Tanja sprüht vor Ideen! Ihre Businessidee ist sehr frisch und innovativ und gleichzeitig ihre große Herzensangelegenheit! Denn Tanja bietet Eltern in Elternzeit Formate an, die persönliche und berufliche Weiterentwicklung während der Elternzeit ermöglichen. Ein perfekter Ausgleich, Zeit für sich selbst und für die eigenen Themen.
Vor ein paar Tagen hatte ich die Gelegenheit, Tanja und ihr Team persönlich kennen zu lernen und “in action” zu erleben – eine sehr schöne Idee, die bestimmt viel Erfolg bringen wird!
Vielen Dank, liebe Tanja für das inspirierende und motivierende Interview! 🙂
Stell Dich und Dein Business kurz vor.
Ich bin Tanja, 36 Jahre alt, ich lebe mit meinem Mann und unseren zwei Söhnen (2 und 4 Jahre alt) in Baierbrunn im Münchner Süden. Während meiner Elternzeit habe ich elterngarten gegründet. Wir sind seit 2 Monaten online. elterngarten ist eine Plattform für Eltern in Elternzeit zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung und Lebensplanung. In der Form gibt es so etwas meines Wissen deutschlandweit noch nicht.
Elternzeit ist nicht nur die Zeit für Kind und Familie, sondern AUCH eine Auszeit. Wir müssen die Elternzeit nicht ausschließlich mit Aufgaben rund um Kind, Familie und Haushalt verbringen. Wir können auch den zeitlichen und räumlichen Abstand vom bisherigen Job als Chance nutzen, um uns weiterzubilden, persönlich und beruflich weiterzuentwickeln, in neue Themen zu schnuppern, zu reflektieren und bewusste Entscheidungen fürs weitere Leben zu treffen.
Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums wollen sich 74% der Eltern in Elternzeit gerne weiterbilden, aber tatsächlich tut es nur ein Drittel. Warum? Weil die Formate einfach nicht an den Elternzeitalltag angepasst sind. Und diese Lücke schließen wir jetzt mit elterngarten. Die Seminare sind in den Elternzeitalltag mit Kind integrierbar. Kinder sind gerne dabei, zu kinderfreundlichen Zeiten und mit Kinderbetreuung. Es gibt keinen Master-Abschluss oder dergleichen, aber jeder daheim gebliebene Elternteil kann ein bisschen was „fürs Hirn“ tun und fühlt sich mit seinen Ambitionen jenseits von Kind und Haushalt nicht ganz so zurück gelassen.
Persönliche und berufliche Weiterentwicklung muss sich nicht jeder selbst organisieren. Über die Plattform kommen die InteressentInnen zusammen und die Kosten für Trainer, Coaches, Räumlichkeiten und Kinderbetreuung werden auf mehreren Schultern verteilt. Ich setze auch auf die Arbeitgeber. Sie sollten daran interessiert sein, dass sich ihre Eltern während der Elternzeit beruflich und persönlich weiter entwickeln können (wenn sie wollen) und sich nicht unbewusst im Mutter-Kind-Haushalts-Tunnelblick verlieren.
Eltern in Elternzeit können ruhig eine Spielgruppe weniger besuchen und dafür auch mal was für sich tun. 90 Minuten in der Woche auf andere Gedanken kommen und sich für die Woche inspirieren lassen – das ist wie ein kleiner Urlaub mitten im Alltag. Unsere top ausgebildeten Coaches und Trainer bieten erfrischende Perspektivenwechsel und eröffnen garantiert neue Möglichkeiten und Impulse fürs Leben. Das Baby wird merken, wenn es den Eltern damit gut geht.
Was hast Du vor der Kinderära beruflich gemacht?
Ich bin Unternehmensberaterin und aktuell noch in meiner zweiten Elternzeit. Ich habe BWL studiert, bin in der Systemischen Beratung weitergebildet und in den letzten Jahren mit dem Thema „Social Innovation“ unterwegs. In den letzten Jahren vor den Kids habe ich in der Konzernwelt eine Social Business Initiative initiiert und koordiniert und die Erarbeitung einer bereichsübergreifenden Klimaschutzstrategie begleitet. Während meiner ersten Elternzeit habe ich in Teilzeit im Beratungsunternehmen eine Knowledge Community zum Thema Gesellschaftliche Innovationen geleitet.
Wie hat die Mutterschaft Deine berufliche Situation verändert?
