit und Freiheit zu erhalten. So gesehen bin ich auch mutiger geworden und habe mir mit meinem „Spielbein“ deutlich mehr Bewegungsfreiheit dafür verschafft. Meine selbständige Tätigkeit nährt mich und kommt somit auch meiner Familie zugute.
Wie bist Du auf die Businessidee gekommen?
Sarah: Das war, wie vieles in meinem Leben, ein Zusammentreffen von persönlichem Engagement und Arbeit und glücklicher Fügung. Grundsätzlich war mir nach meiner Ausbildung zum Systemischen Coach klar, dass ich diese Art zu arbeiten auf jeden Fall intensivieren wollte und ich beschäftigte mich verstärkt mit möglichen Formaten und Zielgruppen.
Zeitgleich saß ich an einem Artikel zum Thema: „Coaching in der Pädiatrie – Entwicklungsimpulse für alle“ für ein ergotherapeutisches Fachmagazin. Dafür hatte ich mich verstärkt mit dem Empowermentansatz beschäftigt, der neue Fragen in mir hervorbrachte, und vor deren Hintergrund ich meine eigene aktuelle Situation als Mutter in Elternzeit reflektierte. All dies war in mir aktiv und „ in Arbeit“ als mich plötzlich Helen anrief. Wir hatten sofort einen Draht miteinander; und dann ging alles ganz leicht und selbstverständlich. So schnell wie „Find your own buzz“ geboren war, habe ich noch kein Kind auf die Welt gebracht. Alles flutschte;-)!
Helen: Grundsätzlich unterscheidet sich meine Tätigkeit nicht im Vergleich zu meinem bisherigen Job. Ich setze lediglich meinen Fokus individueller auf meine Stärken und Interessen. Die Idee für „Find your own Buzz“ ist seit etwa 2 Jahren in mir gewachsen. Zu dem Zeitpunkt war meine Tochter ein Baby und habe ich meine Ausbildung als systemischer Coach begonnen. Das war die Zeit, als ich begriffen habe, dass ein Baby einem die Welt auf den Kopf stellt. Für mich war dies der Auslöser für meinen persönlichen Veränderungsprozess mit dem Ziel meine Zufriedenheit und meinen „Buzz“ zu finden. Ich laufe also schon eine ganze Weile mit dem Thema schwanger. Als ich Sarah kennenlernte, habe ich ihr davon erzählt und wir hatten sofort eine Verbindung. So ist „Find your own Buzz“ geboren. Ein Workshopformat in dem wir Mütter mit ihren ganz persönlichen Fragestellungen coachen, die sie gerade so mit sich herumtragen.
Bist du mit Deiner jetzigen Familien- und Berufssituation zufrieden?
Helen: Ja. Wir sind als Familie in den letzten 2 Jahren so viele kleine Schritte gegangen, die dazu geführt haben, dass wir zufriedener miteinander sind. Die Veränderung meiner beruflichen Situation war einer dieser Schritte und ich bin sehr glücklich darüber den Mut aufgebracht zu haben, ihn zu machen. Ich bin gerade sehr stolz darauf, was ich geleistet habe und was wir als Familie erreicht haben.
Sarah: Ja. Mein Leben ist vielfältig und lebendig und es darf in Veränderung bleiben.
Mein „Stand – und Spielbein“ im Beruf erlebe ich als stimmig für meine und unsere jetzige Lebenssituation als Familie mit zwei, noch kleinen Kindern. Ich bin stolz darauf, dass wir uns als Familie immer wieder umeinander bemühen und auch Krisenzeiten gemeinsam durchstehen.
Wie sieht Dein Alltag aus?
Sarah: Aktuell bin ich in Elternzeit und so ist mein Alltag noch in einem „Übergangsstadium“. Die Schlafenszeit meines 2. Sohnes Lukas am Vormittag nutze ich für Aquise, Mails und Konzeptarbeit. Und ich tausche mich gerne mit anderen Menschen aus, die in ähnlichen Feldern aktiv sind. Gegen Mittag werde ich dann als Mutter wieder aktiver. Ich kümmere mich um Lukas, Einkauf, Essen und Wohnung und hole um 15:00 Uhr meinen Sohn Leo vom Kindergarten ab. Je nach Wochentag und Wetter sind wir drei draußen unterwegs, gehen zur Musikschule, Bibliothek oder worauf wir sonst gerade Lust haben. Am frühen Abend essen wir alle gemeinsam und abends teilen mein Mann und ich uns auf beim Kinder ins Bett bringen. Manchmal lese oder schreibe ich noch oder mein Mann und ich genießen die Ruhe und Zeit für uns.
