Die dreifache Mama Melanie habe ich vor ein paar Wochen bei ihrem Bloggerevent kennen gelernt. Sie war sehr nett und aufgeschlossen und wir fanden schnell interessante Themen für unser Gespräch. Als sie mir von ihrem beruflichen Werdegang erzählte, wusste ich sofort, dass sie zur “Mama Start-Up”-Serie perfekt passen würde.
Und heute präsentiere ich Euch das inspirierende Ergebnis von unserem Treffen: ein schönes Interview, in dem Melanie aus ihrer Sicht über die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie erzählt.
Vielen Dank Melanie für Deinen Input und für das Event in Deinem schönen Laden! 🙂
Stell Dich und Dein Business kurz vor.
Melanie Henriette Epp – ich bin Mutter von 3 süßen Kindern – meine älteste Tochter Helena ist fast 14, mein Sohn Henry 5 und meine kleinste – Georgina –ist gerade 9 Monate. Komplett sind wir aber erst mit meinem Mann Thomas und unserem Hund Snoopy.
Ich habe 2013 ein Kindermodelabel gegründet. Die Idee hinter nyani ist es hochwertige Kindermode anzubieten, die nachhaltig und biologisch ist und gleichzeitig frech, chic und modern. Wildfang by nyani ist die bayrisch-moderne und traditionell-freche Trachtenlinie für Babys und Kinder bis zwölf Jahre. Bei uns gibt es klassische Trachtenjanker – aber eben kuschelig mit einem hohen Kaschmir- und Seidenanteil. Unsere Dirndl und Trachtenhemden sind aus österreichischem Leinen gefertigt, mit traditionellen Karomustern abgesetzt, haben aber dann noch ein Detail aus einem frechen Liberty-Muster oder eine gestickte Applikation.
Unser berühmtestes Produkt ist die Plüschbreze zum Knistern oder Rasseln mit verschiedenen Trachtenstoffen auf der Rückseite. Diese war auch der Ausgangspunkt der ganzen Geschichte zur Gründung von nyani.
Was hast Du vor der Kinderära beruflich gemacht?
Ich leitete bis vor kurzem eine der Kommunikationsabteilungen in einem DAX-Konzern. Ich habe immer gearbeitet und über den Mutterschutz hinaus keine Elternzeiten eingelegt. Studiert habe ich Kommunikations- und Medienwissenschaften mit Psychologie und BWL. Ich wurde mit 27 zum ersten Mal Mutter – meine berufliche Entwicklung ohne Kinder war also nicht sehr lang.
Wie hat die Mutterschaft Deine berufliche Situation verändert?
Zuallererst habe ich Priorisieren gelernt. Wenn man von heute auf morgen mit jedem Telefonklingeln vom Arbeitsplatz abgerufen werden kann, wird der Networking Lunch zweitrangig.
Apropos Networking, das galt es neu zu erfinden. In Berlin mit meiner ersten Tochter habe ich mich mit anderen Müttern, die ich aus der Kita kannte, zusammen getan, um uns das Abholen und Bringen in die Kita aufzuteilen. Das hat super funktioniert und arbeitende Mütter waren die Regel, ebenso wie die gegenseitige Unterstützung dabei Kinder und Karriere unter einen Hut zu bekommen.
Als ich dann 2007 nach München zog war ich etwas überrascht. Zum einen über die vielbeklagte Betreuungssituation und zum anderen darüber, dass in Bayern das traditionelle Rollenbild von Müttern und Vätern viel tiefer verankert ist. Ich habe mir allen Ernstes des öfteren ein „Ja, müssen Sie denn arbeiten?“ mit hochgezogener Augenbraue von Arbeitgebern, Kinderbetreuerinnen und auch Wildfremden anhören müssen. Meinen Anspruch auch noch auf eine Karriere hin zu arbeiten, habe ich mich da kaum noch getraut zu formulieren…
Ich bin sehr froh darüber dass sich hier langsam etwas rührt. Berufstätige Mütter junger Kinder und Väter in Elternzeit kann es gar nicht genug geben. Hier wird endlich in kleinen Schritten angefangen Gleichberechtigung zu leben.
Wie bist Du auf die Businessidee gekommen?