Auf dem Papier noch gar nicht, ich bin ja noch in Elternzeit! Aber ich gehe jetzt mal davon aus, dass ich elterngarten als Hauptberuf (in Teilzeit) weiterführe. Mein Arbeitgeber findet die elterngarten-Idee super, bringt sich ein und bietet seinen Eltern in Elternzeit in München die elterngarten Seminare an.
In der Elternzeit verändert sich immer viel für die Arbeitnehmer und darüber wird im Arbeitgeberkontext kaum gesprochen. Die Arbeitnehmer „sind halt weg und kommen vielleicht irgendwann wieder, und dann reden wir wieder“. Elternzeit kann aber durchaus auch eine befruchtende Zeit mit tollen Ideen sein, von denen auch die Arbeitgeber profitieren. Man muss halt auch mal out-of-the-box denken. Es geht um viel mehr als nur um das Weggehen und Wiederkommen in Teilzeit. Es geht um frischen Wind, neue Business-Ideen, neue Perspektiven, neue Netzwerke, neue Motivation. Da können die Arbeitgeber ihre Eltern getrost in Elternzeit schicken, am besten mit dem Satz: „Ich wünsche Ihnen eine gute Elternzeit. Genießen Sie die Zeit mit Baby und nutzen Sie die besondere Auszeit auch für sich. Wir sind gespannt auf unser nächstes Treffen.“ Das fände ich vom Arbeitgeber ziemlich cool. Ich würde nicht mit einem schlechten Gewissen in die Elternzeit gehen, auch nicht in Leistungsdruck oder mit zu konkreten Erwartungen, einfach nur mit Zuversicht und Vorfreude.
Wie bist Du auf die Businessidee gekommen?
Das fing alles im Mai 2015 an. Elias, ein Freund von mir, ist „Berufungscoach“ und ich habe mich von ihm coachen lassen.
Ich hatte mir stundenweise einen Babysitter für meinen kleinen Benjamin organisiert und mit Elias über mehrere Sessions gearbeitet: Meine Stärken und Ressourcen angeschaut, meine Werte, meine Vision für in 4 Jahren, meine Ziele, und wie ich was wann umsetzen könnte. Am Ende des Prozesses fühlte ich mich sehr beflügelt. Ich merkte, was ich noch bin „außer Mutter“, und ich spürte Klarheit und wie Ideen sprudelten, wie ich mein Leben als zweifache Mutter gestalten kann – beruflich und privat.
Und dann kam die Idee: Das sollte es für jeden in Elternzeit geben. Ich baue eine Plattform für persönliche und berufliche Weiterentwicklung, über die allgegenwärtigen Kinder- und Erziehungsthemen hinaus. Wer sagt denn, dass die Eltern in Elternzeit plötzlich einen Schalter umlegen und nach der Geburt nur noch über Kinderthemen sprechen wollen?
Das Leben ist gerade frisch auf den Kopf gestellt, Werte ändern sich mit der Geburt des Kindes, organisatorische Rahmenbedingungen müssen verändert werden, der zeitliche und räumliche Abstand zum Job kann auch sehr befruchtend sein und bei aller Arbeit mit Kind und Haushalt: ich habe in der Elternzeit viiiiel Zeit zum nachdenken! elterngarten greift diese besonderen Rahmenbedingungen auf und bereichert die Elternzeit mit tollen Impulsen.
Bist du mit Deiner jetzigen Familien- und Berufssituation zufrieden?
Sehr! Den Kindern geht es gut, wir haben einen guten Rhythmus: Die Kinder sind nicht zu lange in Kindergarten/ Krippe, wir haben noch ausreichend Zeit zusammen, ich habe aber auch „mein Ding“ und das tut mir total gut. Mein Mann ist schon länger selbststständig und liebt seine Arbeit, er ist meist 4 Tage unterwegs und 3 Tage zu Hause. Auch mit diesem Rhythmus kommen wir gut klar.
Wie sieht Dein Alltag aus?
Immer anders! Weil es meistens anders ist als geplant. So einen „ganz normalen Tag“ gibt es eher selten. Der würde dann aber so aussehen: Kinder gehen um 8.30 Uhr in die Krippe/ den Kindergarten. Dann habe ich 6 Stunden „für mich“. Diese 6 Stunden teile ich mir möglichst frei ein. Ich komme auf ca. 4-5 Stunden richtig produktives Arbeiten, und je nach Flow nehme ich mir Zeit für Haushaltsarbeiten und für Sport oder Meditation. Teilweise bin ich auch unterwegs für Teamtreffen, Netzwerktreffen oder Seminare. Der Nachmittag gehört immer den Kindern. Wir sind viel draußen, wir haben eine kinderreiche Nachbarschaft und es gibt immer Abenteuer. Gerne spielen wir aber auch mal einfach nur zu Hause.