Helen: Abwechslungsreich 🙂 Ich nutze die Zeit bis zum Mutterschutz mein Business aufzubauen mit allem was dazu gehört: Profil, Website, Visitenkarten… und Netzwerken! Ich freue mich über viele neue Kontakte zu anderen Solopreneuers und schöpfe viele Ideen aus dem Erfahrungsaustausch. Bei schönem Wetter nutze ich meine Freiheit als Freiberuflerin und hole meine Tochter früher aus der Krippe und genieße mit ihr den Sonnentag draußen im Schwimmbad oder auf dem Spielplatz. Und wenn ich volle Arbeitstage habe, verhandle ich mit meinem Mann darüber, wer unsere Tochter zur Krippe bringt bzw. sie ins Bett bringt… Alltag eben!
Gibt es ein Erfolgsrezept? Hast Du Tipps für Mamis, die sich überlegen, selbstständig zu werden?
Helen: Mir hilft Coaching ungemein und die Unterstützung von Sparrings Partnern. Ich bin ein Mensch, dem entstehen die Ideen im Austausch bzw. ich entwickle Ideen und ich brauche Feedback dazu. Dafür sind Sparrings Partner einfach ideal. Menschen, die einen objektiven Blick von außen haben und einen fachmännischen Blick auf Ideen oder Unterlagen werfen können. Sparrings Partner helfen einem zu wachsen. Coaches auch. Auf einer anderen Ebene. Coaches sind großartig, wenn ich Fragen habe und nach Lösungen suche – in mir. Wenn es zum Beispiel darum geht herauszufinden, was eigentlich meine Stärken sind und wie ich diese einsetzen kann. Ich finde ein Coach ist sehr hilfreich in der Entscheidungsfindung und um für sich Klarheit zu schaffen, wenn ich mir noch gar nicht klar bin. Aber auch später, wenn es darum geht sich zu positionieren, zu präsentieren oder auch Konflikte anzusprechen und zu lösen. Durch das Coaching bin ich persönlich gewachsen und heute bin ich froh, in meinem Netzwerk auf Coaches zurückgreifen zu können – auch für scheinbar kleine Themen. Das ist mein Reflexionsraum, der mit sehr wichtig ist, gerade weil ich nun „alleine“ arbeite.
Sarah: Mir hilft es im Austausch mit anderen zu sein. Das eröffnet neue Sichtweisen und unterstützt mich auch dabei immer wieder zu reflektieren, wo ich selber gerade stehe. Was mich gerade bewegt, was ich verändern möchte und wo ich weiter hin will. Ich schätze konstruktive Kritik und ehrliches Feedback und die Arbeit und den Austausch mit anderen Coaches.
Coaching ermöglicht mir sehr präzise, effektiv und in kurzer Zeit wirklich nachhaltige Lösungen für mich zu finden. Ich kann leichter tragfähige Entscheidungen treffen, die ich auch verantworten kann.
Erfolg ist eine sehr subjektive Angelegenheit. Für mich bedeutet Erfolg einer Tätigkeit nachgehen zu können, in der ich mich selber weiterentwickeln und andere Menschen in ihrer Entwicklung begleiten kann. Ich bin überzeugt, dass man spürt, wenn man an dem Punkt ist, dass man sich mit seinem Anliegen oder einer Idee selbständig machen möchte- und dann muss mein einfach mit dem ersten Schritt anfangen.
Was sind Deine beruflichen Pläne?
Sarah: Weiter Menschen begleiten und coachen, Konzepte entwickeln und umsetzen, wach, kritisch und lebendig bleiben 😉
Helen: Weiter machen, was ich gerade gestartet habe! Die kommende Elternzeit auch für mich nutzen, um mein Business weiter aufzubauen und dann in den nächsten Jahren langsam auszubauen.
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