Mit meinem zweiten Kind Henry entwickelte ich die Idee, dass die (Kinder-)welt wirklich ganz dringend eine Breze aus Plüsch braucht. Die echten Brezen – ohne die keine bayerische Mutter jemals ein Kind großziehen könnte – hinterlassen einen sehr resistenten unglaublich hart trocknenden Belag auf… einfach allem.
Aus irgendeinem Grund ist allerdings jedes Kind sofort ruhig und glücklich, wenn es eine Breze in der Hand hält.
Damit war die Idee der Plüschbreze geboren. Etliche Prototypen, Fehlversuche, Keylearnings über Spielzeugnormen später war ich die glückliche Besitzerin eines Labels, einer kleinen Kollektion und 2000 Plüschbrezen.
Bist du mit Deiner jetzigen Familien- und Berufssituation zufrieden?
Ja! Von einigen Illusionen bezüglich der Freiheit in der Zeiteinteilung musste ich mich verabschieden, aber andere Highlights wiegen das auf! Zum Beispiel sind wir auf eine lange Geschäftsreise nach Hongkong im letzten Jahr dann „einfach“ alle Fünf geflogen – die Kinder waren vier Wochen in der internationalen Schule bzw. im Kindergarten und mein Mann hat mit der damals noch sehr, sehr kleinen Georgina geholfen. So wurde dann die Geschäftsreise zum Familienabenteuer!
Wie sieht Dein Alltag aus?
Morgens ist es bei uns zu Hause immer sehr hektisch – wir sind alle keine Frühaufsteher und dann wird es echt zur Herausforderung alle 3 Kinder und die Eltern halbwegs pünktlich, angezogen, „gefüttert und gestriegelt“ aus dem Haus zu bringen und pünktlich ins Büro, die Schule, Kindergarten und Kita zu bringen.
Ich versuche so oft wie möglich mit dem Fahrrad zu fahren, das freut dann auch den Hund, der bei nyani als Feelgood-Manager tätig ist… dabei plane ich meinen Tag. Eine Übung die oft schon bei der Ankunft im Büro ordentlich durcheinander gebracht wird.
Im Büro setzen wir im Team die Prioritäten für den Tag und die Arbeitswoche: die aktuelle Kollektion, die Vorarbeiten für die Kollektion für das nächste Halbjahr – Lieferanten-Gespräche, Termine mit Einkäufern, Abwicklung unserer Bestellungen, und Marketing für unser Label und die vielen bunten Überraschungen.
Das nyani Büro hat auch einen eigenen kleinen Showroom – so haben wir dann auch echte Kunden, die uns zum Einkaufen besuchen – immer eine tolle Gelegenheit um direktes Feedback der jungen Käufer zu bekommen.
Gibt es ein Erfolgsrezept? Hast Du Tipps für Mamis, die sich überlegen, selbstständig zu werden?
Das Erfolgsrezept, das lag doch hier irgendwo – zwischen den Musterteilen und den Rechnungen… komisch, hab es doch neulich noch gesehen… Nein, ein Erfolgsrezept kenne ich nicht, aber ich habe sehr viele Erfahrungen gesammelt, die ich gerne jederzeit auf einen Kaffee bei uns zur Verfügung stelle!
Meine Top 3:
Behalte die Krone auf: Als selbstständige Unternehmerin entscheidest Du, was wichtig ist, denn Du stehst dafür auch gerade.
In Mathe nicht nur Deko: Unbedingt die Zahlen im Blick behalten. Es kann auch sein, das mal ein Lieblingsprojekt gekippt werden muss, weil es wirtschaftlich nicht tragfähig ist.
Als Mutter bringst Du hervorragende Führungsqualitäten mit und kannst die ganze Palette zwischen erzieherischer Strenge und gezielter Manipulation spielen: Setze alles davon ein!
Was sind Deine beruflichen Pläne?
Ende Juni dieses Jahres habe ich meinen Job im Großkonzern endgültig an den Nagel gehängt um mich meinem Start-up ganz und gar zu widmen. Gründen 2.0 sozusagen. An manchen Tagen frage ich mich, wie ich meine komfortable, prestigeträchtige Position gegen den Wahnsinn des Unternehmertums tauschen konnte. Aber (fast) jeden Tag genieße ich diese Entscheidung.
Neben den neuen Produkten und Kollektionen soll es in diesem Jahr ganz viel um die Positionierung von nyani und den Aufbau des Unternehmens gehen. Wir haben super Produkte und ein tolles Team, das wollen wir der Welt jetzt auch zeigen!
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