Gibt es ein Erfolgsrezept? Hast Du Tipps für Mamis, die sich überlegen, selbständig zu werden?
1. Das Team: Mein Tipp an die Mamis mit guten Ideen: Folge der Kraft der Idee und dann lernst Du auch die richtigen Leute kennen. So etwas kannst Du nicht planen. Sei einfach da, wo es für Dich passt und offen für das, was passieren will. Der Rest fügt sich zusammen. Wir sind mittlerweile ein ganz tolles Team! Und das macht elterngarten aus. Das ist etwas ganz besonderes. Wir wurden nicht zusammengestellt, wir haben uns nicht gesucht und doch gefunden. Ganz besonders muss ich da Etta hervorheben, die längst nicht mehr in Elternzeit ist. Bei unserer ersten Begegnung war sie so Feuer und Flamme von der Idee und sagte aus dem tiefsten Herzen: „Das hätte ich früher mal gebraucht, das hätte alles verändert.“ Und Christine, auch in Elternzeit, Vereinbarkeitscoach, wir haben beide Kinder im ähnlichen Alter und können super effektiv zusammen arbeiten – sogar mit Kindern dabei. Und dann noch die vielen Freunde und Bekannte, die seit Juni letzten Jahres teilweise sehr intensiv mit gedacht und entwickelt haben. Das gibt so viel Kraft, und das Netzwerk ist einzigartig. Und es wächst täglich weiter, das ist toll dies zu erleben.
2. Klärt die Rahmenbedingungen in der Familie explizit ab. In meinem Fall ist das sicher an erster Stelle die Abmachung mit meinem Mann. Er unterstützt mich für die Elternzeit im Aufbau von elterngarten und setzt mich nicht unter Druck, dass ich morgen Geld verdienen muss. Dafür ist er aktuell der alleinige Geldverdiener und ich fange alles auf, was die Kinder und den Haushalt betrifft. Meine freie Zeit kann ich nutzen, um elterngarten aufzubauen. Oft verfluche ich meinen Mann, wenn ich nachts kaum geschlafen habe wegen einer durchhusteten Nacht oder ich musste nach einem Unfall auch mal abends mit zwei Kindern ins Krankenhaus fahren, weil er „mal wieder“ nicht da war. Aber wenn alle gesund sind, dann habe ich die Zeit und die Mittel, elterngarten weiterzuentwickeln. Von der Seite ist es perfekt. Und der zeitliche Rahmen ist klar abgesteckt.
3. Investiere und entscheide, worauf Du auch verzichten kannst. Meine erste Investition war das Coaching. Und ich lasse mich auch beraten beim Aufbau von elterngarten. Auch beim Logo und der Website habe ich mir helfen lassen, weil ich dafür doppelt so viel Zeit gebraucht hätte und das Ergebnis nur halb so gut gewesen wäre. Es gibt noch einiges zu tun. Man muss eben gut abwägen, wo man jetzt investieren sollte und was noch warten kann…
4. Im Dienst stehen, bei sich bleiben. Mein Business-Ego sehnt sich nach langer Elternzeit-Durststrecke zu Hause auch mal nach Schulter klopfen, Wertschätzung und Anerkennung. Aber das gibt mir leider keine Kraft. Die Kraft und das Geheimnis der Zeit, die man plötzlich hat: das kommt alles von der Idee, die entstehen will. Ich stelle mich in den Dienst der Idee und dann entwickelt sich alles weiter.
5. Zeit einplanen: Alles braucht immer länger Zeit als mal denkt…
Was sind Deine beruflichen Pläne?
Die liegen gerade ganz bei elterngarten… In ein paar Jahren wird elterngarten jeder Mutter und jedem Vater in Elternzeit ein Begriff sein. Deutschlandweit geben wir Eltern die richtigen Impulse für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung und Lebensplanung.
Wir haben mit unseren Impulsen tausenden Eltern die Elternzeit und die Zeit danach bereichert, ihnen Umwege und Krisen erspart, wir haben dafür gesorgt, dass weniger Stress und Krankheiten in den Familien auftreten. Bei den Arbeitgebern haben wir das Image der Elternzeit geändert. Elternzeit ist keine „verlorene Zeit“, ganz im Gegenteil, und für jeden lohnt es sich in die Elternzeit zu investieren. Arbeitgeber und Bundesländer fördern uns und ermöglichen, dass alle Eltern, die möchten, elterngarten besuchen dürfen.
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